Koenig der Murgos
eher Fahnenflüchtige. Sie brandschatzten, da tun Soldaten normalerweise nicht, jedenfalls nicht, wenn sie einen Offizier dabei haben. Das Haus ist völlig nieder gebrannt, aber die Scheune steht wenigstens zum größeren Teil noch.«
»Ist genug davon übriggeblieben, daß wir dort übernachten können?« wollte Garion wissen.
Durnik verzog das Gesicht, dann zuckte er die Schultern
»Das Dach ist noch fast völlig erhalten.«
»Stimmt was anderes nicht?« fragte ihn Belgarath.
Durnik gab ihm einen kaum merklichen Wink, dann ging er weg, bis er außer Hörweite der anderen war. Garion und Belgarath folgten ihm.
»Was ist los, Durnik?« erkundigte sich Belgarath.
»Die Scheune kann uns durchaus Unterschlupf bieten«, sagte der Schmied ruhig, »aber ihr müßt wissen, daß diese malloreanischen Fahnenflüchtigen die Bewohner des Hofes gepfählt haben. Ich glaube nicht, daß die Damen das sehen sollten. Es ist kein angenehmer Anblick.«
»Gibt es eine Möglichkeit, die Leichen zu verbergen?« fragte der alte Mann.
»Ich werde sehen, was sich machen läßt.« Durnik, seufzte.
»Warum tun Leute so was?«
»Unwissenheit, gewöhnlich. Unwissende greifen aus Mangel an Vorstellungskraft auf Brutalität zurück. Begleite die beiden, Garion. Sie brauchen vielleicht Hilfe. Gebt uns mit einer Fackel Bescheid, wenn ihr fertig seid.«
Es half ein wenig, daß es schon fast dunkel war, so konnte Garion zumindest die Gesichter der Gepfählten nicht sehen.
Hinter dem noch schwelenden Haus befand sich ein Erdkeller, dorthin brachten sie die Leichen. Dann nahm Garion eine Fak-kel und entfernte sich ein wenig vom Haus, damit Belgarath das Signal sehen konnte. Die Scheune war trocken, und das Feuer, das Durnik auf einer sorgsam geräumten Stelle des Steinbodens machte, verbreitete bald wohlige Wärme.
»Hier ist es ja richtig gemütlich!« rief Ce'Nedra, während sie lächelnd auf die tanzenden Schatten an den Wandel und Dek-kenbalken schaute. Sie setzte sich auf einen würzig duftenden Heuballen. »Und das Heu wird wundervolle Betten abgeben.
Ich wünschte, wir könnten jede Nacht so eine Scheune finden.«
Garion drehte sich rasch um, und trat ans Scheunentor um hinauszublicken; denn er befürchtete, jetzt nicht Herr seiner Stimme zu sein. Er war auf einem Hof aufgewachsen, der sich gar nicht so sehr von diesem hier unterschied, und der Gedanke, daß eine Schar plündernder Soldaten über Faldors Hof her-fiel, ihn in Band steckte und alle dort mordete, erfüllte ihn mit Grimm. Ein plötzliches Bild schob sich vor sein inneres Auge.
Die schattenhaften Gesichter der gepfählten Murgos hätten leicht die der Freunde aus seiner Kindheit sein können. Diese Vorstellung erschütterte ihn zutiefst. Die Toten hier waren Murgos, aber auch sie waren Bauern gewesen, und irgendwie fühlte er sich plötzlich mit ihnen verbunden. Die Greuel, die man ihnen angetan hatte, wurden zur persönlichen Beleidigung für ihn, und finstere Gedanken erwachten.
21
Am Morgen regnete es wieder, ein Nieseln, durch das die Landschaft verschwommen wirkte. Als sie aus den Ruinen des Bauernhofs ritten, trugen sie wieder die grüne Sklavenhändlerkleidung. Sie machten sich nordwärts auf den Weg und hielten sich ans Ostufer des Sees.
Garion ritt schweigsam dahin, seine Gedanken waren so dü-
ster und bleiern wie der See zu seiner Linken. Der Zorn, der ihn am vergangenen Abend gepackt hatte, war einer eiskalten Entschlossenheit gewichen. Gerechtigkeit, hatte er gelernt, war nichts weiter als Wunschdenken, doch falls die malloreanischen Meuchler, die für diese Greueltat verantwortlich waren, ihm je über den Weg liefen, würde er aus diesem Wunschdenken sofortige Wirklichkeit machen. Er wußte, daß Belgarath und Polgara nicht billigen würden, was er beabsichtigte, deshalb schwieg er und dachte über Vergeltung nach, wenn schon nicht über Gerechtigkeit.
Als sie die schlammige Straße erreichten, die vom Nordende des Sees südostwärts nach Rak Cthaka führte, sahen sie, daß sie von verängstigten, zum größten Teil ärmlich gekleideten murgosischen Zivilisten verstopft war, die Bündel an sich drückten mit der wenigen Habe, die sie hatten retten können.
»Wir werden diese Straße nicht nehmen«, bestimmte Belgarath. »Es wäre zu zeitraubend, versuchten wir durch diese Flüchtlingsscharen hindurchzukommen.«
»Wollen wir überhaupt noch nach Rak Cthaka reiten?« fragte ihn Sadi.
Belgarath blickte auf den Flüchtlingszug. »Ich glaube nicht,
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