Koenig der Murgos
knurrte Belgarath. »Na gut, dann sollten wir wohl.« Mürrisch ergriff er die Zügel seines Pferdes und stapfte hinaus ins Wasser.
23
DieBesatzung des seltsamen Schiffes trug ohne Ausnahme Kittel aus grobem, dickem Stoff mit Kapuze. Ihre scharfge-schnittenen Gesichter wirkten wie gemeißelt, und wie Toth waren sie alle stumm. In absolutem Schweigen gingen sie ihrer Arbeit nach. Garion, der das Fluchen und die rauhe Sprache cherekischer Seeleute bei der Arbeit gewöhnt war, fand diese Stille eigenartig, ja fast beunruhigend. Auch das Schiff selbst verursachte keine der gewohnten Geräusche, kein Schleifen der Ruder, kein Sirren des Takelwerks, kein Knarren der Spanten. Nur das schwache Rauschen des Wassers war zu hören, das gegen die Seiten spülte, als sie durch irgendeine Kraft oder einen Geist durch die nebelgedämpfte See getrieben wurden.
Nachdem die Küste hinter ihnen vom Nebel verschluckt war, hatten sie nicht den geringsten Anhaltspunkt, was die Richtung betraf. Das stille Schiff bewegte sich ruhig dahin.
Garion hatte den Arm um Ce'Nedras Schulter gelegt. Die Erschöpfung durch die Anstrengung im Wald der Ghule, die Düsternis des dunklen Wassers ringsum sowie der allgegenwärtige Nebel machten ihn schwermütig und seine Gedanken verschwommen. Es genügte ihm, neben seiner müden Gemahlin zu stehen, sie schützend im Arm zu halten und mit leerem Blick in den Nebel zu starren.
»Was, in aller Welt, ist das?« rief Sammet irgendwo hinter ihm.
Er drehte sich um und blickte zum Heck. Aus dem perl-grauen Nebel glitt ein weißer Vogel mit unglaublichen Schwingen – größer als ein hochgewachsener Mann seine Ar-me zu strecken vermöchte. Diese Flügel bewegten sich nicht, und doch kam der stumme Vogel näher. Wie ein Geist schwebte er durch die graue Luft.
»Ein Albatros«, sagte Polgara und blickte auf das herrliche Geschöpf.
»Sagt man nicht, daß sie Unglück bringen?« fragte Silk.
»Bist du abergläubisch, Kheldar?«
»Nicht wirklich, aber…« Er beendete seinen Satz nicht.
»Es ist ein Seevogel, nichts weiter«, versicherte sie ihm.
»Warum hat er so riesige Schwingen?« fragte Sammet neugierig.
»Er fliegt weite Strecken über offenes Wasser«, erklärte Polgara. »Seine Flügel halten ihn in der Luft, ohne daß er sich anstrengen muß. Das ist sehr praktisch.«
Der große Vogel legte sich etwas schräg, er stieß einen seltsamen, traurigen Ruf aus, aus dem alle Einsamkeit und Leere des weiten Meeres zu schwingen schien.
Polgara bedankte sich für diesen ungewöhnlichen Gruß mit einem Nicken.
»Was hat er gesagt, Pol?« fragte Durnik sie mit ungewohnt gedämpfter Stimme.
»Es war ein gemessener, höflicher Gruß«, antwortete sie.
»Seevögel sind sehr würdevoll – das liegt wahrscheinlich daran, daß sie soviel allein sind. Das gibt ihnen die Muße, tief-schürfenden Gedanken nachzuhängen und sie auszudrücken.
Landvögel plappern gern, Seevögel dagegen bemühen sich um Tiefsinnigkeit.«
»Sie sind seltsame Geschöpfe, nicht wahr – diese Vögel, meine ich.«
»Nicht, wenn man sie näher kennt.« Sie blickte mit undeutbarer Miene auf den alabasterfarbenen Vogel, der lautlos neben dem Schiff schwebte.
Dann bewegte der Albatros die mächtigen Schwingen. Er flog dem Schiff voraus, bis er schließlich scheinbar reglos vor dem Bug zu hängen schien.
Belgarath hatte zu den Segeln hochgeblickt, die sich in der Windstille unwahrscheinlich aufgebläht hatten. Schließlich brummelte er und drehte sich zu Toth um. »Wie lange dauert die Fahrt nach Verkat?« erkundigte er sich.
Toth maß eine kurze Spanne mit den Händen.
»Das ist nicht sehr verständlich, mein Freund.«
Toth deutete hoch und spreizte die Finger.
»Er sagt, etwa fünf Stunden, Belgarath«, übersetzte Durnik.
»Dann fährt das Schiff rascher, als es den Anschein hat«, bemerkte der alte Mann. »Ich frage mich, wie sie es geschafft haben, den Kobold dazu zu bringen, sich so lange auf eine Sache zu konzentrieren. Ich bin noch nie einem begegnet, der sich länger als eine Minute mit einer befassen konnte.«
»Möchtest du ihn fragen?« bot Durnik ihm an.
Belgarath blinzelte erneut zu den Segeln hoch. »Nein, lieber nicht, denn vielleicht gefällt mir seine Antwort nicht.«
Als der Abend auf sich aufmerksam machte, hob sich die Nordwestküste der Insel Verkat dunkel und verschwommen aus dem Nebel. Sie segelten näher heran, und immer noch schwebte der schimmernde Albatros vor dem Bug her. Garion sah, daß die
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