König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
Familie zugewiesen bekommen und nun wurde ein Festmahl aufgetischt, das den Männern nach den vergangenen Wochen der Wanderschaft über die Maßen fürstlich erschien.
Es gab gebratenen Hammel, mit Mandeln und Hackfleisch gefüllte Wachteln, Granatäpfel, Wein aus der Gegend von Jericho, gekochten Fisch aus dem Jordan und mit Honig gesüßte Feigen. Der warme Duft gebratenen Fleisches durchzog die Luft und überlagerte die feinen Aromen der Oliven- und Zitrusbäume, für die diese Gegend bekannt war.
Jeshua blickte zum Hausherrn hinüber. Neben diesem saßen seine Frau und die Tochter, deren Name Rebecca lautete, wie er nun wusste. Die Kleine hatte mittlerweile ein wenig Farbe im Gesicht bekommen, doch sie wirkte noch immer etwas kraftlos und desorientiert. Nun, das würde sich geben, dessen war Jeshua sich sicher.
Von irgendwoher wurde eine Doppelflöte herbeigebracht und nun erklangen lustige Melodien über den Hof, die von einer kleinen Trommel begleitet wurden.
Die Menschen begannen im Takt der Musik zu klatschen, einige stimmten in den Text des Liedes mit ein, andere lachten glücklich und scherzten miteinander. Es war eine wunderbar entspannte Atmosphäre, die sich noch vor wenigen Stunden niemand hier hatte vorstellen können.
Jeshua stellte seinen Becher auf dem Tisch ab und wandte sich an Simeon zu seiner Linken.
„Ich möchte einen Augenblick allein sein, mein Freund“, sagte er. „Wirst du dafür sorgen, dass ich ungestört bin?“
Simeon nickte. Dann erhoben sich beide, Jeshua nickte noch einmal lächelnd zu ihrem Gastgeber hinüber, der ihn fragend ansah. Dann gingen sie beide zu der kleinen Außentreppe hinüber, die vom Hof hinauf auf das Flachdach führte. An ihrem Fuße blieb Simeon stehen, während Jeshua die knarrenden Holzstufen erklomm und sich auf das Dach begab.
Hier oben war es deutlich kühler als im feuergeheizten Hof. Die Sterne funkelten hell und klar, allein der orangefarbene Feuerschein und die Musik, das Lachen und Klatschen von unten riefen Jeshua in Erinnerung, dass man hier nicht wirklich allein sein konnte.
„Das war das Bemerkenswerteste, was ich je zu sehen bekommen habe, mein Freund“, erklang eine Stimme aus der Dunkelheit.
„Asasel“, lächelte Jeshua. „Ich hätte mir denken können, dass du nicht weit weg bist.“
„Du musst mir sagen, wie du das gemacht hast“, fuhr Asasel fort, während er aus der Dunkelheit heraustrat und dann hell aufleuchtete. Er konnte sich sicher sein, dass niemand ihn von unten würde wahrnehmen können, solange er es nicht bewusst so wollte.
„Ihre Seele war noch im Raum“, sprach Jeshua zögernd. „Ich konnte sie spüren. Alles was ich tun musste war, ihr den Lebensfunken wiederzugeben.“
„Wie hast du das getan?“
„Ich habe gebetet. Und der Herr hat mir den göttlichen Funken gesandt, um sie zu beleben.“
„Den göttlichen Funken? Du meinst das göttliche Feuer!“
„Ja“, erwiderte Jeshua. „Dieselbe Kraft, die in dir steckt. Und die wir Menschen für gewöhnlich nicht haben.“
„Heißt das… heißt das, wir Engel können auch Leben geben?“, fragte Asasel verwirrt. „Bedeutet das, wir können von unserem göttlichen Feuer abgeben, um ein Menschenleben zu retten?“
„Solange die Seele noch da ist…!“, stellte Jeshua klar. „Ich weiß, dass zumindest einmal so etwas schon getan wurde. Samael hat einst eine Menschenfrau namens Lilith mit dem göttlichen Feuer versehen. Allerdings gab er ihr viel mehr als notwendig ist, um ein Menschenleben zu erhalten. Er gab ihr so viel, dass sie beinahe ein Engel wurde. Beinahe…“
Asasel nickte. „Ich verstehe“, sagte er. „Kein Wunder, dass so etwas zwischen Engeln und Menschen so selten vorkommt. Welcher gefallene Engel würde schon einen Menschen wiederbeleben wollen?“
„Wer weiß, Asasel? Vielleicht kommt eines Tages der Augenblick, da es doch geschehen wird.“
…
Es war finster im Treppenhaus, als Eleanor die letzten Stufen zu Elizabeth hinab stieg. Die Bewohner Stratton Halls lagen alle in tiefem Schlaf oder saßen in den Schwesterzimmern gelangweilt vor dem Fernseher.
Elizabeths Seelenschatten hockte wie ein Schmutzfleck auf der Linse einer Kamera auf der untersten Stufe, bewegte sich sanft hin und her und wirkte doch vollkommen teilnahmslos und lethargisch. Erst als Eleanor die letzte Stufe erreichte und sich neben sie setzte, erwachte Elizabeth aus ihrer Starre und blickte hoch.
„Du bist es!“, stellte sie erfreut fest. Wie
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