König der Vampire Bd. 3 - Hexentanz
einziehen.
Der Abschied aus dem königlichen Haushalt war Tanja schwergefallen. Obgleich sie die Hilfe und lehrreiche Zeit nie vergessen würde. Vor allen Dingen waren die Zwillinge, die mittlerweile etwas älter als ein Jahr waren, ihr ans Herz gewachsen. Noch immer erschienen die beiden so unterschiedlich wie Tag und Nacht, und doch so eng verbunden, wie es fraglos nur Zwillinge sein konnten. Tanja würde sie tatsächlich vermissen, obwohl ihr die Möglichkeit für Besuche offen stand. Doch das war schließlich etwas anderes. Sie würde nicht mehr miterleben, wie Anna die Kinder vor dem Schlafengehen quer durch das Haus trug. Die beiden quietschen immer vergnügt, wenn Anna ihre Wolfsgestalt annahm und sie auf dem Rücken ihrer Mama reiten konnten. Tanja konnte nicht mehr nachvollziehen, weshalb sie zu Anfang so egoistisch gewesen war. Dieses eine Jahr hier, hatte aus ihr eine neue Persönlichkeit gemacht. Eine erwachsene Vampirin, die all die wichtigen Dinge des Lebens zu schätzen wusste.
Die Besuche von Tobias und Sandra hatten vor Kurzem aufgehört. Das hatte Tanja deutlich gezeigt, dass ihr eigener Abschied aus dem Haus und dessen Bewohnern näher rückte.
Tanja blickte etwas wehmütig zurück auf die Haustür, als sie mit Tim davon fuhr. Sie hatte den Eindruck, dass jeder zukünftig seinen eigenen Weg ging. Ob sie alle noch einmal so zusammensitzen würden, wie zuletzt vor drei Wochen, das wusste sie nicht. Nur, dass es schön und überaus lustig gewesen war. Die Eintracht der unterschiedlichen Wesen würde sie immer in ihrer Erinnerung tragen. So außergewöhnlich, Vampire, Wölfe und Hexen an einem Tisch. Und doch so normal, als gehörten alle zu einem großen Familienverbund.
Sogar Tanjas eigene Familie, die ja nur aus ihren Eltern bestand, fühlte sich für sie nah und fern zugleich an. Nicht nach Hause zurückzukehren war eine Sache. Ein eigenes Leben mit einem Partner zu beginnen, eine völlig andere. Selbst wenn Tanja es niemals für möglich gehalten hätte, ihre Eltern akzeptierten die Entscheidung für Tim. Was blieb ihnen im Übrigen anderes übrig? Tanja hatte sie erst vor einem Monat vor vollendete Tatsachen gestellt. Auf den Schreck folgte die Einsicht. Ihre Tochter war verändert, ja. Doch ihren Dickkopf hatte sie behalten. Was sie wollte, bekam sie auch. Wenngleich auf eine andere Weise als früher. Die Prinzessin hatte Eli vertrieben ... übrig war eine junge Vampirin. Ohne affektiertes Gehabe - dafür mit einem guten Herzen.
Tim sah sie von der Seite an. »Alles in Ordnung?«, erkundigte er sich.
»Ja. Lass uns einfach in unser Leben starten.«
Kapitel 30
Neunzehn Jahre später.
Juli stand unter der Dusche, doch das kalte Wasser half nichts. Die innere Hitze, die sie befallen hatte, ließ sich nicht vertreiben. Sie wusste, was das heißt. Ihre heiße Woche begann. Sie war gespannt auf Tobias Reaktion, denn sie hatte ihn noch nicht vorgewarnt, dass es bald an der Zeit sein musste.
Juli stellte das Wasser ab und stieg aus der Duschwanne. In diesem Moment hörte sie das Telefon klingeln, doch es verstummte gleich darauf. Wahrscheinlich hatte Tobias den Anruf angenommen. Nach all den Jahren war er so vertraut mit den Wölfen, dass er in der Lage war, Fragen zu beantworten oder Juli mit Rat zur Seite zu stehen. Selbst wenn ihr Clan das zu Anfang etwas verwunderlich fand, dass sie als Oberste Wölfin einen Vampir als Partner hatte, war es mittlerweile normal. Es gab gegenwärtig mehr solcher gemischter Paare, als Juli sich je hätte erträumen lassen. Die Zwillinge von Anna und Nathan waren nicht die einzigen Kinder geblieben, die von neuer Art waren. Obwohl Kinder die falsche Bezeichnung im Falle von Vince und Jules war, hatten die beiden doch im vergangenen Monat ihren zwanzigsten Geburtstag gefeiert!
Juli schlüpfte in ein leichtes Sommerkleid und trat zurück in das gemeinsame Schlafzimmer. Tobias saß auf der Bettkante und sah das Telefon in seiner Hand an, als hätte er das Ding noch nie zuvor gesehen. Dabei war das Gerät ganz schön in die Jahre gekommen, denn Juli hielt nichts von der neumodischen Art, per Hologramm zu telefonieren.
„Was war denn?“, fragte Juli ihn.
„Ich kann es nicht glauben! Obwohl ich es immer gewusst habe, jetzt ist es so weit“, erklärte er flüsternd.
„Was denn?“
„Kai hat angerufen. Jules ist in der letzten Nacht mit den Schmerzen aufgewacht und Vince ebenfalls. Sie wird jetzt wahrhaftig mein Zögling!“
„Oh. Das ist …
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