König der Vampire Bd. 3 - Hexentanz
bei Emily machst“, verlangte er.
„Weshalb? Erstens merkt sie es nicht und zweitens, soll sie wie die anderen sterben, wenn ich fertig bin“, gab Lucia leichthin zurück.
Rene brummte nur. Ihm war noch immer keine Lösung eingefallen. Eines war ihm jedoch vollkommen klar. Er würde Emily nicht umbringen, das brachte er nicht über das Herz.
„Macht dir das nichts aus, diese Leben zu opfern?“, erkundigte er sich.
„Nein, weshalb? Wir erzeugen ja neues Leben. Besseres Leben!“
Rene starrte die Ärztin an, die ihm jetzt den Rücken zudrehte. Das war doch nicht ihr Ernst? Wie konnte sie glauben, diese neuen und künstlich gezeugten Leben wären besser als das der anderen?
„Glaubst du das wirklich oder redest du dir das nur ein, weil Xyla diese Ansicht vertritt?“
„Ich glaube das. Es gab noch nie ein Lebewesen, das alle Eigenschaften der Arten in sich vereint hatte. Was soll da noch besser sein?“, fragte sie zurück.
„Ich frage mich, wo da der gesunde Verstand bleibt“, murmelte Rene.
Er ließ Lucia bei der Elfe zurück und ging nach nebenan. Da lag sie, seine Liebe, sein Herz. Traf ihn alle Schuld? Hatte er sie zum Tode verurteilt, weil er an diesen großen Plan geglaubt hatte? Der Traum von Xyla, die neuen Wesen zu erschaffen, hatte für Rene gut geklungen. Doch jetzt begann er, daran zu zweifeln. Er sah keinen Grund, warum er Emily und den beiden anderen das Leben nehmen sollte. Sie hatten doch nichts mitbekommen und würden daher nichts verraten können. Xylas Ansinnen, dass sie sterben sollten, verstand er nicht.
Während er grübelte, trat er zu Emily an die Liege, strich ihr durch das Haar, küsste sie sanft auf die Stirn. Schlafend und ohne jegliche Bewegung lag sie da. Gefangen in ihrem Körper, ihrem Geist. Tränen rannen ihm über die Wangen. Niemals würde er diese Frau töten können, das wusste er. Doch, welche Alternative blieb? Vor Xyla und ihrer Macht zu flüchten war unmöglich und töricht. Sie würde ihn finden und vermutlich würde er damit sein eigenes Todesurteil fällen.
Als Lucia in den Raum trat, war Rene mit seinen Überlegungen nicht einen Schritt weiter. Die Ärztin betrachtete ihn missbilligend, sagte allerdings keinen Ton. Er blieb stumm am Kopfende der Liege stehen, während Lucia die zusätzliche Probe entnahm.
Frank trat zurück in die Eingangshalle und trug zwei Koffer, die nochmals ein Stück größer als die beiden vorherigen waren. Schnaufend stellte er sie ab, bedachte dabei seine Tochter mit einem strafenden Blick.
„Ich hätte dir gerne den Vampir vorgestellt, der für das Leben deiner Tochter sorgen wird, doch er ist momentan nicht im Haus“, begann Vincent. Seine Stimme zitterte kein bisschen und das trotz der inneren Unruhe. „Da ich nicht weiß, wann genau er zurückkommt, möchte ich diesen Umstand entschuldigen.“
„Das macht nichts, Herr. Ich mache mir diesbezüglich keine Sorgen. Man hört nur Gutes aus dem königlichen Haushalt“, lobte Frank.
Vincent kam sich vor, als hätte ihm jemand einen Hammer vor die Stirn geschlagen. Er hatte Frank zwar nicht belogen, doch im Gegenzug nicht die Wahrheit gesagt. Dass man nur Gutes hörte, schob Vincent auf einen einzigen Umstand. Weil niemand mitbekommen hatte, welche Probleme in der vergangenen Zeit aufgetaucht waren. Zum Glück.
Frank drehte sich zu seiner Tochter um und sah sie flehend an.
„Mach du mir nur keinen Kummer und benimm dich wie eine Erwachsene“, wies er sie an.
Es klang wie ein Abschied, empfand Anna.
„Wir werden schon klarkommen“, versuchte sie den Vater der Vampirin zu überzeugen.
Frank nickte. „Also dann mache ich mich wieder auf den Weg.“
Er reichte zuerst Anna, anschließend Vincent die Hand. Ein fester und vertrauensvoller Händedruck, der Vincent beinahe den Magen umdrehte. Hoffentlich enttäuschte er das Vertrauen dieses Mannes nicht. Denn in diesem Fall konnte er seinen Thron gleich freiwillig aufgeben.
Anna fand es etwas befremdlich, dass Frank seine Tochter nur kurz umarme und ging. Liebevoll sah diese Vater–Tochter–Beziehung nicht aus.
„Komm, ich stelle dir die anderen vor“, forderte Anna sie auf.
Tanja nickte, doch sie machte ein unglückliches Gesicht.
Willkommen im Club! , dachte Anna.
Glücklich war hier momentan keiner. Tanja schritt zaghaft hinter Anna her, die sie ins Esszimmer führte, wo die anderen gewartet hatten. Einzig Juli fehlte, die noch mit Heinrich sprach. Anna zog Tanja kurzerhand an ihre Seite, nachdem sie
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