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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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letzten Wochen rapide verschlechtert. Auch wenn es tagsüber noch immer recht warm wurde, so waren die Nächte zwischen den Felsen eisig. Selim, Lupos Führer, lebte in der ständigen Unruhe, von den Hirten aufgespürt zu werden, denen das Land gehörte. Rastlos wanderten sie von einem verborgenen Wasserloch zum nächsten, verweilten nie lange an einem Ort und kamen schließlich sogar nur noch jeden zweiten oder dritten Tag bei Nacht in die Nähe des Klosters, um sich davon zu überzeugen, dass die Pferde der Ritter noch in den Ställen standen.
    Lupo war es ein Rätsel, was die drei Staufer und den Mönch so lange im Katharinenkloster hielt. Drei Wochen waren sie nun schon dort, und der Falkner begann zu fürchten, dass sie vielleicht den ganzen Winter über im Kloster bleiben würden. Er spürte, wie seine Kräfte schwanden. Husten quälte ihn, und jeden Morgen kostete es ihn größere Überwindung, die klammen Decken zurückzuschlagen und aufzustehen. Wenn sie wenigstens Feuer hätten machen können!
    Selim ertrug diese Mühsal mit mürrischer Geduld. Nie klagte er über die Kälte der Nächte oder die Hitze der Mittagsstunden. Auch sprach er kaum über seine Furcht vor den anderen Stämmen. Nur gelegentlich kam eine abfällige Bemerkung über die Hirten dieser Gegend über seine Lippen. Doch seine stete Aufmerksamkeit strafte seine geringschätzigen Worte Lügen.

    Wie Diebe schlichen sie sich in der Dämmerung an ein Wasserloch, um ihre Schläuche aus Ziegenleder zu füllen. Eine Stunde lang hatte Selim das Tal beobachtet, um sicherzugehen, dass keine Hirten in der Nähe waren. Ein steiler Abstieg führte an einem dünn rieselnden Wasserfall vorbei zu einem tiefen Becken, in dem sich das Wasser sammelte. Im Abendlicht schimmerte es in hellem Blau, fast wie die Steine, die Selim in der Nähe eines ihrer Lagerplätze gefunden hatte. Galt el-Arzraq, der blaue Brunnen, nannten die Beduinen diesen verwunschenen Platz. Einige verkrüppelte Bäume beugten sich tief über das Wasser, und in jeder Felsspalte wucherte hartes braungrünes Gras.
    Ein guter Platz, um zu lagern, dachte Lupo, doch sobald ihre Wasserschläuche gefüllt waren, würde Selim gewiss darauf bestehen, wieder wie die Ziegen in die Berge zu steigen.
    »Lauf!« Der Beduine deutete auf eine Gruppe von Hirten, die aus einem Felsversteck hervorsprang. Einer der Männer ließ eine Lederschlinge über seinem Kopf kreisen.
    Selim versuchte, mit einem langen Satz in Deckung zu kommen, doch mitten im Sprung riss er die Arme hoch, krümmte sich und schlug dann ins stille Wasser des Galt el-Arzraq.
    Lupo hatte mehr Glück. Mit gezogenem Schwert kauerte er hinter einem Felsen. Ein Königreich hätte er jetzt für einen Bogen gegeben. Sobald er sich aus der Deckung erhob, würde der Mann mit der Schleuder ihn erwischen. Also blieb Lupo hinter dem Felsen, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Hirten ihn einkreisten und überwältigten. Fieberhaft sah der Falkner sich nach einem Ausweg um, als sein Blick auf das Wasser fiel, in dem sein toter Führer lag.
    »Selim!« Mit diesem Schrei auf den Lippen sprang Lupo
aus seiner Deckung hervor. Ohne seinen Führer war er in der Felswüste ohnehin verloren.
    Die Beduinen überraschte Lupos Vorstoß augenscheinlich. Ein erster Stein verfehlte den Falkner knapp. Breitbeinig stand ein Krieger mit einem Speer über dem leblosen Körper Selims. Rasend vor Wut, stürmte Lupo auf ihn zu und strauchelte dabei im seichten Wasser. Der Sturz rettete ihn vor einem zweiten Schleuderstein.
    Der Hirte mit dem Speer hob die Waffe, um den Fremden aufzuhalten. Mit einer Finte ließ Lupo seinen Gegner ins Leere stoßen und zerschlug dann den hölzernen Speerschaft. Was dem Beduinen noch blieb, war ein armlanger Knüppel. Mit vor Angst geweiteten Augen hob er die kümmerliche Waffe, als Lupos Welt in gleißendem Schmerz verlosch.
     
    Als Lupo wieder zu sich kam, dröhnte ihm der Kopf. Eine schwarze Zeltbahn verdeckte den Himmel. Jemand summte leise ein Lied. Nicht weit von ihm saß, an einen Zeltpfosten gelehnt, eine Frau, die ein Kind stillte. Als sie bemerkte, dass Lupo wach war, fragte sie ihn etwas, doch er konnte sie nicht verstehen. Nachdem sie ihre Frage zum dritten Mal wiederholt hatte und er noch immer nicht antwortete, schüttelte sie den Kopf und stand auf. Das Kind legte sie auf einen dicken Teppich. Es hatte große braune Augen und trug ein langes sandfarbenes Hemd. Scheu blickte es zum Falkner und krabbelte dann langsam in

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