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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Pfalzgraf Konrad bei Rhein, der Bruder des Kaisers, hatte Rainald von Dassel gemeinsam mit zwei Rittern aufgesucht. Es schien Ärger zu geben.
    Der Falkner tastete nach dem Fläschchen, das er in dem Lederbeutel an seinem Gürtel trug. Der Bruder des Kaisers! Das war ein Geschenk Gottes! Barbarossa würde für Crema büßen. Er sollte am eigenen Leib erfahren, wie es war, wenn einem die Familie genommen wurde.
    Lupo sah sich im Küchenzelt um. Auch der Laufbursche, der seinen Schlafplatz bei den Taubenverschlägen hatte, war an einen schattigeren Ort geflüchtet. Einen Moment lang verweilte Lupos Blick bei den Tauben. Schöne, kräftige Tiere waren es. Seltsam, dass der Erzbischof nie nach einer verlangte. Entschlossen holte der Falkner das Fläschchen aus dem Lederbeutel hervor und füllte seinen Inhalt in einen leeren Krug. Es war nicht viel. Der zähflüssige Saft aus Tollkirschen, zerstoßenen Blüten des roten Fingerhuts und des blauen Eisenhuts bedeckte kaum den Boden des Kruges, doch das war mehr als genug. Lupo ging zu dem Fass
mit dem sauren Wein, den der Erzbischof so sehr schätzte, und füllte den Krug zu einem Drittel. Dann rührte er die rote Flüssigkeit um, damit sich das Gift mit dem Wein vermengte. Prüfend roch er daran und nickte zufrieden. Der unangenehm saure Duft überdeckte den Geruch des Gifts. Er füllte den Rest des Kruges mit Wasser auf und stellte ihn ganz vorne auf den langen Tisch im Zelt ab.
    Eine alte Magd bediente an der Tafel des Erzbischofs. Sie war erst vor ein paar Tagen dem Mundschenk zugeteilt worden. Früher hatte sie als Amme und Kinderfrau gedient. Sie war ein einfältiges, frommes Geschöpf. Sollte sie nur das Gift zum Erzbischof tragen. Sobald sie den Wein zum Zelt brachte, würde er sich davonstehlen. Es würde gewiss nicht lange dauern, bis sie errieten, wer das Gift in den Wein gemischt hatte.
    Lupo setzte sich auf die Bank neben dem Tisch und nahm das halb gerupfte Huhn wieder auf, das von Dassel zum Abend serviert bekommen würde. Der Falkner lächelte. Unwahrscheinlich, dass dieser Teufel dann noch Appetit haben würde.
     
    »Diese Belagerung dauert schon viel zu lange, und wir können nicht dulden, dass es zu solchen Disziplinlosigkeiten kommt. Ich verlange, dass Euer Ritter zur Verantwortung gezogen wird. Er hat einen meiner Edlen in aller Öffentlichkeit fälschlich des Diebstahls bezichtigt!« Pfalzgraf Konrad deutete zu dem Ritter mit der Narbe auf der Stirn.
    »Vielleicht wollt Ihr zunächst einmal Platz nehmen, Herr? Ich lasse nach einer kleinen Erfrischung schicken, und wir reden in aller Ruhe weiter.« Rainald von Dassel nickte der Alten zu, die halb hinter dem hohen Zeltpfosten verborgen stand. »Bring uns Wein, Maria.«

    Wortlos verschwand die Dienerin.
    »Also, wir …« Rainald tupfte sich mit einem Leintuch über die Stirn. Es war höllisch heiß im Zelt, und er hätte eine Kirche in seinem Bistum dafür gegeben, den aufgebrachten Pfalzgrafen wieder loszuwerden. Aber der Graf war der Bruder des Kaisers, und es war klüger, ihn mit dem ihm gebührenden Respekt zu behandeln.
    »Genug, Kanzler!« Konrad hieb mit der Faust auf den Tisch, dass die bronzenen Trinkpokale klirrten. »Mir steht nicht der Sinn nach leerem Gerede. Ihr wisst genau, was ich von der Belagerung halte! Sie dauert viel zu lange. Unsere Ritter müssen zurück und sich um ihre Lehen kümmern. Die Stimmung unter den Männern ist gereizt, und ich verlange, dass Ihr mir diesen Unruhestifter, der vorgeblich in Eurem Auftrag handelte, sofort überstellt.«
     
    Maria war froh, das Zelt verlassen zu können. Drinnen war es so heiß und stickig, dass man kaum atmen konnte. Sie fuhr sich mit dem Ärmel des Kleides über die Stirn und schlurfte zum Küchenzelt. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit war es, dass man ausgerechnet sie zum Dienst im Zelt eingeteilt hatte. Bei dieser mörderischen Hitze! Viel lieber hätte sie sich um Clara gekümmert, aber seit das Mädchen ins Gefolge der Kaiserin aufgenommen war, gab es für Maria keine Aufgabe mehr im Dienste ihres Herrn Anno.
    Als sie das Küchenzelt betrat, fand sich dort niemand außer einem lombardischen Diener, der lustlos ein Huhn rupfte. Alle Übrigen hatten sich irgendwohin in den Schatten verdrückt. Sogar der Mundschenk!
    »Der Fürsterzbischof wünscht Wein für seine Gäste«, brummte sie übellaunig.

    »Dort!« Der Lombarde deutete auf einen Krug. »Er ist so gemischt, wie der hohe Herr es wünscht.«
    Lauter Hufschlag ließ die

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