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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Berge.
    »Mein Department hat nichts mit irgendwelchen staatlichen Streitereien mit Colonel Yardley zu tun«, erklärte Mary. »Ich suche einen Mann, der grundlos acht junge Menschen getötet hat. Man hat mir gesagt, Ihre Regierung würde mir die Vollmacht erteilen, ihn festzunehmen und von der Insel zu schaffen.«
    »Das trifft nicht mehr zu. Wie du mir, so ich dir, daher weht jetzt der Wind. Wir können nicht mehr tun, als Ihnen zu versichern, daß wir den Mann gesucht haben. Der Mörder Goldsmith ist nicht hier. Er hat in keiner Maschine gesessen, die in letzter Zeit hier angekommen ist.«
    Mary sah Soulavier an, der den Kopf neigte und voller Mitgefühl lächelte.
    »Darf ich meine eigenen Nachforschungen anstellen?« fragte sie.
    »Ein gewaltiges Unterfangen. Hispaniola ist eine sehr große Insel, meistenteils Berge. Wenn er hier ist und wir ihn nicht gefunden haben – was nicht sehr wahrscheinlich ist, glauben Sie mir –, ist er vermutlich in die Höhlen oder in die Wälder gegangen, und dort müßten ihn Tausende von Inspektoren monatelang suchen. Es wäre leichter, einen Floh in einem Zimmer voller Papierchiffonnee zu finden.«
    Aide Lopez zuckte mit der Schulter wie ein Pferd, das seine Haut runzelt, um eine Fliege zu verscheuchen. Sie langte nach oben, um den schwarzen Stoff dort zu glätten, richtete den Blick auf Mary und sagte: »Sie sind skeptisch, wie ich sehe. Solange Sie auf unserer Insel sind, werden wir Sie unterstützen, wenn Sie es wünschen. Eine Gefälligkeit unter Kollegen.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar. Besteht die Möglichkeit, daß meine Kollegen zu mir stoßen können?«
    Lopez richtete zwei Finger wie einen Pistolenlauf auf Soulavier, als ob sie ihm den Einsatz für seine Antwort geben wollte. Er lächelte, neigte den Kopf und schüttelte ihn tragisch. »Das liegt bei Colonel Sir«, sagte er. »Er ist hart. Keine Besucher vom Festland.« Seine Miene hellte sich auf. »Wir haben den Widerstand zu fürchten! Doch, doch«, rief er aus, als er Marys skeptische Miene sah. »Colonel Sir hat seine Feinde, und nicht nur auf dem Festland. Wir müssen wachsam sein. Das gehört auch zu unserem Job.«
    »Wir zeigen eine Großmut gegenüber unseren Feinden, die vor zwei Generationen unerhört gewesen wäre«, ergänzte Aide Lopez mit leisem Bedauern.
    Mary spürte, wie es in den Raum warm wurde, obwohl das Gebäude klimatisiert war. Maus in der Falle. Ihre Hilflosigkeit machte sie wütend, aber sie würde diese Wut genausowenig zeigen wie ihre Furcht. »Sie machen mir meine Arbeit sehr schwer«, sagte sie. »Von Polizistin zu zwei confreres: Es gibt doch bestimmt etwas, das Sie tun können, um mir zu helfen.«
    Aide Lopez legte die Stirn in Falten. »Wenn genug Zeit ist, werden Sie mit dem Generalinspektor zusammentreffen. Ich werde versuchen, das für heute vormittag oder heute nachmittag zu arrangieren. Aide Soulavier wird mit Ihnen warten. Vielleicht ein Spaziergang am Strand, Entspannung, etwas zu essen. Am Strand gibt es gutes Essen. Wir nehmen unsere Nachmittagsmahlzeit immer am Strand ein.«
    Aide Lopez stieß ihren alten Drehstuhl zurück und stand auf. Sie war genauso groß wie Mary, setzte jedoch mit einer hohen, spitzen Mütze, die weder zu ihrem Beruf noch zu ihrem Äußeren paßte, noch zehn Zentimeter drauf. Nun ähnelte Aide Lopez einem düsteren Clown, der eine Polizistin nachäffte. Ihre Miene war entspannt und unbeteiligt. Sie ließ den Blick über ihre Sammlung an den Wänden schweifen, drehte sich wieder zu Mary um und sagte: »Das sind meine Fenster.«
    Mary nickte. »Sehr reizvoll.«
    »Wertvoll. Tausende von Dollars, Zehntausende von Gourdes. Ich habe sie von meiner Mutter geerbt. Viele dieser Künstler waren ihre Liebhaber. Ich nehme mir keine Künstler als Liebhaber. Die haben keinen Sinn für korrektes Benehmen.«
    Mary lächelte ironisch, drehte sich dann um und folgte Soulavier, der ihr über die Schlangenfliesen vorausging. »Ja«, sagte er nachdenklich. »Es wäre das Beste für Sie, den Generalinspektor zu treffen. Sie haben ganz recht, wir sind alle Polizisten, mit gemeinsamen Zielen. Das sollten Sie dem Generalinspektor sagen.«
    Mary wollte ihn fragen, wie lange es wohl dauern würde, bis sie Legar treffen könnte, kam jedoch zu dem Schluß, daß dies ein kleines Zeichen von Schwäche wäre. Geduld und keine falschen Schritte. Es konnte sein, daß sie viel Zeit auf Hispaniola verbringen würde.
    Das Wasser in der Bucht war strahlend blaugrün und funkelte vor

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