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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dein Alter, aber es ist uns ziemlich gleichgültig, was Goldsmith getan hat. Er hat uns schon im Stich gelassen, als er noch unter uns war; er hat sich um der Lobhudelei der Combs willen von uns abgesetzt, und kein Schattie kann ihm je wieder Respekt entgegenbringen, nicht einmal du.«
    »Er war ein Freund«, sagte Richard.
    »Er war eine Hure«, sagte Welsh und zeigte erneut, daß das unsichtbare Band zwischen Yermak und ihm aus mehr bestand als nur aus physischer Spannung.
    Richard ließ den Blick über die kleine Gruppe schweifen. Zwei, die noch nichts gesagt hatten, die Schwestern Elayne und Sandra Sandhurst, schienen damit zufrieden zu sein, an ihrem Tee zu nippen und aufmerksam zuzuhören. In Yermaks und Welshs Augen sah Richard etwas, das er bereits hätte spüren müssen; da war eine Wut, die nicht dagewesen war, bevor er die Neuigkeit überbracht hatte. Da war die Angst, daß ihre Verbindung mit Goldsmith ihnen Schwierigkeiten mit dem PD und der Stadt einbringen könnte, mit denen, die in diesem Land in Wirklichkeit die Macht hatten: die Combs, die Therapierten.
    + Madame de Roche hat gesagt das würde nicht passieren aber das PD sieht das womöglich anders. Ich bin schon verdächtigt worden. Vielleicht wieder? Scharf und klar: Treibsand Belästigung Isolation Schmerzen. Diese Bilder habe ich seit Gina und Dione stets gemieden.
    + Ich habe fünfzehn Jahre lang geschlafen.
    Die deutlichen Gedanken verblaßten; er schloß für einen Moment lang die Augen und ließ den Kopf sinken. »Er war ein Freund«, wiederholte Richard.
    »Dein Freund«, bemerkte Yermak mit künstlicher Ruhe.
    »Richard ist unser Freund«, sagte Elayne Sandhurst.
    »Natürlich«, stimmte ihr Yermak zu, irritiert davon, daß sie glauben könnten, er sähe das anders. Er warf Richard einen mißbilligenden Blick zu.
    + Glaubt ich säe Zwietracht schwäche seine Position. Ihre Positionen hier sind alle so schwach. Sie fühlen sich hilflos.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Richard.
    »Wofür?« fragte Jacob Welsh abrupt. »Uns tut’s jedenfalls nicht leid, daß du es uns erzählt hast. Es tut uns nie leid, wenn unsere Meinung bestätigt wird.«
    Sandra Sandhurst ließ ihr Strickzeug in den Schoß sinken und preßte die Lippen zusammen. + Norne die zu Gericht sitzt; einziges gültiges Urteil das Durchschneiden unserer Fäden.
    »Er ist ein weltberühmter Schriftsteller, und wir haben ihn alle gekannt. Er war gut zu uns allen.«
    Yermak gab wieder einen Laut der Verachtung von sich. »Er hat sich dazu herabgelassen, sich unters gemeine Volk zu mischen.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Elayne.
    Yermak stand auf und warf erneut seinen Stuhl um.
    »Sehr dramatisch«, sagte Elayne. Sie wandte sich geringschätzig ab.
    »Ihr könnt mich mal«, sagte Yermak fröhlich. Jacob Welsh legte den Kopf in den Nacken und streckte sich.
    »Das reicht, mein Freund«, warnte er Yermak mit kaum verhüllter Billigung. »Zwei solche Aufwallungen sind nun wirklich genug.«
    »Ich setz mich jedenfalls nicht wieder hin, nicht zu denen«, sagte Yermak.
    »Dann gehen wir eben.« Welsh stand auf. »Deine Neuigkeiten sind nützlich, Richard, und ich finde, das genügt. Deine Loyalität ist bewundernswert, aber wir teilen sie nicht.«
    »Ich glaube nicht, daß es Loyalität ist«, entgegnete Richard. »Wenn er gemordet hat, sollte er therapiert werden…«
    »Aber wir therapieren nicht mal unsere schlimmsten Feinde, Richard«, intonierte Yermak und beugte sich über ihn. »Das würde ich keinem Menschen antun. Besser, er wäre tot. Noch besser, er wäre nie in unsere Nähe gekommen.«
    Richard nickte, nicht um ihm beizupflichten, sondern damit sie endlich gingen.
    »Vergeßt die Lesung nicht«, sagte Elayne Sandhurst vergnügt. »Bringt eure besten Sachen mit.«
    »Ich schreibe nicht mehr«, gab Yermak höhnisch zurück.
    »Dann lies was aus deiner dunklen Vergangenheit«, schlug Ultrima vor. Als Welsh und Yermak gegangen waren, wandte sie sich an Richard. »Also ehrlich. Solche Kinder. Wir haben sie nie gern hiergehabt… sie sind so zu, so verschroben.«
    »Wie ein Brüder- oder ein Liebespaar, dabei sind sie keins von beidem«, sagte Elayne Sandhurst.
    »Die brauchen Hilfe«, meinte Sandra, und alle außer Richard brachen in Gelächter aus. Hilfe war etwas, was die Untherapierten auf keinen Fall wollten. Hilfe war eine Art Tod für jene, die so großen Wert auf ihre Fehler legten.
    + Wir sollten alle im Schatten leben statt in der Sonne. Wie Insekten.

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