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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Empfangsmann. Seine Augen musterten sie mit leiser Mißbilligung und offenkundiger Begehrlichkeit. »Nehmen Sie im dritten Stock Platz, Foyer zwei.«
    Sie verengte die Augen und fixierte den Empfangsmann, bis er den Blick abwandte. Dann schüttelte sie sich leicht, nickte und stolzierte mit besonders beschwingtem Gang davon. Sie verabscheute diese weitverbreitete Mischung aus Ablehnung und Lust und verspürte den vagen Wunsch, sich mit der Transformation zu brüsten und die Spannung damit zu steigern. Es war ein neutraler Fehler, der keinen sozialen Schaden anrichtete, aber vielleicht provokativ war. Eine vage Rache an Theo. An Theo würde der Empfangsmann nichts auszusetzen haben; er würde jedoch wohl auch kein Verlangen nach ihr verspüren. Weshalb Sie nahm einen Lift zum dritten Stock, Foyer zwei, setzte sich zu den Kaffeetrinkern mit ihren Zeitistgeld-Mienen, nahm sie beiläufig mit ihrem Detektivblick unter die Lupe, nur so zum Zeitvertreib, und verfiel in ihre beständige Grübelei über die bedauerliche Tatsache, daß die Detektivspielerei ein fruchtloses Vergnügen war. Keine eindeutige Lösung aufgrund ungenauer Indizien; kein Detektiv kam umhin, sich bei seinen Folgerungen in zwei oder drei verschiedenen Ergebnissen zu verheddern. Kombinieren und Aufklären waren keine Wagen auf einer Straße mit automatischem Leitsystem; sie benötigten Bewegungsfreiheit. Trotzdem, das Detektivspielen machte ihr Spaß, und manchmal waren die Ergebnisse faszinierend. Hier zum Beispiel: ein junger Mann, eindeutig auf dem rasanten Weg zu einem Spitzenjob beim Bundesamt oder beim Staat, Kleidung wie sie bei Therapierten (oder Natürlichen) der zweiten Generation unter jüngeren Leuten wohl gerade Mode war, ausdrucksloses, aber nicht charakterloses Gesicht. Mary Choy nahm an, daß er ein aufmerksamer, aber nicht sonderlich inspirierender Bettpartner war; drei Fingernägel seiner rechten Hand waren rot und golden lackiert, Zeichen für Heiratsofferten großer Familien. Nur in den höheren Rängen des Bundesamtes setzte man sich mit so etwas über die Normen hinweg; daß Familien Klans Sippen ihre Positionen in der Nomenklatura absteckten, war unter Präsident Davis schon vor Raphkind weitgehend zu einem Ritual geworden. Solche Positionen waren kein Nährboden für ungestüme körperliche Leidenschaften; sie waren ein Nährboden für distinguierte Umgangsformen, und bei den Therapierten waren Umgangsformen nur selten ein Deckmantel für irgendwelche Verirrungen. Ein netter junger Mann mit einem angenehmen Sackgassenleben, ein erstklassiger Eloi-Kandidat, wenn er in die Jahre kam. Ein hübscher Parasit.
    Ein vitaleres Geschöpf betrat den Warteraum: eine Transformierte in modischer Aufmachung, die ihre orbitalen Anpassungen verbarg, eine Exotin in den Combs. Alle Augen richteten sich auf sie. Die Exotin sah Mary Choy, bestätigte ihre Verwandtschaft mit einem Lächeln und kam zu ihr, um Platz zu nehmen.
    »Darf ich?«
    Mary neigte den Kopf. Die orbitale Transformierte bückte sich mit angestrengter Anmut; ihre Muskeln waren jetzt auf die Fesseln der Erde eingestellt. Sie fuhr offenbar häufig hin und her und war stolze Besitzerin einer Zwei-Zonen-Körperchemie; eine solche Transformation war für Privatleute zu teuer und mußte vom Staat oder der Firma/dem Haus bezahlt worden sein. Der nette junge Mann kam zu dem Schluß, daß diese orbitale Transformierte schon für seine Phantasie zu viel war, und ignorierte sie. Andere, nicht so stark, in die Hierachie Verwobene bewunderten sie offen. Mary freute sich, als sie neben ihr Platz nahm.
    »Entschuldigen Sie meine Unbeholfenheit«, sagte die Orbitale. »Ich habe mich noch nicht ganz umgestellt. Biochemisch.«
    »Hab ich mir schon gedacht.«
    »Bin erst vor acht Stunden gelandet. Sie sind vom Bürgerschutz, stimmt’s?«
    Mary nickte erneut. Dazu war keine detektivische Kombinationsgabe erforderlich; die Uniformen waren allgemein bekannt und unterschieden sich von Stadt zu Stadt nur wenig.
    »Und Sie kommen vom Grüngürtel?« fragte sie.
    Die orbitale Transformierte lächelte. »Wie scharfsinnig«, sagte sie. »Wer hat Sie gemacht?«
    »Dr. Sumpler.«
    »Dessen Gruppe hat mich auch gemacht. Ich muß mal bei ihm vorbeischauen, solange ich unten bin. Sind Sie zufrieden?«
    Sie dachte daran, ihr von dem Melaninmangel zu erzählen, aber da die Information für eine Biochemische kaum von praktischer Bedeutung sein würde, sagte sie nur höflich: »Ja. Sehr.«
    Die orbitale Transformierte

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