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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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dir Rum mit Wasser bringen soll. Wenn Foster aufwacht, siehst du zu, dass er so viel wie möglich trinkt. Mehr können wir im Moment nicht für ihn tun.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ich muss rauf. Bonny will so schnell wie möglich ablegen. Ich sage ihm, dass du hier unten bist.« Trotz ihrer Sorge um Foster fiel Mary auf, dass er sich noch immer nicht daran gewöhnt hatte, dass Anne eine Frau war. Sie nahm Fosters Hände und schickte ein Stoßgebet
zum Himmel. Flüsternd schwor sie, den Rest ihres Lebens in Demut, Frömmigkeit und Wohltätigkeit zu verbringen, wenn Gott ihr nur den Mann nicht nahm, den sie liebte.
    Die Piraten hatten die restliche Beute auf die Royal Queen gebracht und das indische Schiff verlassen. Anne löste den letzten Enterhaken und sprang herüber.
    »Segel hissen, und nichts wie weg!«, rief sie und rieb sich die Hände. Umgeben von lauter Männern mit schwarzen Gesichtern hatte sie in ihrer Euphorie über den gelungenen Coup für einen Augenblick vergessen, dass Foster verletzt war. Sie ging zu Fetherston.
    »Welcher Hund konnte die Finger nicht von seinem Abzug lassen?« Fetherston berichtete in knappen Worten, was geschehen war. Anne holte tief Luft und fragte bebend vor Zorn: »Wie steht es um Foster?«
    Fetherston zuckte die Achseln.
    »Dobbins war unten, er hat die Wunde versengt, aber was ich gesehen habe, sah nicht gut aus.«
    Während die Royal Queen Fahrt aufnahm, durchquerte Anne das Schiff von vorn bis achtern mit großen Schritten. Im Vorbeigehen taxierte sie die Beute.
    Unter Deck traf sie auf Carry, der einen Krug mit Rum und Wasser für Foster in der Hand hielt. Gemeinsam gingen sie zu ihm.
    »Er ist noch nicht aufgewacht.« Mary versuchte ein tapferes Lächeln, aber ihre Augen spiegelten nackte Angst. Anne nickte ihr aufmunternd zu.
    »Wir schaffen ihn in die Kabine, da hat er ein bequemes Bett. Und dann sehen wir weiter.« Sie ging zur Kajüte und dachte an ihre Zeit auf der Treasure, als Jubilo Benzon im improvisierten Lazarett geholfen hatte, seine Patienten zu versorgen. Anne stieß die angelehnte Tür mit dem Fuß auf. Rackham saß auf einem Stuhl und sah sie unsicher an.
    »Na, bist du jetzt endlich zufrieden, du versoffenes Schwein. Hast du in deinem blöden Schädel überhaupt mitbekommen, was du angerichtet hast?« Sie hielt ihm drohend die Faust vor das Gesicht. Rackham nickte beklommen.
    »Mach, dass du deinen Arsch in den hintersten Winkel dieses Schiffs schaffst. Und pass gut auf, dass du mir nicht unter die Augen
kommst. Falte deine sieben verbliebenen Finger und bete zu Gott und allen Heiligen, dass Foster überlebt, sonst kann ich für nichts garantieren, und du gehst als Fischfutter über die Reling.« Rackham erhob sich und verschwand im Unterdeck.
    Anne nahm das blaue Seidentuch aus der Tasche, verstaute das Bündel in ihrer Truhe, richtete das Bett und ging zurück zu Foster. Carry trug ihn behutsam in die Kabine. Mary folgte. Mit weißen Knöcheln umklammerte sie den Henkel des Rumkruges. Anne nahm das Kissen von Fosters Schulter.
    »Wir müssen so schnell wie möglich an Land. Er braucht einen Arzt. Carry, sag Earl, dass er Kurs auf Kuba halten soll.«
    »Aber wieso Kuba, wir sind doch viel näher an Hispaniola?« Mary konnte die Tränen nicht länger zurückhalten.
    »Ich weiß, dass wir näher an Hispaniola sind, Read, aber wir können weder dorthin noch nach Jamaika. Du darfst nicht vergessen, dass uns Rogers auf den Fersen ist. Ich kann unmöglich unser aller Leben riskieren, um seines zu retten.« Sie warf einen mitfühlenden Blick auf Foster.
    »Bleib bei ihm. Ich lasse dir was zu essen herunterbringen, wenn Rosebud jemals etwas aus seinem verrauchten Loch an Deck schafft.« Mary nickte beschämt. Anne hatte recht. Als Kapitän trug sie die Verantwortung für die ganze Mannschaft. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, zog die Nase hoch und fragte: »Wer hat denn eigentlich geschossen? Es ging alles so schnell.« Anne runzelte die Stirn.
    »Calico, der Hundesohn, hat im Suff mit seiner Pistole herumgefuchtelt. Foster wollte sie ihm abnehmen, und dabei ist ein Schuss losgegangen. Ich glaube nicht, dass es Absicht war, aber was spielt das jetzt noch für eine Rolle.« Sie griff in ihren Hosenbund, holte Hamiltons Opiumpäckchen hervor und reichte Mary eine der kleinen Kugeln.
    »Wenn er Schmerzen hat, gib ihm etwas davon. Es hilft.«
    Die Sonne war bereits aufgegangen, als Anne zurück an Deck kam. Müde streckte

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