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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Handgriffen erreichbar blieb.
    Anne erwartete ihn mittschiffs. Rosebud erzählte von Fleisch, Zucker, Mehl und Mais, die Fässer verschwieg er. Anne war zufrieden und fragte: »Bedeutet das, dass wir gut versorgt sind, auch wenn wir uns für einige Zeit verstecken müssen?« Rosebud nickte.
    Die Piraten hatten alle brauchbaren Güter von der Royal Queen auf den beiden anderen Schiffen verstaut. Ersatzsegel, Taue, Werkzeug, die persönliche Habe der Besatzung, Anne ließ vom Schiff schaffen, was ihr nützlich erschien. Sie öffnete ein Pulverfass und streute den Inhalt auf die Planken. Ein weiteres Fass befand sich im Zwischendeck. Wenn die Flammen es erreichten, würde es explodieren.
    Die Freibeuter standen an Deck der gekaperten Schaluppen und warteten auf Annes Signal. Sie atmete tief durch. Die prächtige Royal Queen zu versenken fiel ihr schwer.
    »Es muss sein«, seufzte sie und warf einen Brandtopf auf das verlassene Schiff. Auf ihr Handzeichen feuerten die Männer brennende Geschosse in die Segel. Das ausgestreute Pulver entzündete sich sofort. Das Deck glich einem riesigen Feuermeer. Die Flammen züngelten an den Masten entlang, verschlangen das Achterdeck und bahnten sich
ihren Weg die Treppe hinunter in den Bauch des Schiffes. Mit einem donnernden Knall detonierte das Pulverfass und riss den Rumpf in zwei Stücke. Holz- und Eisenteile, Möbel aus der Kajüte, leere Kisten, was sich noch an Bord befand, wurde von der Explosion durch die Luft gewirbelt. Das Blau des Himmels verschwand im Qualm. Die Royal Queen versank in den Fluten.
     
    Die Piraten segelten in Richtung Jamaika und suchten nach einem sicheren Unterschlupf. Anne hatte Rackhams Vorschlag, sich in der Negril-Bucht zu verstecken, angenommen und sah der Zukunft zuversichtlich entgegen. Wenn sie das offene Meer erst verlassen und einen verborgenen Ankerplatz gefunden hatten, mussten sie sich nur für eine Weile dort verbergen, dann würde sich das Problem Barnett ganz von alleine lösen. Ewig konnte er nicht Jagd auf sie machen.
     
    Jonathan Barnett war seit Monaten unterwegs. Er hatte sich und seiner Besatzung viel abverlangt, war rast- und ruhelos von Hafen zu Hafen gesegelt, um endlich eine Spur von Rackham und Bonny zu finden. Die Harbinger kreuzte entlang der kubanischen Küste und hielt Kurs auf Havanna. Der Kapitän war überzeugt davon, dass die Piraten den großen kubanischen Hafen anlaufen würden, um dort ihre Beute zu Geld zu machen. Mit zwei Offizieren stand er in seiner Kajüte und studierte die Seekarte.
    »Diese Buchtkämmer müssen irgendwo an Land gehen und sich frische Vorräte besorgen, dafür brauchen sie Geld, und das können sie nur beschaffen, wenn sie ihre geraubte Ladung schnell verkaufen.« Sein Erster Maat betrachtete die Karte und zeichnete mit dem Zeigefinger die geplante Route nach.
    Glenn Morry war ein Mitdreißiger von kleinem Wuchs. Geringe Herkunft und mangelnde finanzielle Mittel hatten verhindert, dass der intelligente Brite ein eigenes Kapitänspatent hatte erwerben können. Doch Barnett schätzte den scharfen Verstand und die beinahe zwanzig jährige Erfahrung, die seinen Stellvertreter vor allen anderen Offizieren auszeichneten.
    »Sir, nicht dass ich Ihnen widersprechen möchte, aber wäre es nicht auch möglich, dass die Burschen bereits erfahren haben, dass
wir ihnen auf den Fersen sind, und versuchen, uns an der Nase herumzuführen?« Barnett sah den Maat fragend an.
    »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen, Mr. Morry.« Morry nahm den Finger von der Karte und räusperte sich
    »Nun, Sir, wir gehen davon aus, dass sie Havanna ansteuern, um sich Geld zu beschaffen. Was aber, wenn sie längst alles an Bord haben, was sie brauchen, und jetzt auf der Suche nach einem sicheren Versteck sind? Hier an der Küste werden sie schwerlich einen geschützten Platz finden. Wenn ich Freibeuter wäre, gäbe es für mich nur einen Ort, um für eine Weile zu verschwinden, und das ist Jamaika. Bedenken Sie, Sir, dieser Rackham hat sein ganzes Leben in der Region verbracht. Er kennt sie wie seine Westentasche. Was liegt also näher, als dass er sein Schiff dorthin lenkt?« Jonathan Barnett kaute auf seiner Unterlippe.
    »Morry, Ihr Gedankengang ist so abwegig nicht. Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.« Am nächsten Morgen befahl er eine Kursänderung. Die Harbinger nahm Fahrt auf in Richtung Jamaika. Die fünfundvierzigköpfige Besatzung des Schiffs folgte dem Befehl ihres Kapitäns nur unwillig. Seit

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