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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Wochen freuten sich die Männer auf einen Landgang, hofften auf ein paar Tage in Havanna. Jetzt mussten sie wieder auf das offene Meer hinaus, und nur der Himmel wusste, wann der ehrgeizige Barnett sie endlich einen Fuß auf festen Boden setzen lassen würde. Glenn Morry spürte die schlechte Stimmung der Seeleute und informierte Barnett: »Sir, ich denke, es wäre angebracht, wenn Sie ein paar Worte an die Männer richten würden. Vielleicht sollte man ihnen eine Belohnung in Aussicht stellen. Das ist gemeinhin gut für die Motivation, und mir scheint, daran hapert es im Augenblick ein wenig.« Barnett stellte sich auf das Achterdeck und ließ die Mannschaft antreten.
    »Ich will mich kurz fassen. Unsere Mission dauert nun schon eine ganze Weile, und ich kann mir denken, dass der eine oder andere von euch nicht gerade glücklich über den Kurswechsel ist.« Er hörte zustimmendes Gemurmel.
    »Wir sind aber nicht unterwegs, um glücklich zu sein, sondern um einem gefährlichen Wogenwetzer das Handwerk zu legen. Glücklich können wir dann sein, wenn wir ihn erwischt und ins Gefängnis gebracht
haben. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass unser König euch für eure Ausdauer belohnt. Wenn alles gut geht, ist der Tag, an dem ihr mit einem Mädchen auf dem Schoß in einer Hafenkneipe euren Lohn durchbringen könnt, nicht mehr weit. Heute Abend gibt es eine Extraration Bier für jeden. Und jetzt an die Arbeit!«
     
    Anne und Rackham ahnten nicht, dass ihre Häscher immer näher rückten, standen an Deck und schmiedeten Pläne.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir steuern die Bucht von Ochos Rios an. Dort wären wir vermutlich sicher, und vor allem hätten wir durch den Wasserfall kein Problem mit Süßwasser, aber die Einfahrt ist nicht ganz einfach. Vor der Bucht sind ein paar gefährliche Riffe, an denen wir uns leicht den Wanst aufschlitzen können.« Rackham runzelte die Stirn.
    »Dann gibt es noch eine kleine Bucht ein paar Seemeilen westlich von Ochos Rios, aber die ist nicht so geschützt. Also, wie ich es auch drehe und wende, ich bin immer noch der Meinung, wir sollten in der Negril-Bucht ankern.« Anne dachte nach.
    »Wie sieht es da mit Süßwasser aus?«
    »Furzdonnerschlag, Bonny, mach dir keine Gedanken. Da finden wir so viel Wasser, dass wir den ganzen Tag drin baden können.« Rackham grinste, sodass die Zahnlücke, die er Marys Faustschlägen zu verdanken hatte, zum Vorschein kam.
    »Und der Strand, so was von feinem Sand hast du in deinem Leben noch nicht gesehen. Glaub mir, da lässt es sich gut aushalten.«
    »Was meinst du, wie lange wird es dauern, bis der Spuk vorbei ist und Barnett wieder zu seinem unseligen Herren und Meister Rogers zurückkehrt?« Anne schaute auf das glitzernde Meer. Kleine Wellen tanzten silbern in der Sonne, sie träumte davon, ihren Sohn wiederzusehen. Calico nahm ihre Hand.
    »Ein paar Monate können es schon werden, aber irgendwann wird ihm die Luft ausgehen, und dann sind wir frei. Du wolltest doch immer die Route fahren. Je nachdem, wie das Wetter ist, steht dem dann nichts mehr im Weg.« Anne seufzte.
    »Erst mal möchte ich nach Pinos. Ich will den kleinen Jack besuchen und natürlich Grandma Del. Sie braucht sicher Geld.« Dass sie
vor allem an Mary dachte, die ihr Kind dort zur Welt bringen wollte, behielt sie für sich.
    Zwei Tage später erreichten sie die Bucht. Calico hatte nicht zu viel versprochen. Vom Meer aus nur schwer zu entdecken, geschützt und tief genug für die kleinen Schiffe der Piraten, lag sie malerisch in der Sonne des späten Nachmittags.
    Johlend und ausgelassen ruderten die Freibeuter an Land. Sobald das Wasser flach genug war, sprangen sie aus den Beibooten und wateten an den weißen Strand. Dobbins, Davies, Harwood und Fenis hatten sich mit ausreichend Munition versorgt und gingen auf die Jagd, um frisches Fleisch für das Abendessen zu besorgen.
    »Es ist zu spät, um noch ein anständiges Nachtlager aufzuschlagen. Wir essen an Land und schlafen auf den Schiffen.« Annes Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Während Rosebud mit Tucker und zwei weiteren Helfern das Notwendige in ein Boot lud, machten sich die Männer daran, ausreichend Treibholz für drei Feuer zu sammeln.
    Mit zwei Schweinen und etlichen Kleintieren kehrten die Jäger zurück. Sie weideten die Beute aus, zogen den Wildhasen das Fell ab und steckten sie auf Spieße.
    Über glühender Kohle glommen die Flammen, und bald war der Strand vom köstlichen Duft

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