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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Sand liegen und gingen ein Stück den Fluss hinauf, um das geplante Bad zu nehmen.
    Als sie zurückkamen, waren ein paar Männer bereits aufgewacht und blinzelten verkatert in die Sonne. Tucker machte sich auf die Suche nach dem Koch. In kurzer Zeit würde die Mannschaft ihr Frühstück fordern, und er wusste nicht, was Rosebud vorgesehen hatte. Der Junge durchforstete das Schiff bis in den letzten Winkel, konnte den Smutje jedoch nicht finden. Gerade als er ein zweites Mal in der Kombüse nachschauen wollte, ob Rosebud inzwischen dort eingetroffen war, lief er Anne in die Arme. Sie zerrte ihn zum Heck und herrschte ihn an: »Was war hier gestern Abend los? Was hast du mit Rosebud gemacht?« Ihre Augen funkelten dunkelgrün. Tucker sah sie entsetzt an. Konnte es sein, dass sie über Nacht Rosebuds Geheimnis herausbekommen hatte und ihn jetzt aushorchen wollte? Er kniff die
Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Anne griff nach seinem Kragen und schüttelte ihn.
    »Du sagst mir jetzt sofort, was du gestern mit Rosebud gemacht hast!« Der Küchenjunge fiel auf die Knie und flehte: »Bitte, Kapitän, zwing mich nicht. Ich habe mein Ehrenwort gegeben, dass ich nichts sage. Wenn du unbedingt wissen willst, was wir gemacht haben, frag Rosebud, nicht mich.« Anne lachte höhnisch:
    »Das würde ich gerne tun, aber ich fürchte, dass Rosebud mir nicht mehr viel sagen kann. Er liegt nämlich tot da drüben am Strand. Also! Zum letzten Mal! Was war los?« Sie versetzte dem Küchenjungen eine schallende Ohrfeige. Tucker jaulte auf und hielt die Hände schützend über den Kopf. Auf dem Achterdeck hatte Rackham erst das Klatschen der Maulschelle und anschließend das Heulen des Jungen gehört und kam herüber. Anne erzählte ihm von Rosebuds Tod. Tucker hörte mit schreckgeweiteten Augen zu.
    »Es kann nur dieses Früchtchen gewesen sein.« Sie bedachte Tucker mir einem zornigen Blick. »Er ist mit Rosebud auf das Schiff gegangen und ohne ihn wiedergekommen.« Rackham sah auf den schluchzenden Jungen und flüsterte Anne zu: »Lass mich mit ihm reden, ich kriege schon aus ihm heraus, was passiert ist.« Anne überließ ihm die undankbare Aufgabe.
    Rackham stellte sich breitbeinig vor den Küchenjungen und sah ihn von oben herab an. Langsam zog er den Handschuh von seiner verstümmelten Hand. Tucker kauerte auf dem Boden und beobachtete ihn zitternd.
    »Siehst du meine Hand?« Rackhams Frage kam leise und eindringlich. Tucker nickte.
    »Es fehlen drei Finger, nicht wahr?« Tucker nickte wieder. Schweiß stand ihm auf der Stirn, seine Augen brannten.
    »Ich werde dich jetzt so lange fragen, was gestern geschehen ist, bis du mir die Wahrheit sagst.« Rackham sah den Jungen scharf an. »Und Furzdonnerschlag, für jede Lüge, die du mir auftischst, schneide ich dir einen Finger ab. Und damit du weißt, was dir blüht, sage ich dir jetzt schon: Ich fange mit dem kleinen Finger der rechten Hand an.« Er schnalzte mit der Zunge. »Du kannst also selbst entscheiden, ob du mir gleich die Wahrheit sagen willst, oder …« Rackham vollendete
den Satz nicht, stattdessen zückte er seinen Entersäbel und hielt ihn Tucker vor die Nase.
    Verängstigt rutschte der Küchenjunge auf dem Hosenboden einen halben Meter nach hinten. Mit dem Rücken zur Reling hob er bittend die Hände.
    »Hör mir erst zu, ich schwöre, ich sage die Wahrheit, aber erst zuhören und keinen Finger abschneiden!« Er schluchzte laut auf, als er erzählte, wie er Rosebud am Vorabend an seinem Arrakfass überrascht und ein paar Schlucke mit ihm getrunken hatte.
    »Er war so betrunken, dass er nicht mehr an Land wollte. Also habe ich die Weinfässer alleine zu euch gebracht. Aber als ich ging, das schwöre ich, da war er zwar besoffen, aber putzmunter. Vielleicht wollte er irgendwann doch noch an Land kommen, oder er ist einfach beim Pissen über die Reling gefallen.« Rackham zog seinen Handschuh wieder an. Die Geschichte des Jungen war zu schlüssig, um auf die Schnelle erfunden zu sein, außerdem ließ sie sich leicht überprüfen.
    »Steh auf und zeig mir die Fässer«, befahl er Tucker. Der registrierte dankbar, dass Rackhams Stimme noch immer scharf, aber doch um einiges freundlicher klang.
    Unter Deck zählte Calico zwölf volle Fässer, ein bis zur Neige geleertes und eines, in dem sich noch zwei bis drei Kellen Schnaps befanden. Er schöpfte einen Schluck und kostete.
    »Göttlich!« Er hielt Tucker die Kelle entgegen. »Hier nimm einen Schluck auf den

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