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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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ausgestandenen Schrecken. Ich glaube dir und werde Bonny sagen, dass du es nicht warst.« Der Küchenjunge strahlte.
    »Aber nur unter einer Bedingung«, fuhr Rackham fort. »Dies hier ist ab jetzt unser Geheimnis. Du wirst es für dich behalten, so wie du es dem armen Rosebud versprochen hast!« Robert Tucker schwor erneut beim Leben seiner Mutter, dass kein Wort je über seine Lippen kommen würde, und dankte seinem Retter überschwänglich.

-39-
    D ie Freibeuter begruben Rosebuds Leichnam an Land. Tucker weinte bitterlich und räumte damit den letzten Verdacht an seiner Schuld aus.
    Auf Fetherstons Wunsch inspizierte Anne die kleine Schaluppe und kam wie er zu dem Schluss, dass das Schiff dringend überholungsbedürftig sei. Mühsam zogen die Männer den Segler in seichtes Wasser und legten ihn auf die Seite. Aus dem Fett der gegrillten Schweine vom Vorabend und einem Dutzend Zitronen mixte Anne eine fettige Paste, mit der sich die Männer, die am Schiff zu arbeiten hatten, einrieben. Anne übertrug James Dobbins das Kommando über die erste Schicht. Mürrisch trat er seinen Dienst an.
    »Ich stinke wie ein vergammeltes Stück Fleisch. Bonny mag ja gute Ideen haben, wenn es um das Kapern geht, aber das hier ist wirklich eins zu viel«, knurrte er.
    In drei Schichten zu jeweils vier Stunden säuberten die Piraten das Schiff. Nachdem Muschel- und Algenbewuchs abgekratzt waren, zeigte sich, dass die Schäden größer waren, als zunächst angenommen. Überall fanden die Männer Risse und Löcher im Holz, die geflickt und mit Pech abgedichtet werden mussten. Die Arbeit würde Wochen in Anspruch nehmen.
    »Wenn wir eines haben, dann ist es Zeit.« Anne nahm die Teerkelle selbst in die Hand. Nach getaner Arbeit kehrten die Männer auf die Dragon zurück. Rackham war der Einzige, dem die lästige Pflicht erspart blieb. Mit seiner verkrüppelten Hand konnte er den anderen keine große Hilfe sein.
    Dobbins setzte sich neben ihn.

    »Rackham, wir müssen reden. Als ich bei euch anfing, warst du der Kapitän. Ich gebe zu, dass auch ich damals dafür war, Bonny an deine Stelle zu setzen, aber seit ich weiß, dass sie eine Frau ist, passt mir das nicht mehr. Es gibt noch andere, die so denken wie ich. Jetzt bist du wieder gesund. Vielleicht ist es an der Zeit, die Lage neu zu überdenken«, wagte er einen Vorstoß. Rackham ließ sich seine Genugtuung nicht anmerken.
    »Seid ihr unzufrieden mit Bonny? Immerhin hat sie uns unglaubliche Beute beschert, und das, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen.« Dobbins nickte.
    »Dagegen hat auch niemand etwas einzuwenden. Aber sie behandelt uns wie Kinder. Sie lässt uns putzen wie die Weiber, kontrolliert, ob wir uns regelmäßig waschen, zwingt uns, dieses ekelhafte Zeug auf den Leib zu schmieren, und obendrein gibt es nie genug zu saufen. Das ist doch kein Leben für erwachsene Männer. Wir sind alles Kerle, die nicht Tod oder Teufel fürchten, geschweige denn hier und da mal eine kleine Schramme«, er sah verstohlen auf Rackhams schwarzen Handschuh. »Und was machen wir? Statt uns wie früher mit Pistolen und Entermessern zu holen, was wir haben wollen, maskieren wir uns wie die Neger und verhalten uns wie Schulmädchen, wenn wir entern.« Er spuckte auf den Boden.
    Rackham sah ihn durchdringend an.
    »Komm mit mir unter Deck, hier ist nicht der richtige Platz, um weiterzusprechen. Zu viele Ohren in der Nähe.« Die beiden Männer verschwanden im Zwischendeck. Rackham zeigte Dobbins den versteckten Arrak.
    »Siehst du, das ist es, was ich meine. Hier unten steht der Schnaps fässerweise, und statt ein anständiges Gelage zu veranstalten, scheuern wir oben die Planken. Das können wir immer noch machen, wenn wir alles ausgesoffen haben.« Dobbins bediente sich ausgiebig.
    Während Mary, Anne und ein gutes Dutzend Männer an Land Holz für den Abend sammelten, schwang der angetrunkene Dobbins an Deck der Dragon große Reden.
    »Rackham war ein guter Kapitän, und wenn es nach mir geht, wird er das auch wieder. Wer für ihn ist, folgt mir unter Deck, da gibt es eine ordentliche Ladung Schnaps. So viel, dass wir es heute nicht mehr
schaffen, alles auszutrinken.« Die meisten Piraten waren keineswegs dafür, Anne abzusetzen, doch das hinderte sie nicht daran, Dobbins Angebot freudig anzunehmen. Am späten Nachmittag war der überwiegende Teil der Besatzung bereits so betrunken, dass die Männer nur noch torkelnd an Deck wanken konnten, wenn sie sich erleichtern mussten. Einige waren nicht

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