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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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wieder, um ein Kind auf die Welt zu bringen.« Sie tätschelte Annes Bauch.
    »Und wo ist der große Jack? Hast du ihn nicht mitgebracht?« Grandma Del schaute zum Wagen.
    »Nein, Delilah, Jack ist nicht mit uns gekommen. Ich erzähle es dir später. Jetzt möchte ich dir erst einmal Doktor Hamilton vorstellen. Er ist Arzt und mein allerbester Freund. Und das hier sind Jubilo und Kisu, auch zwei gute Freunde.« Grandma Del sah die drei stirnrunzelnd an.
    »So, so, dein allerbester Freund. Und was ist mit Jack? Ich dachte immer, er wäre dein allerbester Freund. Und die beiden? Wie kommen zwei Schwarze zu einem weißen Kind?«, fragte die alte Frau verwirrt und nahm den kleinen Jack auf den Arm.
    »Sag deiner Mutter guten Tag, mein Engel.« Der Junge wandte sein Gesicht ab. Annes Gesicht spiegelte ihre Enttäuschung wider.
    »Schau nicht so«, rügte Delilah. »Was erwartest du? Er kennt dich nicht. Du musst ihm Zeit geben. Er ist ein sehr lieber und aufgeweckter Junge. Nicht wahr, mein Schatz, sag deiner Mummy, was du bist!«
    »Grandmas Engel«, lispelte der kleine Jack und lächelte beifallheischend.
    »Genau das bist du, Grandmas Engel. Und das ist deine Mummy, und ab jetzt bist du auch ihr Engel.« Jack sah Anne ungläubig an.
    Delilah würdigte Hamilton, Jubilo und Kisu keines Blickes.
    »Du wirst mir jetzt sofort sagen, wo Calico steckt und was es mit deinen drei Begleitern auf sich hat. Vorher kommt mir keiner von euch ins Haus. Hamilton nickte Anne zu.
    »Wir werden die Zeit nutzen und in der Stadt einen Platz zum Schlafen suchen. Wenn Sie erlauben, Madam«, er machte eine Verbeugung vor Grandma Del, »kommen wir später wieder.« Seine geschliffenen Manieren, die Tatsache, dass er sie mit »Madam« angesprochen hatte, stimmten Delilah gnädig.

    »Die Frau kann hierbleiben. Es ist nicht gut für das Kleine, wenn es unnötig auf dem Wagen hin und her geschüttelt wird. Was ist es denn überhaupt? Mädchen oder Junge?«
    »Es ist ein Junge, Grandma, er heißt Mike. Seine Mutter war eine sehr gute Freundin von mir. Sie ist gestorben, und ich habe versprochen, mich um ihn zu kümmern.« Delilahs Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Wenn du dich um ihn kümmern sollst, wieso ist er dann auf dem Arm von dieser jungen Frau? Soll das etwa heißen, dass du die beiden Schwarzen als Sklaven hältst?« Anne lachte.
    »Nein, Grandma, ich halte keine Sklaven. Die beiden gehören zur Familie. Ich verdanke ihnen und dem Doktor mein Leben.« Sie setzte sich auf die Bank. Mike, der bis dahin auf Kisus Arm geschlafen hatte, begann leise zu greinen.
    »Hast du etwas Ziegenmilch, Grandma? Der kleine Mann hat Hunger.« Delilah stellte Jack auf den Boden.
    »Komm mit mir. In der Stube findest du alles, was du für deinen Schützling brauchst«, sagte sie freundlich zu Kisu. Hamilton und Jubilo verabschiedeten sich. Während Kisu den Säugling versorgte, berichtete Anne, was sich zugetragen hatte. Sie wandte den Blick nicht von ihrem Sohn.
    »Ich kann kaum glauben, dass er nicht aussieht wie sein Vater. Die ganze Zeit war ich fest davon überzeugt, dass er ihm ähnlich sein müsste, und jetzt sehe ich, dass er aussieht wie ich. Die gleichen roten Haare, die gleichen Sommersprossen, nur die Augen sind anders.« Sie strich Jack über den Kopf.
    Die alte Delilah weinte bittere Tränen, als sie vom Tod ihres Ziehsohnes erfuhr.
    »Ich habe ihm immer gesagt, dass er auf sich aufpassen soll. Dieses Leben ist zu kurz, um es freiwillig aufs Spiel zu setzen. Aber er wusste alles besser und war so sicher, dass ihm nichts geschehen würde. Und jetzt! Das hat er nun davon!« Sie schnäuzte sich ausgiebig. Anne hatte inzwischen das Brillantkreuz von ihrem Hals genommen und zeigte es Jack. Angelockt vom Glanz der Edelsteine verlor ihr Sohn seine Scheu und kletterte neugierig auf ihren Schoß.
    »Engel, vorsichtig mit deinen Füßen, deine Mummy trägt ein
Schwesterchen in ihrem Bauch. Tu ihr nicht weh.« Grandma Del zog den Jungen sanft auf die Bank, sodass er zwischen Anne und ihr saß.
    »Woher willst du wissen, dass es ein Mädchen ist?«
    »Weil du ganz anders aussiehst als beim letzten Mal. Dein Bauch hat eine andere Form«, antwortete Delilah voller Überzeugung.
     
    Ben Hamilton und Jubilo fuhren zum Hafen. Dort warteten Kathy und ihr Sohn. Billy, der sein junges Leben lang nur die schwere Arbeit auf der Plantage kennengelernt hatte, stromerte begeistert zwischen den Ständen und Karren der Händler hin und her, staunte über die Fülle

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