Koenigin der Meere - Roman
der feilgebotenen Waren und schnupperte den Duft der Gewürze und Kräuter.
»Mummy, warum bleiben wir nicht einfach hier? Ich könnte Händler werden, wie diese Männer, und die besten Dinge würde ich immer dir bringen.« Er sah seine Mutter zärtlich an. Kathleen Briggs glückliche Augen überstrahlten das Rot ihres Kleides. Ihre Zukunft war ungewiss, aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass eine gute Zeit vor ihr lag. Sie hatte ihre Trunksucht überwunden, und Billy war an ihrer Seite.
»Bis heute Morgen wolltest du zur See fahren, jetzt willst du Kaufmann werden, Billy. Wir werden mit Doktor Hamilton sprechen. Er ist ein kluger Mann und hat sicher einen guten Rat für uns.« Gerade hatte sie den Namen ausgesprochen, da bog der Wagen um die Ecke. Jubilo gab das gemietete Gefährt seinem Besitzer zurück und klopfte sich den Staub von seinen Hosenbeinen.
»Doc, es sieht ganz so aus, als hätten wir es tatsächlich geschafft. Was werden Sie jetzt tun?« Hamilton schaute auf das Meer.
»Meine Mission ist beendet. Kapitän Hobbes hat gesagt, dass er etwa eine Woche braucht, um die Vorräte aufzustocken und ein kleines Leck am Bug zu reparieren, dann wird er zurück nach Nassau segeln. Und ich fahre mit ihm. Ich habe Sehnsucht nach Cissy.« Jubilo sah ihn traurig an.
»Dann sehen wir uns wahrscheinlich so bald nicht wieder, nicht wahr? Kisu und ich bleiben bei Anne. Wenn sie ihr Kind geboren hat, wollen wir gemeinsam zu unserem Vater nach Charleston fahren.«
»Was macht ihr denn für Gesichter! Wir sind in Sicherheit! Das
Leben ist schön!« Kathys durchdringende Stimme beendet das Gespräch.
Nachdem sie zwei Zimmer gemietet und sich mit Fleisch, Früchten, Brot und Getränken versorgt hatten, machten sich die vier auf den Weg zu Grandma Del.
»Wir werden ein Festmahl veranstalten, tafeln und trinken und den glücklichen Ausgang unseres Abenteuers feiern«, verkündete Hamilton. Bepackt wie Lastesel stapften er, Jubilo und Billy hinter Kathy her, die mit energischen Schritten das Tempo vorgab.
Jubilo und Billy entfachten ein loderndes Feuer vor Delilahs Haus. Kathys Sohn drehte den Braten am Spieß und glühte vor Stolz. Nachdem sie Annes Erzählung gehört hatte, war Grandma Del wie ausgewechselt. Beseelt vom Rum und der Freude über den unerwarteten Besuch, bot sie Hamilton sogar ihre Pfeife an.
»Doc, genieren Sie sich nicht! Nehmen Sie einen ordentlichen Zug. Ich habe ein ausgezeichnetes Kraut gestopft.« Hamilton, den der Geruch des Qualmes schon in der Nase biss, wollte nicht unhöflich sein und zog kräftig an der Pfeife. Ein unmittelbar folgender Hustenanfall setzte ihn für einige Minuten außer Gefecht. Delilah lachte.
»Und ich dachte, Sie wären ein echter Kerl!« Sie inhalierte ohne ein Räuspern.
In Grandma Dels Schlafkammer lagen friedlich nebeneinander Jack und Mike und verschliefen die Nacht, die vor dem Haus kein Ende nahm. Die ersten Vögel zwitscherten, als Anne die Hände unter ihren Bauch schob und sich schwerfällig erhob.
»Ich kann nicht mehr sitzen. Ich muss mich ausruhen.« Hamilton, Kisu und Jubilo standen mit ihr auf und verabschiedeten sich.
»Ihr braucht euren Schlaf. Wir zwei alte Schachteln werden von ein paar Stunden Ruhe auch nicht mehr schöner, also bleiben wir hier sitzen und schwatzen noch ein bisschen.« Kathy war bester Dinge. Die alte Delilah legte ihren knochigen Arm um die Schulter der neugewonnenen Freundin.
»Recht hast du, Kathy, wir zwei haben die beste Zeit hinter uns, und schlafen können wir, zum Teufel, immer noch, wenn wir tot sind.«
Eine Woche später war Kapitän Hobbes bereit, die Heimreise anzutreten. Hamilton untersuchte Anne ein letztes Mal.
»Du bist in fabelhafter Verfassung, und ich bin sicher, dass du ein gesundes Kind bekommen wirst. Auf jeden Fall bist du bei Kathy und Grandma Del in guten Händen.« Anne umarmte ihn.
»Doc, Sie werden mir fehlen. Was Sie für mich getan haben, kann ich Ihnen in diesem Leben nicht vergelten. Grüßen Sie Molly und Cissy von mir, und vergessen Sie mich nicht.«
»Wie könnte ich einen Teufelsbraten wie dich jemals vergessen!« Hamilton kramte umständlich in seiner Arzttasche und förderte schließlich einen speckigen Lederbeutel zutage. Er nahm einige Goldstücke heraus.
»Nimm das, du wirst es brauchen. Irgendwann willst du diese Insel verlassen, und dann musst du die Schiffspassagen bezahlen.« Anne bedankte sich mit zwei Küssen auf seine Wangen. Als er das kleine Häuschen verließ und sich
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