Koenigin der Meere - Roman
Kauf eines kleinen Schiffes kümmern wollte. Während sie schwere Balken, Bohlen und Pfosten zusammentrug und zum Trocknen in die Sonne legte, ging ihr Mann jeden Morgen
seiner Wege. Am Abend traf sich das Paar bei Molly, um gemeinsam zu essen und einen erschöpften, aber glücklichen Jubilo in sein Bett zu bringen.
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W illiam Cormac hatte sein Stadthaus verkauft und sich verbittert auf seine Plantage zurückgezogen. Magru und Tilly führten ihm den Haushalt, Kabelo kümmerte sich um die Pferde und anfallende Reparaturen. Manchmal rief ihn Cormac abends auf die Veranda und trank ein Glas mit ihm. Margarets Tod und der Kummer über Annes Verschwinden hatten ihn vorzeitig altern lassen. Seine Haare waren grau, der Rücken gebeugt.
Halb wahnsinnig vor Trauer und Wut war Cormac zunächst vor Gericht gezogen und hatte Anne des Mordes an ihrer Mutter bezichtigt. Doch nachdem der Arzt mehrmals beeidete, dass Margaret an Gelbfieber und nicht an gebrochenem Herzen gestorben war, musste der Witwer seine Anzeige zurückziehen.
»Ich werde ihr nie verzeihen, was sie mir angetan hat.« Cormac stierte trübsinnig vor sich hin.
»Kabelo, kannst du verstehen, warum sie fortgelaufen ist? Was ist das für eine Tochter, die den Schmuck ihrer Mutter stiehlt und das Weite sucht?« Kabelo zog an seiner Pfeife.
»Sie ist ein wunderbares Mädchen. Mit ihrem Lächeln bringt sie die Welt zum Strahlen, erinnern Sie sich, Sir. Ein bisschen wild und ungezügelt vielleicht, aber das liegt daran, dass es immer wieder in ihr gebrannt hat.« Cormac sah ihn ratlos an.
»Sie war noch schöner als ihre Mutter. Aber sie hat den Teufel im Blut. Warum konnte sie nicht sein, wie andere Mädchen auch? Ich hätte ihr den Himmel auf Erden bereitet.« Mit einem tiefen Seufzer füllte er sein Glas. Kabelo stand auf.
»Es ist schon spät, Mr. Cormac, Sir, mit Ihrer Erlaubnis gehe ich
jetzt ins Bett. Machen Sie sich nicht so viele traurige Gedanken. Eines Tages wird Anne zurückkommen und mit ihrem Lächeln die Welt wieder zum Strahlen bringen.« Cormac schüttelte den Kopf.
»Nein, Kabelo, sie wird nicht wiederkommen. Ich habe sie enterbt, sie ist nicht mehr meine Tochter.« Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen. »Trotzdem hoffe ich, dass es ihr gut geht, wo immer sie auch sein mag.«
Anne ging es nicht gut. Ihr Traum von einem Leben in Freiheit, von Abenteuern auf See und einem Mann, der sie auf Händen trug, zerplatzte an einem Sonntag. Früher als sonst kam sie in Mollys Kneipe. Die Mulattin stand wie immer an ihrem Kessel und hielt den Eintopf mit einem großen Holzlöffel in Bewegung. Sie winkte Anne zu sich.
»Mädchen, ich muss mit dir reden. Du weißt, dass ich Jimmy sehr gerne habe, aber lass dich warnen. Der Junge ist nicht so zuverlässig und ernsthaft, wie du glaubst. Hast du eigentlich eine Ahnung von dem, was er untertags treibt?« Anne fühlte eine Hitzewelle aufsteigen.
»Wie meinst du das, Molly? James ist auf der Suche nach einem Schiff. Ich habe genug Geld, um eine Schaluppe zu kaufen, dann wollen wir eine Mannschaft zusammenstellen, und dann wollen wir die Runde drehen.« Molly musste lachen.
»Kaum ein paar Wochen in Nassau, und schon redest du von Runde drehen. Ich kann dir nur sagen, Holzauge sei wachsam. Schau mal genau hin, was unser Jimmy so macht, denn wenn du mich fragst, ist von deinem Geld nicht mehr viel übrig.« Mehr war aus Molly nicht herauszukriegen.
James Bonny verweigerte jede Auskunft.
»Was willst du? Meinst du, die Schiffe liegen hier einfach nur so herum und warten, dass ich mit ein paar Goldmünzen komme?«
Anne verbrachte eine unruhige Nacht und entschied bei Sonnenaufgang, Mollys Rat zu folgen und ihren Mann zu beobachten. Entsetzt musste sie feststellen, dass James nicht nur den nächsten, sondern auch die folgenden Tage in den Spelunken rund um den Hafen verbrachte, würfelte, Karten spielte und von ihrem Geld rundenweise Rum, Wein und Bier spendierte.
»Ich habe das notwendige Holz zusammen, jetzt brauchen wir Werkzeug, um eine Hütte zu bauen. Zeig mir bitte, wie viel von meinem Geld noch da ist«, forderte sie am Samstagabend. An seinen Augen sah sie, dass ihm der Schreck in die Glieder fuhr.
»Was soll das? Willst du mich kontrollieren? Natürlich ist noch alles da. Sag mir, was du an Werkzeug brauchst, ich besorge es. Du brauchst dich nicht darum zu kümmern.«
»James, es ist mein Geld, und ich will jetzt auf der Stelle sehen, wie viel es ist!« Ihre Stimme war klar und fest.
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