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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Unter seinem Hemd nestelte Bonny einen speckigen Lederbeutel hervor, nahm ihn ab und knallte ihn auf den Tisch.
    »Hat ja doch alles keinen Sinn!«
    »Was hat keinen Sinn?« Anne öffnete den Beutel. Die Münzen klirrten auf dem Tisch. Mit einem Blick überschlug sie, dass mehr als drei Viertel der ursprünglichen Summe fehlten.
    »Wo ist das Geld? Und was hat keinen Sinn?«, schrie sie ihren Mann an und ballte die Hände zu Fäusten. James erwiderte ihren Blick mit schuldbewusster Wut.
    »Das mit uns hat keinen Sinn. Oder meinst du wirklich, ich verbringe mein Leben in einer Bretterbude am Hafen? Oder auf einer kleinen Schaluppe und raube ein paar Fischerboote aus? Als ich dich kennenlernte, warst du ein reiches Mädchen. Jetzt bist du eine Diebin, die die Juwelen ihrer verstorbenen Mutter gestohlen hat und froh sein kann, wenn der Vater sie nicht einsperren lässt.«
    Mit einem Satz stand Anne vor ihm und gab ihm eine schallende Ohrfeige.
    »Was bist du nur für ein armseliger Wicht! Ich habe dich nie interessiert, nur mein Geld, und jetzt, nachdem du es unter die Leute gebracht hast, lässt du mich sitzen. Mach, dass du wegkommst, bevor ich dir die Nase breche! Verschwinde! Ich komme alleine zurecht. Einen wie dich brauche ich nicht!« Sie trat ihm mit Wucht vor das linke Schienbein. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versetzte James ihr einen Fausthieb in den Magen. Anne japste. Rasend vor Zorn griff sie nach einem Stuhl und schleuderte ihn voller Wucht nach ihrem Mann. James duckte sich, der Stuhl zersplitterte an der Wand, und James Bonny verließ fluchtartig das Zimmer.

    »Molly, ich muss Geld verdienen.« Anne saß neben dem großen Kessel und schnäuzte sich.
    »James hat so gut wie alles verspielt und versoffen. Was mir bleibt, reicht vielleicht noch drei oder vier Wochen für Jubilo und mich. Bis dahin muss ich Arbeit gefunden haben.«
    »Willst du zurück nach Charleston?«
    »Zurück nach Charleston? Wo denkst du hin? Von allen Möglichkeiten ist das die einzige, die überhaupt nicht infrage kommt. Mein Vater behauptet, dass ich durch mein Verhalten meine Mutter getötet habe. Er war so wütend, dass ich dachte, er bringt mich um. Nein, nach Hause kann ich nicht mehr gehen.« Sie trocknete die letzten Tränen und straffte die Schultern.
    »Es wird sich doch irgendetwas finden lassen. Ich bin jung, ich bin kräftig, ich kann arbeiten.« Molly lachte.
    »Jung, kräftig, gesund. Du machst mir Spaß, was willst du denn arbeiten? Willst du vielleicht auf einem Schiff anheuern?«
    »Das wäre mir das allerliebste, aber ich fürchte, das geht nicht«, entgegnete Anne mit Bedauern.
    »Nein, das geht wirklich nicht. Welcher Seemann nimmt schon eine Frau an Bord. Wir müssen uns etwas anderes überlegen. Hier gibt es nichts für dich zu tun.« Sie rührte mit Schwung in ihrem Kessel. »Oder vielleicht doch! Nimm den Löffel und pass auf, dass nichts anbrennt. Ich brauche nicht lange.«
    In ihrer Jugend hatte Mulatto-Molly jahrelang bei Kupfer-Cissy gearbeitet. Kupfer-Cissy war eine hochgewachsene, langbeinige Mestizin, die in den Kneipen rund um den Hafen aus ihrem exotischen Aussehen so lange Kapital geschlagen hatte, bis das Geld ausreichte, um ein eigenes Bordell aufzumachen.
    Dorthin ging Molly jetzt auf direktem Weg. Kupfer-Cissy empfing sie mit offenen Armen.
    »Molly, es ist eine Ewigkeit her, seit du dich das letzte Mal hast blicken lassen. Geht deine Spelunke so gut, oder hast du deine Freundin vergessen?« Sie gab ihr einen schmatzenden Kuss auf die Wange.
    »Kann nicht klagen, der Laden läuft gut. Und vergessen habe ich dich nicht. Es kommt nicht so oft vor, dass bei mir Kerle verkehren, die genügend Achterstücke in den Taschen haben, um deine Mädchen
zu bezahlen. Wenns anders wäre, würde ich dir öfter welche vorbeischicken.« Cissy grinste und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn.
    »Ich will dir was sagen, das Beste, was ich in meinem Leben gemacht habe, ist, dass ich in mein Haus nur Männer mit Geld lasse. Wer nichts auf der Hosennaht hat, braucht bei mir gar nicht zu klopfen. Meine Mädchen haben Klasse, und Klasse kostet Geld. Gesindel kann mir gestohlen bleiben.« Sie sah Molly aufmerksam an. »Aber raus mit der Sprache, was kann ich für dich tun?«
    »Ich kenne ein Mädchen. Du hast wahrscheinlich schon von ihr gehört, es ist die Kleine, die vor ein paar Wochen dem Kerl am Hafen das Ohr abgeschossen hat.« Kupfer-Cissy klatschte vergnügt in die Hände.
    »Klar habe ich von

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