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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Zähne.
    »Englische Fräulein und solche Brüstchen. Wenn das nichts ist!«

-15-
    V ier Tage und schlaflose Nächte später war Anne bereit, auf Kupfer-Cissys Vorschlag einzugehen und Mr. Balls kennenzulernen. James Bonny hatte sich nicht mehr blicken lassen. Molly behauptete, er habe auf einem Schiff angeheuert und New Providence verlassen. Anne war empört.
    »Was für ein erbärmlicher Schuft! Erst bringt er mein Geld durch, und dann lässt er mich sitzen. Die Eier werde ich ihm zerquetschen, wenn er wieder auftaucht.« Molly schlug sich vor Lachen auf die drallen Schenkel.
    »Du lernst aber schnell, Kleine, die Eier zerquetschen«, wiederholte sie vergnügt, »so hast du bei deiner Ankunft nicht gesprochen.«
    Das erste Treffen mit Charley Balls fand in Kupfer-Cissys feinem Salon statt. Beeindruckt betrachtete Anne die roten Samtvorhänge, die goldgerahmten Bilder an den Wänden und die kostbaren, dicken Teppiche auf dem Boden. Balls war ein leicht übergewichtiger Mann mit festem Händedruck und einem Selbstbewusstsein, wie es Erfolg und Geld mit sich bringen. Er küsste Anne höflich die Hand.
    »Cissy, bring bitte Champagner und zwei Gläser. Du hast doch sicher noch die aus Kristall, die ich dir letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt habe.« Und zu Anne gewandt: »Champagner schmeckt am besten aus Kristallgläsern.«
    Anne lächelte verbindlich. Charley Balls reichte ihr ein Glas und stieß mit hellem Klang mit ihr an. Der erste Schluck kitzelte in der Nase und hinterließ einen leicht säuerlichen Nachgeschmack auf der Zunge. Der zweite Schluck schmeckte schon besser, und der dritte ging direkt in ihren Kopf. Anne kicherte.

    Kupfer-Cissy warf ihr einen aufmunternden Blick zu und verließ das Zimmer.
    Über zwei Stunden machte Charley Balls höfliche Konversation mit Anne, die einen ordentlichen Schwips hatte. Balls schenkte ihr ein letztes Glas ein.
    »Wenn ich recht verstanden habe, suchst du einen Beschützer und ein Dach über dem Kopf. Ich mache dir ein Angebot. Du wirst deine Sachen packen, und morgen schicke ich einen Wagen, der dich abholt und in mein Haus bringt. Ich stelle dir zwei Zimmer zur Verfügung, und wir beide schauen, wie wir miteinander zurechtkommen. Deine Gegenleistung besteht darin, dass du hübsch aussiehst, mir Gesellschaft leistest und mich begleitest, wenn ich es wünsche. Was du brauchst, kaufe ich dir, und wenn es uns miteinander gefällt, kaufe ich dir mehr, als du brauchst. Was sagst du dazu?« Anne sah verlegen auf ihre Schuhspitzen.
    »Du musst keine Angst haben, ich werde dich zu nichts zwingen«, missdeutete Balls ihren Blick.
    »Das ist es nicht, Mr. Balls. Sie sind sehr freundlich, ein echter Gentleman, das habe ich gleich gemerkt. Ich möchte nicht unbescheiden erscheinen, aber ich habe eine Bitte …« Sie stockte.
    »Heraus damit. Was hast du auf dem Herzen?« Balls hatte sich erhoben und reichte Anne die Hand, um ihr aus dem Sessel zu helfen.
    »Es gibt da einen kleinen Mulattenjungen, er heißt Jubilo und gehört zu mir. Darf ich ihn mitbringen?« Balls zögerte nicht.
    »Aber selbstverständlich. Wenn du einen eigenen Sklaven hast, an den du gewöhnt bist, brauchen wir keinen für dich zu kaufen. Sorg dafür, dass auch er morgen früh bereit ist. Mein Kutscher wird dich hier vor Cissys Haus erwarten.« Er hauchte einen Kuss auf Annes Hand, setzte seinen eleganten Dreispitz auf und ging.
    Kupfer-Cissy hatte das Gespräch von Anfang bis Ende belauscht. Nachdem sie Balls zur Tür gebracht hatte, kam sie zu Anne und rieb sich die Hände.
    »Na, was sagst du, wie hat die alte Cissy das hinbekommen? Charley ist ein netter Kerl, du wirst dich wohlfühlen bei ihm. Wenn du erst sein Haus siehst, ein schöneres gibt es auf ganz Providence nicht. Und was meinen Anteil betrifft, werden wir zwei uns schon einig.
Leb dich erst mal ein. Es ist sicher nicht das letzte Mal, dass wir uns begegnen.
     
    Charley Balls erwartete Anne auf dem weiß gekiesten Weg vor einer breiten Marmortreppe. Er bot ihr den Arm.
    »Wie schön, dich zu sehen.« Seine Worte klangen aufrichtig. Jubilo folgte den beiden in angemessenem Abstand und vergaß vor Staunen den Mund zu schließen. Anne hatte ihn zur Feier des Tages gewissenhaft in Mollys Zinkzuber abgeschrubbt und ihm die Haare nach hinten gebunden. Er trug die weiche Lederhose und das weiße Hemd, das Phibbah vor Jahren für Anne genäht hatte. Die Sachen waren etwas zu groß für ihn, aber mit einem Strick um die Hüften und aufgekrempelten

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