Koenigin der Meere - Roman
mit Schilderungen ihrer Abenteuer. Anne glühte und konnte Blackbeard nur knapp davon abhalten, vor lauter Freude einen der kostbaren Kandelaber von der Decke zu schießen.
»Kapitän, stecken Sie die Pistole doch wieder ein. Hier brauchen Sie keine Waffe, Sie sind unter Freunden.« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.
»Wie wäre es stattdessen mit einem kleinen Tänzchen.« Sie stand auf und wiegte die Hüften. Blackbeard umfasste ihre Taille und durchpflügte mit großen Schritten, denen Anne kaum zu folgen vermochte, gegen jeden Takt den Raum. Die anderen taten es ihnen gleich. Stühle fielen um, Glasscherben bedeckten den Boden. Als Benjamin Hornigold die Kontrolle verlor und gegen einen Kerzenleuchter stieß, fing ein Vorhang Feuer. Die Flammen wurden unter großem Gelächter mit Champagner gelöscht.
Blackbeard saß in einem Sessel, auf jedem Knie eines der Mädchen, die er mitgebracht hatte, und war so betrunken, dass es ihm schwerfiel, den Kopf gerade zu halten.
»Cissy soll auf dem Tisch tanzen!«, lallte er und rollte die Augen. Anne sah ängstlich zu Charley Balls.
»Cissy soll auf dem Tisch tanzen!«, wiederholte Blackbeard lauter und mit drohendem Unterton. Balls gab seinen Sklaven ein Zeichen, und wie von Zauberhand war die Tafel kurz darauf leer geräumt. Kupfer-Cissy stieg anmutig auf den Tisch und begann sich verführerisch zu den Klängen der Musik zu bewegen.
»Deine Titten!«, schrie Blackbeard aus seinem Sessel. Cissy schenkte ihm ein aufreizendes Lächeln und zupfte an ihrem Oberteil,
bis es beide Brüste freigab. Blackbeard warf eine Handvoll Silbermünzen vor ihre Füße.
»Die und zweimal so viel, wenn du uns deine Heimlichkeit zeigst«, grölte er. Cissy hörte nicht auf zu tanzen und lüpfte ihren Rock bis zu den Knien. Wieder flogen Silbermünzen durch den Raum.
»Deine Heimlichkeit!« Blackbeards Augen glänzten lüstern. Cissy hob ihren Saum noch etwas höher, sodass ein Teil ihrer Schenkel zu sehen war. Bei diesem Anblick hielt es Blackbeard nicht mehr länger auf seinem Platz. Er torkelte zum Tisch, griff in seine Tasche und legte einen ganzen Haufen Acht-Reales-Stücke darauf.
»Noch höher! Deine Heimlichkeit! Ich will sie sehen!«
»Aber Kapitän, wenn ich hier vor allen Leuten meine Heimlichkeit entblöße, ist es doch keine Heimlichkeit mehr.« Kupfer-Cissy ließ den Stoff ihres Rocks langsam wieder heruntergleiten und ging in die Hocke, um die Silbemünzen einzusammeln.
»Zweitausend Reales, wenn du sie jetzt und hier preisgibst!« Blackbeard versuchte ihren Knöchel zu fassen. Cissy machte einen eleganten Schritt zurück, und sein Griff ging ins Leere.
»Zweitausend Reales, Kapitän, abgemacht, aber erst legen Sie das Geld hierher. Und vor allem, unter Zeugen«, sie sah lächelnd in die Runde, »nur anschauen, nicht anfassen!« Unter grölendem Beifall der Männer zählte Blackbeard die Summe auf den Tisch, und Cissy begann, sich im Takt der Musik ganz langsam auszuziehen. Mit sanftem Schwung glitt ihr Brusttuch vor Blackbeards Füße. Der Pirat nahm es auf und drückte seine Nase hinein. Cissy wartete, bis eines ihrer Mädchen die Schnüre des Mieders gelöst hatte, dann entledigte sie sich ihres Oberteils. Nur noch bedeckt von einem dünnen Spitzenhemdchen, schimmerte die bronzefarbene Haut ihrer Brüste im Schein der Kerzen. Cissy schlüpfte aus Schuhen und Strümpfen und ließ schließlich ihren Rock auf den Tisch gleiten. Blackbeard schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel, als die Mestizin endlich die letzte Hülle fallen ließ. Cissy drehte sich seelenruhig einmal um sich selbst, deutete einen Knicks an, griff nach ihrer Kleidung, schlang das Tischtuch gekonnt um ihren makellosen Körper und sprang mit einer katzenartigen Bewegung auf den Boden. Die Männer applaudierten, pfiffen durch die Zähne, und Kupfer-Cissy verschwand im Nebenraum.
Anne hatte die Darbietung neugierig verfolgt und Charley Balls’ Reaktion beobachtet. Es bestand kein Zweifel daran, dass Cissys Vorstellung ihm über die Maßen gefallen hatte. Als sei nichts gewesen, kehrte Kupfer-Cissy wenig später zu der Gesellschaft zurück. Sie setzte sich neben Anne.
»Hast du Charleys Augen gesehen?« Anne nickte.
»Ich habe dir gesagt, dass er etwas eigenartige Vorlieben hat. Wenn du ihm gönnst, was ich heute geboten habe, wirst du ein reiches Mädchen, und ich wahrscheinlich auch.«
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D ie Piraterie rund um die Westindischen Inseln blühte und gedieh. Kaum ein Kauffahrer wagte, seine
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