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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Cassava- oder Maisbrot.« Calico trat gegen einen Sack und verscheuchte drei große Ratten, die versuchten, sich durch den dicken Stoff zu nagen.
    »Für die Biester sind Schiffe nichts als schwimmende Speisekammern. Ich habe schon Zeiten erlebt, wo wir nicht an Land konnten und an Bord so gut wie nichts mehr zu essen war, da haben wir auch schon mal diese Viecher hier gebraten, die sind am Ende fetter als wir.« Anne schüttelte sich bei dem Gedanken.
    »So und jetzt noch ein Stück weiter runter, und dann weißt du auch, warum es hier überall so bestialisch stinkt. Furzdonnerschlag! Mit dem Mief kann man sogar den Teufel vergiften!« Calico führte Anne zur Bilge.
    Der kleine Raum befand sich am tiefsten Punkt des Schiffs und war mit Steinen und anderem Ballast gefüllt, der dazu diente, die Slup zu stabilisieren. Im von außen eindringenden Wasser sammelten sich Abfälle und Exkremente und bildeten eine schleimige, ekelerregende Brühe. Dies war die Quelle des üblen Gestanks, und hier war er so heftig, dass Anne würgen musste. Calico Jack zeigte auf eine handbetriebene Pumpe.
    »Sieh zu, dass du dein Frühstück unten behältst. Das ist dein erster Arbeitsplatz. Die Bilge muss regelmäßig leergepumpt werden, damit das Holz nicht fault.« Anne hielt sich angewidert eine Hand vor den Mund.
    »Mach dir nichts draus, wir haben alle als Bilgeratte angefangen. Heute Abend ist alles vorbei. Meld dich bei mir, wenn du fertig bist, ich gebe dir dann eine Extraration Rum.«

    Anne lehnte sich an einen Holzbalken und verfluchte die Idee, auf einem Piratenschiff anzuheuern. Die Bilge hatte nichts mit ihren Vorstellungen von Freiheit und Abenteuer zu tun.
    »Mitgehangen, mitgefangen«, murmelte sie, atmete durch den Mund und begann zu pumpen.
    Es war schon fast dunkel, als sie erschöpft und stinkend wieder an Deck kam. Vane sah sie aus der Luke kriechen und warf ihr einen mitleidigen Blick zu.
    »War’s sehr schlimm?« Anne nickte und sog die frische Luft ein. Sie schnüffelte an ihrem Ärmel und rümpfte die Nase.
    »Ich stinke, als hätte ich ein Jauchebad genommen.«
    »Ein schrecklicher Zustand.« Vanes Mitgefühl war aufrichtig. Er wies einen Matrosen an, ein paar Eimer mit Meerwasser an Deck zu hieven.
    »Damit kannst du dich und deine Sachen waschen.«
    So gerne Anne der Aufforderung nachgekommen wäre, konnte sie sich auf keinen Fall vor aller Augen entkleiden. Sie schüttelte den Kopf.
    »Sir, ich habe kein Hemd zum Wechseln. Morgen, wenn es hell ist, springe ich kurz ins Meer.«
    Vane ging in seine Kajüte und kam mit einem weißen, rüschenbesetzten Hemd zurück an Deck, reichte es Anne und flüsterte: »Das schenke ich dir. Halt es in Ehren. Ich habe es selbst entworfen. Es ist nach meiner Zeichnung genäht worden.«
    Anne errötete und bedankte sich. Was für ein merkwürdiger Kerl, dieser Vane. Ein Piratenkapitän, der Jabothemden entwarf …

-19-
    U nter Rackhams Kommando blieb Anne nichts erspart. Er zwang sie als Ausguck in das Krähennest, bis ihr die schwindelerregende Höhe keine Angst mehr machte. Er jagte sie die Wanten hinauf und hinunter, bis die Schwielen an ihren Händen so dick waren, dass die groben Taue ihr die Haut nicht mehr aufscheuerten, und ließ sie das Deck schrubben, bis ihre Knie bluteten. Doch keiner seiner Befehle konnte das Herzklopfen mindern, das sie empfand, wenn sie ihn sah oder seine Stimme hörte. Anne Bonny war bis über beide Ohren in Calico Jack Rackham verliebt. Glücklich in seiner Nähe sein zu dürfen, gehorchte sie zum ersten Mal in ihrem Leben ohne Widerworte.
    Vane nahm seinen Quartiermeister zur Seite.
    »Calico, meinst du nicht, dass du Bonny ein wenig zu hart rannimmst? Wann immer ich an Deck bin, sehe ich den Jungen arbeiten wie ein Muli. Reicht es nicht, wenn er genau so viel tut wie jeder andere an Bord, muss er mehr tun?« Rackhams Augen funkelten angriffslustig.
    »Bei allem Respekt, Kapitän, aber vergiss nicht, dass der Junge eine Landratte ist. Er muss im Schnelldurchgang lernen, was wir anderen beherrschen. Wie soll Bonny sich sonst seinen Anteil bei der nächsten Prise verdienen, Furzdonnerschlag?«
    Vane zog das Fernglas aus seiner Jacke und hielt es vor sein rechtes Auge, dann reichte er es an Rackham weiter.
    »Calico, wenn man vom Teufel spricht! Wenn das keine Schaluppe für uns ist!«
    »Furzdonnerschlag, Kapitän! Ich denke, das ist was für uns.« Vane nickte.

    »Wir können ein zweites Schiff gut gebrauchen, also versuchen wir es erst mal im

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