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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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entzündete das in Pech getauchte Werg in den beiden Gefäßen, holte weit aus und schleuderte den ersten auf das spanische Schiff, dann lief er mit großen Schritten zum Heck und warf den zweiten von dort aus über die Reling. Feuer an Bord war der Schrecken aller Seeleute, und wie Rackham vorausgesehen hatte, entstand ein wildes Durcheinander. Das Toppsegel loderte bereits, und die spanischen Matrosen waren vollauf damit beschäftigt, eimerweise Wasser zu schöpfen, um die Flammen zu löschen. Der erste Maat gab der Lady Jane das Signal aufzuschließen. Dies war der Moment, in dem Vane seinen Befehl gab.
    »Fertig zum Entern! Rüber Jungs!«, brüllte er und warf den ersten Enterhaken an Deck des Spaniers. Die Offiziere antworteten mit einer Salve, die ins Leere ging. Ehe sie sich versahen, wurden sie von mehr als dreißig bis an die Zähne bewaffneten Gestalten überrumpelt, die sie mit ihren Musketen und grimmigen Gesichtern in Schach hielten.
    »Offiziere fesseln, die Mannschaft zum Heck treiben, dass sich da keiner wegrühren kann!« An Deck war es so still, dass Vane seinen Befehl nicht einmal schreien musste. Er ging auf den spanischen Kapitän zu und zog seinen Hut. Der Spanier sah ihn unsicher an, erwiderte die Geste.
    »Wenn Sie mir Ihre Fracht ausliefern, biete ich Ihnen Pardon, setze Sie in Ihre Beiboote und lasse Sie weitersegeln! Andernfalls gibt es hier ein Gemetzel. Wir nehmen uns die Ladung, und meine Leute versenken Ihr Schiff mit Mann und Maus«, sagte Vane knapp. Der Spanier sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an und atmete tief durch.
    »Ich bitte um Pardon«, brachte er schließlich stockend hervor. Vane nickte.
    »Wenn Sie sich für Ihre Mannschaft verbürgen, sollen die Leute helfen, die Waren aus dem Laderaum zu holen. Das verkürzt die Angelegenheit und ist in unser beider Interesse, nicht wahr?« Vane sprach in geschäftlichem Ton, dann wurde er schärfer.

    »Wenn hier allerdings einer den Helden spielen will und eine krumme Tour versucht, geht Ihr alle miteinander über Bord.«
    Zwanzig Musketen blieben auf die spanischen Matrosen gerichtet, als sie die Ladräume leerten und die Waren an Deck schafften. Oben standen inzwischen vierzig Freibeuter, die die Ballen und Kisten auf die Treasure beförderten, wo sie von den restlichen Piraten unter lautem Gegröle in Empfang genommen wurden.
    Auf Rackhams Befehl war Anne an Deck geblieben. Jetzt hievte sie mit ihren Kameraden Lederbeutel mit klingenden Münzen, Stoffballen, Kisten, deren Inhalt nicht erkennbar war, und Seesäcke voller Silbergeschirr über die Reling. Hinter ihr stand Jubilo, der die Beute zum Mast schleppte und dort stapelte.
    Die Sonne hatte den Zenit überschritten und bewegte sich langsam auf das Meer zu, da kletterten die ersten Spanier in die Beiboote. fünfundzwanzig Matrosen des gekaperten Handelsschiffs baten Vane, sich ihm anschließen zu dürfen. Der Kapitän stimmte zu.
    »Mit drei Schiffen können wir ein paar Leute mehr gebrauchen.« Die verbliebenen Spanier bestiegen ein Beiboot und entfernten sich, so schnell es Ruder und Segel hergaben. Während der erste Maat das Kommando auf der John and Elisabeth übernahm, warf Calico Jack einen taxierenden Blick auf die Beute und grinste.
    »Das sieht gut aus. Männer, es wird bald dunkel. Wenn ihr einverstanden seid, wird heute gefeiert und morgen aufgeteilt.« Die Piraten brüllten zustimmend. Feiern hieß Rum für alle, und solange sie an Bord waren, konnten sie mit ihrem Anteil an der Beute ohnehin nichts anfangen. Das sprach dafür, sich gleich an Ort und Stelle zu betrinken.
    Am Bug spielten die Musiker einen Tanz nach dem anderen, es wurde gesungen und gefeiert. Anne und Jubilo zogen sich zum Heck zurück und machten es sich auf zwei Weizensäcken bequem.
    »Mir tun von der Schlepperei alle Knochen weh«, seufzte Jubilo, rollte sich zusammen und schlief augenblicklich ein.
    Für die meisten Männer begann der nächste Morgen mit schwerem Kopf, verquollenen Augen und trockener Zunge.
    »Furzdonnerschlag! Was für ein Fest! Mein Schädel ist so groß, dass er nicht durch die Luke passt, und mein Mund fühlt sich an,
als hätte ich die ganze Nacht trockene Schweinescheiße gefressen.« Rackham stand an der Reling und erleichterte sich.
    »Na, Bonny, das ist ein Strahl! Wie wär’s mit einem kleinen Wettpissen?« Er stieß einen kräftigen Rülpser aus. Anne lachte ihn an und feixte.
    »Tut mir leid, ein andermal gern, aber ich hab gerade eben.«
    Aus der Kombüse

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