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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Guten. Mit ein bisschen Glück bleibt alles heil.«
    Die Mannschaft der Lady Jane ergab sich ohne Widerstand. Die Matrosen lieferten ihre Waffen ab, kletterten in ein Beiboot und waren froh, mit dem Leben davongekommen zu sein.
    Rackham inspizierte den Laderaum des erbeuteten Schiffs und stellte erfreut fest, dass er voll mit frischen Lebensmitteln und einigen Fässern Rum war.
    Vane teilte seine Männer so auf, dass beide Schaluppen gut besetzt waren.
    Gefolgt von der Lady Jane hielt die Treasure direkten Kurs auf Jamaika. Nassau und die vielen kleinen unbewohnten Inseln der Bahamasee lagen weit zurück. Das Schiff hatte soeben Inagua passiert, und der Steuermann korrigierte den Kurs, um mit einem sicheren Manöver die Windward-Passage zu durchqueren. Anne saß im Ausguck und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Die Sonne hatte die Sommersprossen auf Nase und Unterarmen blühen lassen; sie nahm das Teleskop zur Hand und suchte den Horizont ab.
    Plötzlich tauchte dort, wo Meer und Himmel aufeinandertrafen, ein winziger schwarzer Punkt auf. Anne kniff die Augen zusammen. Nach zehn Minuten war sie sicher, sie hatte ein Segel gesichtet.
    »Segel voraus!«, schrie sie mit aller Kraft, so wie Rackham es ihr beigebracht hatte. Sekunden später stand ein Matrose neben ihr und riss ihr das Fernrohr aus der Hand.
    »Segel voraus!«, riefen jetzt beide aus Leibeskräften.
    »Wir haben Zeit. Die sind mindestens zwei Stunden vor uns. Also Männer - jeder an seinen Platz, fertigmachen zum Angriff«, gab Vane Befehl. Aufgeregt beobachtete Anne, was an Deck geschah. Wer gut ausgerüstet war, besaß einen Satz Pistolen, ein Entermesser, ein kurzschneidiges Schwert aus messerscharfem Stahl und eine Muskete. Musketen mit ihrem kurzen Schaft und langen Lauf waren vor allem dann von großem Nutzen, wenn die Kanonen nicht zum Einsatz kamen. Die Männer steckten ihre Pistolen in die Schärpen, hingen sich die Patronengürtel um, überprüften ein letztes Mal die Messer und legten die Enterschwerter bereit. Unter Deck wurden die Geschützpforten geöffnet, die Kanonen in Stellung gebracht und geladen.

    Der Steuermann hielt gerade auf das Schiff zu. Rackham und Vane standen mit Ferngläsern am Bug und versuchten zu erspähen, um was für ein Schiff es sich handelte.
    »Ein spanischer Kauffahrer!« Vane war erfreut. »Die wehren sich selten. Wenn wir Glück haben, ist das eine fette und leichte Beute.«
    Ein Handelsschiff zu kapern war nicht nur lohnender, sondern auch viel einfacher, als etwa ein Kriegsschiff anzugreifen. Kauffahrer waren immer voll beladen mit Waren, die sich gut zu Geld machen ließen. Die Mannschaften bestanden meist aus Matrosen, die nicht für den Kampf geschult waren. Mit den wenigen Offizieren, die es verstanden, mit Waffen umzugehen, wurden die angreifenden Piraten schnell fertig.
    »Furzdonnerschlag! Noch weniger werden sie sich wehren, wenn wir ihnen erst mal mit einer Breitseite einen kleinen Schrecken versetzen«, sagte Rackham. Vane sah ihn unwillig an.
    »Ich möchte die Galeere behalten, warum sollen wir sie in ihre Einzelteile zerlegen, wenn wir unserer Flotte ein so schönes Schiff einverleiben können.«
    »Mir macht es mehr Spaß, wenn ein paar Fetzen fliegen.« Calico zuckte die Schultern. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Diskussion mit seinem Kapitän führte. Anne hörte die Worte der beiden, bewunderte Rackham für seinen Mut, fand aber dennoch, dass Vane im Recht war.
    Die Spanier hatten inzwischen bemerkt, dass sie verfolgt wurden, und drehten ab.
    »Verfolgung aufnehmen!«, lautete Vanes Befehl, und der Steuermann riss das Ruder herum. Es vergingen weitere zwei Stunden, dann hatte die Schaluppe den spanischen Kauffahrer eingeholt. John and Elisabeth prangte der Name in goldenen Lettern auf dem dunklen Holz. Der Spanier eine halbe Länge voraus, den Bugspriet der Treasure in gefährlicher Nähe, segelten die beiden Schiffe Seite an Seite, während die Mannschaft der Lady Jane auf Vanes Kommando wartete. Rackham sah, dass sich an der Reling ein paar bewaffnete Offiziere bereithielten, ihre Galeere zu verteidigen.
    »Wie wäre es mit ein oder zwei Brandtöpfen?«, fragte er seinen Kapitän. Vane nickte.

    »Gute Idee, Calico. Das ist deine Spezialität.«
    »Bonny, unter Deck mit dir, lass dir vom Schützen zwei Brandtöpfe geben.« Anne rannte zur Luke, kletterte die enge Treppe so schnell hinunter, dass sie beinahe gestürzt wäre, und kam mit zwei Brandttöpfen wieder herauf. Rackham

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