Königin der Piraten
alarmiert. »Willst du nicht hier bleiben und mein Piratenkönig sein?«
Gray hatte sich wieder gefangen, beugte sich vor und küsste sie auf die Nasenspitze, den Mund, die Mundwinkel. »Natürlich möchte ich hier bei dir bleiben«, beschwichtigte er sie, während er sich zugleich dafür verfluchte, in welche Schwierigkeiten er sich diesmal gebracht hatte. Herrgott, wahrscheinlich suchte die ganze Britische Marine nach ihm, und Maeve wollte ihn in diesem Paradiesgarten behalten, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
»Ich weiß, du hast Angst, dass Nelson dich verfolgen wird«, erklärte Maeve. »Aber hier bist du in Sicherheit.« Sie umschloss sein Kinn mit den Händen, und ihr einst so kalter, misstrauischer Blick war wieder voller Bewunderung und Zuneigung. »Schließlich weiß niemand, wo die Piratenkönigin ihren Unterschlupf hat. Nicht einmal dein Admiral Falconer wüsste, wo er mich findet.«
Da hatte sie allerdings Recht.
»Mit dem Ruf, der mir vorausgeht, werde ich dich schützen und mit meinem Leben bewachen«, schwor Maeve und schüttelte so energisch den Kopf, dass ihr das Haar über eine Schulter fiel. »Und was Nelson betrifft ... tja, ich gehe einfach nicht mehr hin. Du bedeutest mir inzwischen zu viel. Außerdem gibt er sein Geld bestimmt lieber für seine >teure Lady Hamilton< aus als für einen Verräter, den er ohnehin aufhängen würde, glaubst du nicht?«
»Du bist sehr rücksichtsvoll, Maeve.«
»Danke, Gray. Das hat mir bisher noch niemand gesagt.« Maeve senkte den Kopf so tief, dass ihr das Haar in die Augen fiel. Als sie wieder sprach, klang ihre Stimme ungewöhnlich scheu und mädchenhaft. »Vielleicht haben wir ja wirklich eine Zukunft.« Sie spielte mit seinem weichen Brusthaar und hob den Blick, der nun voller kindlicher Hoffnung war. Als Gray nicht sofort antwortete, fuhr sie mit dem Arm durch die Luft und versuchte, das peinliche Schweigen mit Worten zu füllen. »Denk doch nur einmal, Gray!«, rief sie, und in ihre ängstlichen Augen trat ein aufgeregtes Funkeln. »Wir segeln zusammen über die Meere, plündern, rauben und stehlen. Wir werden so berühmt wie Calico Jack und Anne Bonney, und in der ganzen Karibik wenden die Seefahrer deinen Namen bald ebenso fürchten wie meinen!«
Gray starrte sie immer noch an, denn was sie sich da ausmalte, war natürlich völlig unmöglich. Langsam erwiderte er: »Ah ... ja, Maeve. Obwohl ich fürchte, mein schwarzes Blut ist nicht nobel genug für eine Piratenkönigin.«
»Unsinn.« Maeves Zähne blitzten in ihrem Gesicht. Sie ließ die Hand an ihm herunterwandern, um den Teil von ihm anzufassen, der vorübergehend geruht hatte, sich aber bei ihrer zärtlichen Berührung sofort wieder zu regen begann. »Du bist mein Märchenprinz«, erklärte sie mit einem Hauch von königlichem Hochmut und reckte trotzig das Kinn vor. »Das habe ich schon entschieden.«
Offensichtlich hatte sie auch noch andere Entscheidungen getroffen.
»Gray?«
Sosehr er es sich auch gewünscht hätte, er konnte nicht auf der Insel bleiben. Nun, da Maeve beschlossen hatte, ihn hier zu behalten, musste er sich überlegen, wie er entkommen konnte - und zwar schnell.
Er hatte schon immer am besten nachdenken können, wenn er körperlich aktiv war. Also stand er auf, hob Maeve hoch und trug sie auf seinen Armen aus dem Haus und zum Strand hinunter.
11.Kapitel
D ie Nacht war warm vom schwülen Hauch des Passatwindes, und in der Luft hing der schwere Duft von Bougainvilleen, üppiger Vegetation und Seetang. Über der noch schwelenden Glut des Lagerfeuers roch es nach gebratenem Fleisch, und draußen in der Bucht ergoss sich das Mondlicht über den dunklen Rumpf der Kestrel.
Es war eine märchenhafte Nacht, deren Zauber Maeve nicht durch Worte zerstören wollte, als Gray sie den kurzen Pfad zum Strand hinuntertrug; daher sah sie ihm nur in die Augen. Er wirkte ein wenig abwesend, ihr schöner Geliebter - nun, das würde sie ihm bald austreiben!
Sie schlang ihm die Beine um die Hüften und die Arme um den Nacken; dann küsste sie ihn auf Gesicht, Hals und Mund, bis sie spürte, wie sein aufgerichtetes Geschlecht sich an ihren Schoß drängte. Ihre Haut brannte vor Begehren.
Endlich ein Mann, der keine Angst vor ihr hatte, der ihr in jeder Hinsicht ebenbürtig war. Er war stark, männlich und besaß alles, wovon sie bei einem Mann je geträumt hatte - außer dass er kein galanter Offizier war.
Aber schließlich hatte sie ja auch den Zauber verdorben.
Weitere Kostenlose Bücher