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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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Atem und ein bedrohliches Klicken, als sie den Gewehrhahn in Vorderraststellung brachte.
    Dann spannte sie den Hahn ganz.
    »Nicht, Majestät«, sagte eine leise Stimme. »Das werdet Ihr sonst bereuen.«
    »Das Einzige, was ich bereue, Orla, ist ... ist, dass ich diesen Lump an mich herangelassen habe.«
    »Ist ja gut, Majestät«, beschwichtigte die Stimme.
    Gray spürte eine Bewegung und hörte, wie jemand Maeve tröstete. Das Herz tat ihm weh. Wenn er sie doch nur in die Arme nehmen und beruhigen, ihr alles gestehen könnte; wenn ...
    Das Gewehr wurde von seinem Rücken genommen. Wieder bekam er einen Tritt in die Rippen.
    »Steh auf.«
    Langsam gehorchte er, wobei ihm nur allzu bewusst wurde, dass er splitternackt war. Rippen, Rücken und Ellbogen taten ihm weh, doch das war alles nichts gegen den Kummer in seinem Herzen über das, was er getan hatte - was er hatte tun müssen.
    Vor ihm stand ein Dutzend erboster Frauen mit gezückten Entermessern, erhobenen Pistolen und grimmigem Blick.
    Ungeniert musterten sie seine Blöße, hatten jedoch nur Verachtung dafür übrig. Er sah, wie die kleine koboldhafte Irin Maeves nackten Körper mit einem Stück Segeltuch vor ihm abschirmte.
    Dann trat die große Afrikanerin vor - majestätisch, wild und wutentbrannt. Die anderen versammelten sich hinter ihr und beobachteten sie. Ihre Haut war schwärzer als die Nacht, und ihre Augen sprühten vor Zorn. Höhnisch ließ sie den Blick über Grays nackten Körper schweifen, doch er richtete sich nur stolz auf und ließ sich von ihrem feurigen Blick nicht einschüchtern.
    »Was immer du mit ihr gemacht hast«, zischte sie finster, »du wirst dafür bezahlen.« Sie rammte ihm eine Pistole gegen die Brust und stieß ihn unsanft zum Schiffsbug.
    »Vorwärts«, blaffte sie wie ein General.
    Als Gray wie befohlen nach vorne schritt, spürte er ihren Blick, der sich zwischen seine Schulterblätter bohrte, und sie drückte ihm ihre Pistole ins Kreuz. Ihm war klar, dass sie ihm am liebsten die Eingeweide aus dem Leib geschossen hätte. War er bei seinem Versuch, Ihre Majestät wütend zu machen, zu weit gegangen? Würde er es mit dem Leben bezahlen?
    Als er im Vorschiff angekommen war und es nicht mehr weiterging, blieb er hoch aufgerichtet und schweigend stehen, ohne sich zu den Piratinnen umzuwenden.
    »Auf die Knie!«
    Er blickte unverwandt geradeaus und murmelte: »Ihr könnt mich mal.«
    Prompt fuhr ihm der gestiefelte Fuß der Afrikanerin in die Kniekehlen, sodass er einknickte und vor Schmerz mit den Zähnen knirschend gegen die Ankerwinde stürzte. Eine der Piratinnen hielt ihm ein Entermesser an die Kehle, damit er sich nicht mehr rühren konnte und hilflos dalag, während die anderen ihn so fest an eines der Geschütze fesselten, dass ihm das Blut von den Handgelenken die Arme hinunterlief. Eine der Frauen schleuderte ihm seine Kleidung hin, die sie am Strand aufgehoben hatte. Dann wichen alle zurück, und als Gray das schmerzverzerrte Gesicht hob, sah er Maeve über sich stehen.
    Sie hatte sich inzwischen bunt bedruckte Hosen, eine weite Bluse und eine Lederweste angezogen. Ein Entermesser vervollständigte ihre Aufmachung. Ihr Haar hing wild herab, und ihre Augen funkelten. Sie sah hinreißend aus, doch der Ausdruck in ihren Augen war vernichtend und spiegelte unverhohlen den blanken Hass und den bitteren Schmerz über den Verrat.
    »Hundesohn!«, knurrte sie.
    Er wartete. Alle schwiegen, während Maeve über sein weiteres Schicksal nachdachte.
    Eine der kleinen irischen Schwestern zupfte sie am Ärmel. »Was macht Ihr jetzt mit ihm, Majestät?«
    »Das, was ich schon von Anfang an hätte tun sollen - ich verfüttere ihn Stück für Stück an die Fische. Nein, ich bringe ihn zu Nelson, damit er diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen kann.«
    Sie spie ihn an. Dann wandte sie sich ab, gab Befehl, den Anker zu lichten, und überließ Gray seinem Elend.
    Sie würde ihn zu Nelson bringen.
    Damit hatte er erreicht, was er wollte. Der Triumph hatte jedoch einen furchtbaren Beigeschmack, und als der Anker gelichtet war und Gray in der Meerwasserlache lag, die sich von der tropfnassen Ankerleine ausbreitete, fragte er sich unwillkürlich, ob der Sieg den hohen Preis wert war.
     

12.Kapitel
     
    I n eine Decke gehüllt l ag der erschöpfte Admiral in seiner schaukelnden Hängematte und träumte vor sich hin. Die kleine Faust hatte er um das Miniaturbildchen geschlossen, das ihm locker um den Hals hing.
    Die mächtige Victory mit ih ren

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