Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
Vom Netzwerk:
Nelson einen Blick zu, nahm den Hut ab, um sich den Schweiß von der Stirn zu tupfen, und blinzelte gegen die Helligkeit in die Takelage hinauf. »Was gibt's, Ausguck?«
    »Segel luvseits voraus! Kommt rasch näher. Ein Schoner, Sir!«
    Nelson schnippte mit den Fingern und rief ungeduldig den am nächsten stehenden Fähnrich zu sich. Er nahm ihm das Fernglas aus der Hand und hob es an sein gesundes Auge. Er erkannte das kleine Schiff im selben Augenblick, als Hardy aussprach, was er dachte: »Der Schoner der Piratenkönigin - mein Gott, was ist mit ihm geschehen?«
    Nelson verfluchte den milchigen Film, der seine Sehkraft einschränkte, und starrte angestrengt durch das Fernglas, bis sein Auge zu schmerzen und zu tränen begann.
    »Er hat einen Schlag abbekommen, und zwar einen schweren«, stellte er besorgt Jest. »Beidrehen, Kapitän Hardy, und alles vorbereiten, um die Kommandantin des Schoners zu empfangen.«
    Wenig später lag die Kestrel sicher an der Luvseite der Victory und wurde von deren mächtigem Schatten fast verschluckt.
    Nelson trat an die Reling und schaute auf das kleine Deck tief unter ihm hinunter. Er erblickte zerschossene Segel, zerbrochene Spieren, und wo einst die Marsstenge aufgeragt hatte, war nur noch ein Stumpf zu sehen, der dem nutzlosen Überbleibsel seines rechten Arms nicht unähnlich war.
    Ein blondes Mädchen huschte aus dem Schatten des zerrissenen, im Wind flatternden Großsegels. »Admiral Lord Nelson! Bitte, Ihr müsst uns helfen!«
    Nelson nahm Hardy einen Sprachtrichter aus der Hand und kletterte auf eine der mächtigen Kanonen der Victory, damit er sich weit über die Finknetze hinauslehnen konnte.
    Er spürte, dass Hardy ihn am Arm festhielt und sich seine Offiziere schützend um ihn drängten. Aber noch bevor er antworten konnte, brach die Kleine, die nicht älter als fünfzehn Jahre aussah, in Tränen aus. »Habt Ihr einen guten Schiffsarzt an Bord, Mylord?«, rief sie verzweifelt. »Unser Käpt'n ist verletzt. Ich glaube ... ich glaube, sie stirbt!«
     
    H.M.S. Victory,
    10. Juni 1805,
    vor Santa Lucia
     
    Sehr geehrter Kapitän Merrick, verehrte Mrs Merrick!
     
    Mit der Feder in der Hand hielt Lord Nelson inne und starrte auf das weiße Blatt Papier, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Er strich sich mit dem Ende der Feder übers Kinn; dann tunkte er den Kiel erneut ins Tintenfass und begann zu schreiben.
     
    Zu meinem größten Bedauern muss ich Euch mitteilen, dass Eure Tochter Maeve im Nahkampf mit einem spanischen Piraten schwer verwundet worden ist. Es mag Euch trösten, dass sie mit größter Tapferkeit gekämpft hat; gleichwohl bemüht sich mein Schiffsarzt verzweifelt, ihr Leben zu retten, während ich diese Zeilen schreibe. Im Falle dass sie überlebt, bleibt sie selbstverständlich so lange in der Obhut der Britischen Kriegsmarine, bis meine Flotte nach Europa zurückkehren kann. Dort werde ich persönlich dafür sorgen dass sie nach England in Sicherheit gebracht wird. Daher würde ich Euch gerne ....
     
    Er setzte erneut die Feder ab und dachte über Colin Lords Worte nach. Der junge Kapitän hatte ihm erzählt, dass seine Cousine als Mädchen von zu Hause fortgelaufen sei und ihre trauernden Eltern sie für tot hielten. Was, wenn sie sich nun erholte und zornig wurde, weil er sich in Angelegenheiten eingemischt hatte, die nur sie und ihre Eltern etwas angingen?
    Nelson zuckte die Achseln. Mit Kühnheit fuhr man immer noch am besten. Er tauchte die Feder in die Tinte und schrieb weiter.
     
    ... nach Merton, meinem Wohnsitz zu Surrey einladen, wo sich Lady Hamilton um Eure Tochter kümmern wird. Ich würde Euch raten, Euch so rasch wie möglich nach England zu begeben, da ich fürchte, dass die Tage Eurer Tochter auf dieser Welt womöglich gezählt sind.
     
    Hochachtungsvoll,
    Nelson und Bronte
     
    Bronte lautete der Name des Herzogtums, das ihm der dankbare Ferdinand IV., König von Neapel und Sizilien, geschenkt hatte - zuweilen kam es ihm immer noch seltsam vor, die Bezeichnung zu seiner Unterschrift hinzuzufügen. Nelson ließ den Brief auf dem Tisch liegen und nickte dem Marinesoldaten zu, der vor seiner Kajüte Wache stand. Dann begab er sich entschlossen einige Decks tiefer. »Tag, Mylord!« »Gott zum Gruß, Sir.«
    »Bald haben wir diesen Halunken von Villeneuve, so viel steht fest.«
    Nelson nickte ruhig und freundlich, wie es seine Art war, und erwiderte den demütigen Gruß der Seeleute, die sich wie die Ölsardinen auf dem engen

Weitere Kostenlose Bücher