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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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hinzufügen wärst du jetzt tot. Was wäre dann? Die Vorstellung kann ich nicht ertragen! Und zu denken, dass Mylord dich sogar an Bord der Victory gelassen hat - normalerweise duldet er keine Frauen auf dem Schiff, weißt du. Sich selbst gestattet er nicht einmal, eine Frau anzurühren, es sei denn, sie hört auf den Namen Emma Hamilton. Eifersüchtiger als ein Schuljunge, der Bursche, und sie ist keinen Deut besser! Aber, oh, das passt zu ihnen. Ein vortrefflicheres Paar kann ich mir nicht vorstellen, obwohl ich zugeben muss, dass du und ich gute Chancen darauf haben, wenn sich das Gewitter zwischen uns erst einmal verzogen hat.«
    Er redete zu viel. Und doch spürte Maeve, dass er nicht einfach dahinplauderte, sondern irgendeine raffinierte Absicht, verborgene Beweggründe, vertuschen wollte, ja, dass er seine Widersacherin in Sicherheit wiegen wollte, damit sie ihr Misstrauen aufgab. Gray war kein Dummkopf. Sie hatte bereits gesehen, wie flink seine Gedanken die Richtung wechseln, wie rasch seine Stimmung umschlagen konnte und was für ein messerscharfer Verstand hinter den marineblauen Augen steckte. Gray wusste, wie er jemanden einlullen konnte, um ihm dann unvorbereitet den Todesstoß zu versetzen.
    Sie musste auf der Hut sein. Er war ein gerissener Bursche.
    Also musste sie noch gerissener sein.
    »Ich bitte dich wirklich, dem armen Nelson gegenüber nicht solchen Groll zu hegen, Maeve. Er hat getan, was er konnte, um dir zu helfen. Er ist ein liebenswürdiger Mensch, ohne Fehl und Tadel, und seine Seemänner, Offiziere, die Flotte und alle, die ihn kennen, schätzen ihn sehr.« Gray nahm auf dem Sofa Platz und rückte Maeve auf seinem Schoß zurecht. Er hielt sie in einem Arm, zog die Decke über ihre Brüste und strich das fransige Ende ihres Zopfes glatt. Seine Berührung jagte eine heiße Welle des Begehrens durch ihren Körper, und sie biss sich fest auf die Lippen, in der Hoffnung, der Schmerz würde sie ablenken.
    »Außerdem ...« Er hielt ihr ein Glas Limonade an den Mund und hob ihren Kopf an, damit sie sich nicht verschluckte. »Außerdem ist er sehr besorgt um deine Gesundheit. Ich bin wirklich der Einzige, der deinen glühenden Zorn verdient hat ...«
    »Na schön, verdammt! Ich verzeihe ihm, in Ordnung? Ich verzeihe ihm!«
    »Gut. Nun, da das geklärt ist, würde ich gerne dein Haar neu flechten und dann einen Pakt mit dir schließen«, fuhr Gray nahtlos fort. Er drehte sie auf die Seite, und sie spürte, wie er ihr das Haar von den Schläfen zurückstrich und über den langen, dicken Zopf streichelte. Trotzig starrte sie zu den gegenüberliegenden Fenstern hinüber, dann in das grinsende Gesicht Henry Morgans. Sie fühlte Grays hartes Knie unter der Wange, was aber nicht unangenehm war. Nun fuhr er ihr mit den Fingern durchs Haar und löste behutsam ihren zerzausten Zopf. Maeve schloss die Augen. Es war ein schönes Gefühl. Wenn er seine Siege auf diese Weise errang, dann war es kein Wunder, dass er so jung schon Admiral geworden war.
    »Du findest Offiziere faszinierend, ich Piratinnen«, murmelte Gray über ihrem Kopf. »Was hältst du davon, wenn du und ich einander mit Gutenachtgeschichten erfreuen? Du erzählst mir etwas über Piraten, ich dir etwas von meinen Erlebnissen als Offizier. Möchtest du anfangen?«
    »Nein.«
    »Also schön. Dann lass mich ...« Und während Maeve mit geschlossenen Augen zuließ, dass Gray ihre dicke Haarpracht ausbürstete, verwandelte sich ihr Zorn in Müdigkeit, die Müdigkeit in Zustimmung, die Zustimmung in Erschöpfung. Zwischendurch drang ab und an Grays Stimme an ihr Ohr, doch sie achtete nur auf seine Hände, die sanft an ihrem Haar zupften und zogen und es langsam wieder zu einem langen, dicken Zopf flochten. Er ließ sich Zeit, da er das offenbar ebenso genoss wie sie. Unterdessen erzählte er ihr, auf welchen Schiffen er als Kapitän gefahren war, welche Orte auf der Welt er gesehen hatte und wie aufregend es gewesen war, als er für seine Tapferkeit in der Schlacht bei Abu-kir, in der er als Mitglied von Nelsons »Bund der Brüder« gekämpft hatte, vom König zum Ritter geschlagen worden war. Dann erzählte