Königin der Schwerter
schicken, tröstete sie wenig. S i mions waren magische Artefakte, aber keine Me n schen. Zarife hingegen war mehr als nur ein Mensch. Nach all den Jahren, in denen sie dem la n gen Arm des Halvadal getrotzt hatte, wurde sie von den Hüterinnen wie eine Göttin verehrt, und Bethia wusste, dass sie sich bei der Anrufung nicht den kleinsten Fehler e r lauben durfte.
Als sie sah, dass alle bereit waren, atmete sie noch einmal tief durch, ergriff die Hände der Frauen, die rechts und links von ihr standen, und vollendete den Kreis. Sie schloss die Augen, fühlte die Hitze des Fe u ers auf ihrem Gesicht und verwurzelte ihr Wesen fest mit dem geweihten Boden des Felse n runds unter ihren Füßen. Einige Herzschläge lang geschah nichts, dann spürte sie, wie sich die uralte Melodie der Anrufung in ihr regte, die seit Anbeginn der Wache durch ein streng festgelegtes Ritual von einer Seherin zur näch s ten weitergegeben wurde.
Töne stiegen auf und wurden zu Worten einer ura l ten Sprache, die schon vor Benize bestanden hatte und deren Kräfte überdauern würden, selbst wenn alles verloren war. Kraftvoll und fordernd entflohen sie ihren Lippen, und was sie beschworen, war so zeitlos und überirdisch, dass es in ihrer Sprache ke i ne Worte dafür gab.
Bethia sang weiter. Mühelos überwand sie die Grenzen und Gefühle, die sie an ihren Körper ba n den, und wurde schließlich selbst Teil des Liedes. Die Kraft der Musik floss durch ihre Hände in den Kreis und machte sie zum Mittelpunkt des Gesch e hens. Von allen Lasten befreit, erhob sich ihre Stimme über dem Felsenrund und forderte die anderen auf, den mon o tonen Gesang aufzunehmen, bis sich sämtliche Sti m men zu einem wundersamen Einklang verbanden.
Aus allen Richtungen strömten die magischen Worte nun dem Feuer entgegen, dessen Farbe sich unter der Kraft der Magie langsam veränderte. Z u nächst sah es aus, als wären die Flammen in einen grün schimmernden Mantel aus Licht gehüllt. Dann drang die Farbe immer tiefer in das Herz der Fla m men vor, bis über dem brennenden Reisig ein gewa l tiges grünes Feuer loderte.
Bethia wurde von dem Einklang getragen, der i h re eigene Stimme um ein Vielfaches verstärkte. Sie spü r te, wie die Kraft innerhalb des Rings anschwoll, wie sie das Feuer gleich einer leidenschaftlichen Umarmung umschloss und sich weiter verstärkte, bis die darin enthaltene Magie das Gefüge zu zerreißen drohte. Als sei sie selbst ein Teil der Magie, fühlte Bethia sich zu den Flammen hingezogen, um weitere Macht zu erha l ten. Sie sah weder den Ring der Steine noch die and e ren Hüterinnen. In einer Wolke aus grünem Leuchten strebte ihr Bewusstsein dem Feuer zu, wissend, dass sie ihren Körper längst als leere Hülle zurückgelassen ha t te. Wild und ungestüm gri f fen die Flammen nach ihr, zerrten und rissen an dem empfindsamen Gewebe, das sie ihre Seele nannte, und versuchten, sie aus den Wurzeln ihrer menschl i chen Wirklichkeit zu reißen.
Für einen Augenblick drohte sie sich selbst zu ve r lieren und in der Hitze zu verglühen, doch die Bande mit dem geweihten Boden und die Verbi n dung zu den beiden Frauen, die ihre Hand hielten, waren stark und halfen ihr zu widerstehen. Jetzt war sie selbst das Fe u er, bereit, in jene finstere Region vorzustoßen, die nie ein Lichtstrahl erhellte, bereit, Zarife zu leiten und ihr den Weg in die Heimat zu weisen.
In ihren Augen spiegelte sich die Glut des grünen Feuers, als sie den Blick durch die Flammen hi n durch auf das größte Triskelsymbol richtete, das kundige Hände vor Jahrhunderten in den Stein gemeißelt ha t ten.
Ich bin die Macht des unzerstörbaren Lebens.
Die Worte woben sich wie von selbst in ihren G e sang und stiegen als Klang über dem Feuer auf, als würden die Flammen selbst die Anrufung rezitieren.
Ich bin die Herrin der geweihten Steine, Her r scherin über die Zeit, Gebieterin der Tore.
Die Glut in ihren Augen nahm zu, während ihre Stimme an Kraft gewann.
Ich bin die, die gewartet hat. Ich bin die, die führen wird. Ich bin die, die Welten verbindet.
Der Boden unter ihren Füßen erbebte, als sie den Fluss der Kräfte bündelte und auf das Symbol der drei Spiralen ausrichtete.
Ich bin die, die singt. Ich bin die, die befiehlt, und ich sage: Öffne dich!
Mit dem letzten Wort schossen zwei grüne Blitze aus ihren Augen hervor und bohrten sich in die Spir a len des Triskels, während ein weiterer aus ihrem Mund drang und die dritte Spirale traf. Ein gleiße n
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