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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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ich gebe nicht auf. Selbst über das Pfeifen hinweg kon n te Aideen die Stimme noch hören. Wirf ihn weg! Der Befehl hatte etwa Zwingendes. Aideen spürte, wie ihre Arme zuc k ten.
    Wirf ihn in das Tor.
    »Nein!« Aideen biss die Zähne zusammen. Ihr A tem ging stoßweise. Das Pfeifen brachte sie an den Rand des Wahnsinns, aber sie kämpfte weiter, wild en t schlossen, dem Willen des seltsamen Geschöpfes zu widerstehen.
    Wirf ihn fort! Wirf ihn!
    Aideen spürte, wie ihre Kräfte schwanden. Verzwe i felt hoffte sie darauf, dass ihr jemand zu Hilfe kam, aber niemand schien zu bemerken, welchen Kampf sie innerlich ausfocht. Wie zuvor schon bei Bethia schi e nen sie ihre Erschöpfung der Anstrengung zuzuschre i ben, das Tor geöffnet zu halten und Zarife den Weg zu weisen. Das Licht schien nun ganz nah zu sein. Nicht mehr lange, und Zarife wü r de das Tor verlassen. Durchhalten, dachte sie erma t tet. Ich muss nur noch ein wenig durchhalten.
    Hinfort mit dem Simion.
    Der Befehl traf sie mit der Wucht eines Faus t hiebs. Sie zuckte zusammen und verlor für den Bruchteil eines Atemzugs die Kontrolle über ihren Körper. Dies nutzte das geisterhafte Wesen aus. A i deen spürte, wie ihre Arme ohne ihr Zutun nach vorn schnellten. Der Simion entglitt ihren Händen und flog in eigentü m lich trudelnden Bewegungen auf das Tor zu.
    Sie hörte die Hüterinnen aufschreien und sah Bethias entsetztes Gesicht. Dann zersplitterte das Bild vor ihren Augen in einem gleißenden Blitz, der den Felsen sprengte und das Tor für immer zerstörte.

26
    Kaum hatte Manon das Tor durchschritten, übe r mannte sie das Gefühl, aus sich selbst herauszutr e ten. Sie fühlte sich leicht und unbeschwert, wie ein Geist, der körperlos umherwandelt, während sich das grüne Licht um sie herum wie ein Strudel drehte. In dem Licht tummelten sich Bilder von Orten, die sie nie gesehen hatte, von Menschen, die sie nicht kannte, und von Gebäuden, die sie nie betreten hatte. Es war, als sehe sie einen Film in kurzen Schlaglic h tern vor ihrem geistigen Auge ablaufen. Die Bilder kamen in immer kürzerer Folge, so wie sich auch der Strudel immer schneller drehte. Bald konnte Manon keine Einzelheiten mehr erkennen. Ihr wurde schwindelig und übel. Panik griff nach ihr. Sie hatte sich getäuscht: Wo immer das Tor in der Felswand auch hinführen mochte, ganz sicher nicht auf die Hügel rings um Newgrange.
    Aber für eine Umkehr war es längst zu spät. I r gendwann gab Manon die Gegenwehr auf und ließ sich einfach treiben. Die Flut der Bilder ebbte ab, das Schwindelgefühl verschwand, und sie fand sich in e i ner samtenen Dunkelheit wieder, durch die sie wie von einem unsichtbaren Sog gezogen wurde. Alles war unwirklich, fast wie in einem Traum. Sie glaubte in einem Tunnel zu sein, aber die Dunkelheit rings um sie herum war vollkommen, und sie fand keine Bewe i se dafür.
    Dann sah sie den Lichtstrahl. Ein dünner grüner Faden, wie ein Laserstrahl, der aus den Tiefen des Raums irgendwo vor ihr zu kommen und sie zu le i ten schien.
    Ein Licht. Und eine Stimme. Jemand sang in e i ner Sprache, die sie nicht verstehen konnte. Manon fühlte sich getröstet und geborgen in der Melodie und schöpfte Hoffnung. Sie versuchte den Ursprung des Lichts zu ergründen, fand aber nur Dunkelheit. Plöt z lich verstummte das Lied. Das Licht erlosch. Eine eis i ge Kälte, die sie zuvor nicht gespürt hatte, griff nach ihr. Trost und Zuversicht verschwanden, und der Sog, der sie bisher getragen hatte, verebbte. Manon begann zu trudeln, sie ruderte mit den Armen und versuchte irgendwo Halt zu finden, aber ihre Hände griffen ins Leere, denn einen Boden unter den Füßen gab es nicht. Furcht stieg in ihr auf, doch ehe diese übe r mächtig werden konnte, kehrte das Licht zurück. Der Sog setzte wieder ein, und wenn er auch nicht mehr so stark war wie zuvor, so war es doch tröstlich zu spüren, dass die Reise weiterging.
    Allerdings nicht sehr weit. Kaum dass die Panik a b geklungen war, hüpfte der Lichtstrahl wieder u n stet hin und her, verschwand ganz und tauchte wi e der auf.
    Dann zerriss ein krachender Donnerschlag die Luft. Ein greller Blitz blendete Manon, und eine gewaltige Druckwelle wirbelte sie wie ein trockenes Blatt umher. Manon schrie auf und ruderte mit den Armen, fand in der vollkommenen Dunkelheit aber keinen Halt. Und diesmal tauchte der Lichtstrahl nicht wieder auf …
     
    ***
     
    »Bei den Göttern, Aideen! Was hast du getan?« Fa s sungslos trat Orla neben

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