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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die Tamjiken in den Steppen des Südens gesammelt. Für den Kampf in den Wäldern waren sie nicht ausgebildet, und auch den Kommandanten e r mangelte es an Erfahrung und Taktiken, sich der R e bellen zwischen den Bäumen erfolgreich zu erwehren.
    Aber Zoltan hatte Vorsorge getroffen. Anlass d a zu war eine Bemerkung Menards gewesen, der ihm e r zählt hatte, dass es im Waldland schon lange nicht mehr geregnet hatte. Das trockene Laub am Boden mochte ein Grund dafür gewesen sein, dass man die Späher so schnell entdeckt hatte, denn es machte ein Anschleichen an den Feind nahezu unmöglich. Nun war es Zoltans große Hoffnung, den Krieg rasch und ohne blutiges Gemetzel zu gewinnen, ehe er übe r haupt begonnen hatte.
    Ein teuflisches Grinsen huschte über Zoltans G e sicht, als er sich ausmalte, was geschehen würde, wenn sein Plan aufging. »Komm!« Er hatte genug gesehen und gab dem Söldner ein Zeichen. Leise zogen sie sich in den Wald zurück. Etliche seiner Männer waren erbost gewesen, als er einem Übe r läufer den Vorrang vor den eigenen Spähern geg e ben hatte, aber Zoltan hatte zu seinem Entschluss gestanden. Der Tamjike war ein erfahrener Waldlä u fer und ihm treu ergeben. Schon oft hatte er ihn für Kurierdienste in den No r den geschickt und ihn kle i neren Einheiten zugeteilt, die nach Rebellen gesucht hatten.
    Gemeinsam machten sie sich daran, ins Heerlager zurückzukehren. Sie waren noch nicht weit geko m men, da hörte Zoltan ein Scharren in der Dunkelheit zu seiner Rechten. Wie von selbst fand das Kur z schwert den Weg in seine Hand. Der Tamjike war ihm zehn Schritte voraus. Zoltan sah, wie er mit zwei Dolchen in den Händen herumwirbelte und einen Schrei ausstieß, um ihn zu warnen. Aber zu spät.
    Rebellen stürzten aus dem Dickicht hervor, schl u gen Zoltan das Schwert aus der Hand und fi e len mit einer solchen Wucht über ihn her, dass ihm keine Zeit blieb, sich zu verteidigen. Er wusste nicht, woher sie kamen und wie es ihnen gelungen war, sich unbemerkt anzuschleichen, war jedoch erfahren genug zu erke n nen, dass jeder Widerstand zwecklos war. Schon spürte er den kühlen Stahl eines Dolches an der Kehle und sah im Halblicht des Mondes ein Dutzend Speerspi t zen aufblitzen, die sich drohend auf ihn richteten.
    »Lauf!« Zoltan bäumte sich auf und brüllte das Wort in die Nacht hinaus. Seine Gedanken arbeit e ten wie rasend. Er konnte den Tamjiken nicht sehen, hof f te aber, dass dieser nicht so töricht wäre, sich der Ü bermacht zum Kampf zu stellen. Zoltan hatte ihm ausdrücklich befohlen, in einem Fall wie diesem zum Heer zurückzukehren und den Kommandanten B e richt zu erstatten, die ihrerseits eindeutige Befehle e r halten hatten: Ganz gleich, ob er getötet wurde oder in Gefangenschaft geriet, sein Plan musste au s geführt werden.
     
    »Da hinten ist er!«
    »Haltet ihn!«
    »Pfeile, schnell!«
    »Verdammt, er entkommt!«
    »Schießt! Schießt doch endlich!«
    Die Rufe der Rebellen gellten durch den Wald und zeigten Zoltan, dass der Tamjike klug gehandelt hatte. Er hatte keine Zweifel daran, dass der Söldner den Rebellen entkommen würde. Ein spöttisches Lächeln umspielte Zoltans Mundwinkel, als man seine Arme grob nach hinten riss und sie auf dem Rücken fesselte. Sollten die Rebellen ruhig annehmen, mit seiner G e fangennahme einen Sieg errungen zu haben, der das Heer Torpaks lähmte. Schon die nächsten Tage wü r den zeigen, welch verheerendem Irrtum sie erlegen waren.

30
    »Fort?« Erbost wirbelte Zarife herum. »Wieso fort?«
    »Ich … ich weiß es nicht, Herrin.« Zum ersten Mal, seit sie in den Dienst der Hohepriesterin getr e ten war, flackerte Furcht in Mels Augen auf. »Es sieht ganz so aus, als hätten sie die Höhlen verla s sen. Die Lager waren noch warm, aber Kleidung und Mäntel feh l ten.« Mel verstummte kurz und fügte dann hinzu: »Außerdem wurde die Wachhabende am Eingang b e wusstlos aufgefunden. Und Aideen ist auch fort.«
    »Die junge Seherin?«, fragte Zarife.
    »Ja.« Mel nickte.
    »Dann hat sie die beiden gewarnt.« Zarifes Stimme bebte vor Zorn. »Wie konnte das gesch e hen?«
    »Ich weiß es nicht, Herrin. Niemand konnte wi s sen, dass sie in Gefahr sind«, entgegnete Mel. »Wir haben doch gerade erst …«
    »Die Macht des Sehens darf nicht unterschätzt werden.« Die leuchtend grünen Umrisse, die eben noch eine annähernd menschliche Gestalt besessen hatten, zerflossen und wogten hin und her.
    »Nein, nein.« Zarife schüttelte den Kopf.

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