Königin der Schwerter
Lotterie wanderte in den Mülle i mer, ebenso wie die Auffo r derung, Münzsätze in Silber zu kaufen. Sandra wollte auch den letzten Brief we g werfen, hielt dann aber inne. »Nanu, da steht, dass ich etwas gewonnen h a be«, sagte sie und hielt Manon den Umschlag hin.
»Vermutlich den Besuch eines Vertreters für m o derne Haushaltsgeräte.« Manon grinste. »Wirf es weg. Das ist bestimmt nur wieder eine neue Masche, damit die ahnungslosen Empfänger die Briefe auch öffnen.«
Aber Sandra war neugierig. Der Briefbogen, den sie aus dem Umschlag zog, war an sie persönlich adre s siert.
»›Herzlichen Glückwunsch, Frau Thorsen‹«, las sie laut vor. »›Sie haben an unserem Vitaenzym-Gewinnspiel teilgenommen und wurden aus 50 000 Einsendern als Gewinner gezogen.‹« Sandra runzelte die Stirn. »So ein Blödsinn. Ich nehme nie an Gewin n spielen teil. Von der Firma habe ich noch nie etwas gehört.«
»Sag ich doch, das ist nur Werbung.« Manon de u tete auf den Mülleimer. »Der gehört dahin.«
»Warte mal … Da steht: ›Ihren Teilnahmecoupon haben wir kopiert und unten auf diesem Schreiben angefügt.‹« Sandra faltete den Brief ganz auf und sog erstaunt die Luft ein. Ganz unten war die Kopie eines Zettels zu sehen, auf dem ihr Name und ihre Adresse standen.
»He, das ist deine Handschrift. Woher haben die den Zettel?«
»Keine Ahnung …« Plötzlich fiel es Sandra wi e der ein. »Der stammt von meinem Bäcker. Vor sechs W o chen habe ich da bei einem Gewinnspiel mitg e macht, bei dem Kaffee verlost wurde.«
»Sieh mal an. Dann machst du also doch bei G e winnspielen mit.« Manon schmunzelte.
»Das ist doch was anderes.« Sandra schüttelte den Kopf. »Die Box stand auf der Theke. Es kostete nicht mal Porto.«
»Cool, dann gehört dem Bäcker wohl ein Versan d unternehmen für Vitamin- und Enzympräpar a te.« Manon studierte den Briefkopf. »Ganz schön g e schäftstüchtig, der Mann.«
»Blödsinn. Meinem Bäcker gehört nur die Bäck e rei.« Sandra überlegte fieberhaft. »Aber vielleicht hat er die Adressen auf den Teilnahmescheinen ve r kauft.«
»Das wäre dann auch ziemlich geschäftstüchtig.« Manon grinste. Der offensichtliche Adressenhandel schien sie nicht weiter zu kümmern, denn sie fragte: »Aber was hast du nun gewonnen?«
»Eine Reise! Vier Nächte in Irland! Hier steht: ›Sie und eine Begleitperson Ihrer Wahl fliegen nach Du b lin, übernachten dort in einem komfortablen Hotel und fahren mit unseren modernen Reisebussen weiter nach Newgrange‹«, las Sandra vor. »›Dort haben Sie die Möglichkeit, das 4500 Jahre alte K ö nigsgrab, eines der größten Wunder der prähistorischen Zeit, zu b e sichtigen. Anschließend haben Sie die einmalige Gel e genheit, sich umfassend über u n sere preiswerten und hochwirksamen Enzympräp a rate zu informieren, ehe es am nächsten Tag nach … ‹ Das klingt ja intere s sant!«
»Für mich klingt das eher nach einer Werbeve r kaufsfahrt.« Manon nahm Sandra den Brief aus der Hand und betrachtete ihn eingehend. »›Bestaunen Sie die große Anzahl jungsteinzeitlicher Kunstwe r ke, die die Wände der Grabkammern von Newgrange schm ü cken‹«, las sie vor. »›Vor allem die Triskel, wie die Steinzeichnungen auch genannt werden, geben den Archäologen bis heute Rätsel auf.‹«
»Triskel?« Das Wort ließ Sandra aufhorchen. Hatte Ivana nicht von Triskeln gesprochen, als sie die Gravur auf dem Rücken der Affenskulptur b e trachtet hatte?
»Na, die haben vielleicht Nerven«, hörte sie M a non sagen. »Sieh mal, die Reise geht schon übe r morgen los. Wer kann sich denn so kurzfristig fre i schaufeln?«
»Ich!« Das Wort entschlüpfte Sandra wie von selbst.
»Du?« Manon starrte sie an. »Das ist nicht dein Ernst – oder?«
»Doch.« Sandra sagte das ganz bewusst. »Die Reise kommt gerade richtig«, erklärte sie. »Weißt du, die letzten Tage waren wirklich ziemlich a n strengend für mich, und dann heute Mittag …« Sie brach ab, als ihr einfiel, dass Manon ja noch gar nichts von dem Ei n bruch wusste.
»Was war heute Mittag?«, hakte Manon nach. »Gab es Ärger? Hast du mich deshalb angerufen?«
»Ja, nein … Nicht direkt.« Sandra legte Manon e i nen Arm um die Schultern, führte sie zur Couch und setzte sich neben sie. Einige Sekunden lang suchte sie noch nach den richtigen Worten. Dann erzählte sie ihrer Freundin von dem Einbruch.
»Ein Einbrecher?« Fassungslos starrte Manon San d ra an. »Hier in der Wohnung?« Sie
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