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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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einen Schritt auf die Felsen zu.
    Schwester?
    Ein Windhauch, kühler als die frostige Nachtluft, streifte ihr Gesicht und ließ Aideen erstarren. Sie war wieder da! Offenbar war sie nicht an einen Ort gebu n den, denn das Felsenrund war noch ein Stück Weg entfernt. Mit angehaltenem Atem schaute A i deen sich um und entdeckte ein hauchzartes G e spinst aus Nebel, das sich wogend im Mondlicht um sie herum bewegte.
    Schwester.
    »Ich bin hier.« Aideen flüsterte fast. »Ich bin g e kommen, um mit dir zu sprechen.«
    Sprechen … flüstern … wispern. O ja, das müssen wir. Aber schnell und geschwind, ehe sie es beme r ken. Die Nacht ist ihr Revier. Eile, eile. Ich bin nicht sicher …
    Das Gespinst schwebte sehr nah heran, und A i deen glaubte erneut, den kühlen Hauch zu spüren. »Wer bist du?«, fragte sie. »Und was willst du von mir? Vo r hin hast du von einer Gefahr gesprochen, die es abz u wenden gilt. Was ist das für eine Gefahr? Und warum erzählst du mir davon und nicht Bethia, wenn es so dringend ist? Sie ist eine erfahrene Seh e rin und …«
    Du kannst hören. Sie nicht.
    Wieder strich das Gespinst um Aideens Kopf.
    Wer bin ich? , sinnierte es. Wer war ich? Du hast g e sehen, was ich einst sah. Du warst dort, wo ich einst war. Du fühltest, was ich einst fühlte. Doch jene eine rief dich fort und führte dich an einen a n deren Ort.
    »Dann zeig es mir noch einmal.« Aideen nahm all ihren Mut zusammen. Sie hatte immer noch Angst, aber ein Gefühl sagte ihr, dass dem Gespinst nichts Böses innewohnte. Als hätte jemand einen Vorhang beiseite gezogen, fand sie sich urplötzlich auf dem Platz wieder, den sie zuvor schon in der Vision ges e hen hatte. Doch anders als zuvor, konnte sie die s mal nicht nur sehen, sondern auch hören, was g e schah.
    Überall wurde gekämpft. Pfeile sirrten durch die Luft, Klingen blitzten auf und Schreie gellten durch die Nacht. Jetzt konnte allein die mächtige H o hepriesterin das Blatt noch wenden.
    In Todesfurcht schaute Aideen sich um. Dann en t deckte sie sie. Zarife stand wenige Schritte hinter der Re i he der Verteidiger, aber nichts deutete da r auf hin, dass sie versuchen würde, das Schlachte n glück zu wenden.
    Verzweiflung flammte in ihr auf. Ohne lange zu ü berlegen, rannte sie los. Die Leiber der Gefallenen mac h ten ihr das Fortkommen schwer, aber das konnte sie nicht aufhalten.
    »Herrin, rettet uns!« Sie fasste nach Zarifes Arm und sank auf die Knie. »Ich flehe Euch an, ruft die Dashken, sonst sind wir verloren.«
    »Närrin.« Die Kälte im Blick der Hohepriesterin ließ Aideen erschaudern. »Die Dashken sind zu wertvoll, um sie für das hier zu opfern«, hörte sie Zarife von oben he r ab sagen. »Sie werden nicht kommen. Sie wissen ja nicht einmal, was hier g e schieht.«
    Mit einem Schlag wurde Aideen bewusst, was die Worte bedeuteten. Zarife hatte niemals vorgehabt, der Dashken zu rufen. Sie hatte Benize verraten und sah tatenlos zu, wie ihre ahnungslosen Getreuen für sie in den Tod gingen. Fassungslos starrte sie Zarife an. Diese erw i derte den Blick kühl und gelassen. »Dies ist erst der A n fang«, sagte sie siegessicher. »Aber das wird niemand mehr erfahren.« Ihr Arm schnellte vor, und Aideen spürte einen beißenden Schmerz in der Magengegend. Keuchend riss sie die Augen auf. Vor ihr stand Zarife, den geweihten Opferdolch Benizes in den Händen. An der Klinge kle b te Blut. Ihr Blut! Aideen wollte schreien, aber statt eines Lautes quoll zähflüssiges Blut zwischen ihren Lippen he r vor. Einen Augenblick lang hielt sie sich noch aufrecht, dann versagten ihre Kräfte. Die Du n kelheit griff nach ihr, und das Letzte, was sie hörte, war Zarifes Lachen.
    Keuchend lag Aideen am Boden, die Hände auf den Bauch gepresst, als spüre sie dort noch immer die klaffende Wunde, die der Opferdolch gerissen hatte. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass sie nicht tot war und die Wunde nicht wirklich existie r te. Noch länger dauerte es, bis sie die Botschaft hinter der Vis i on erkannte: Zarife hatte ihren Untergang selbst he r beigeführt. Was daraus folgte, war so u n geheuerlich, dass Aideens Verstand sich weigerte, es zu akzeptieren.
    »Das … das ist nicht wahr«, stieß sie hervor. »Du lügst. Ich weiß nicht, wem du dienst, aber du lügst. Ich lasse es nicht zu, dass du Zarifes Andenken in den Schmutz ziehst. Sie ist ehrenvoll in den Tod gegangen. Kämpfend bis zum letzten Atemzug. So, wie es in der Überlieferung niedergeschrieben wu r

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