Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
einzigen Schuss erlegt hatte. Es hatte nicht leiden müssen. »Deirdre«, rief er ihr nach. »Fragst du dich manchmal, wieso das Wild herkommt, selbst wenn es nur einzelne Tiere sind? Hier gibt es nicht das geringste Futter.«
Sie hielt nicht an. »Ein Zauber meiner Mutter lockt es an. Sie hat versucht, mich zu lehren, wie man das Wild ruft, aber es ist nicht meine Gabe.«
»Dafür hast du genügend andere«, sagte er. »Ich hole das Pferd.«
Als sie den Hirsch auf das Pferd gebunden hatten, verschränkte Kylar die Hände, um Deirdre beim Aufsteigen zu helfen. »Setz deinen rechten Fuß in meine Hände und schwing das linke Bein über den Sattel.«
»Wir passen nicht beide auf das Pferd. Reite du, ich gehe zu Fuß.«
»Nein, ich gehe zu Fuß.«
»Dafür ist es zu weit, du hast dich noch nicht völlig erholt. Steig auf.« Sie wollte an ihm vorbeigehen, aber er versperrte ihr den Weg. »Steig auf, habe ich gesagt«, verkündete sie hoch aufgerichtet. »Ich bin Königin und du nur ein Prinz. Tu, was ich dir befehle.«
»Ich bin ein Mann und du nur eine Frau.« Mit diesen Worten nahm er sie und setzte sie in den Sattel. Ihr verschlug es die Sprache. »Tu, was ich dir sage.«
Auch wenn sie Seite an Seite mit ihrem Volk arbeitete, einen Befehl von ihr hatte bis jetzt noch niemand missachtet. Kein Mann hatte sie je angefasst. »Wie kannst du es wagen!«
»Ich gehöre nicht zu deinen Untertanen.« Er nahm die Zügel und fing an, das Pferd durch den Wald zu führen. »Mein Blut ist so königlich wie das deine, obwohl das im Augenblick nicht das Geringste bedeutet. Es fällt mir schwer, dich als Königin zu sehen, wenn du in Männerkleidung steckst und einen Bogen spannst, den mein eigener Knappe kaum halten kann. Es fällt mir schwer, dich als Königin zu sehen, Deirdre«, setzte er mit einem Blick auf ihr wütendes Gesicht hinzu, »nachdem ich dich in meinen Armen gehalten habe.«
»Dann merkst du dir das Gefühl besser gut, denn es wird nicht noch einmal vorkommen.«
Er blieb stehen, wandte sich um und ließ seine Hand über ihr Bein wandern. Als sie nach ihm trat, fing er ihren Stiefel ein und lachte. »So gefällst du mir. Frauen mit Temperament im Bett sind mir lieber.«
Schnell wie eine Schlange fuhr der Dolch aus ihrem Gürtel. Sie setzte ihm die tödliche Spitze an die Kehle. »Nimm deine Hand weg.«
Er zuckte nicht mit der Wimper, stellte aber zu seiner eigenen Überraschung fest, dass er diese Frau nicht nur begehren, sondern lieben konnte. »Ich frage mich, ob du mich wirklich töten würdest? Vielleicht, solange du wütend bist, aber später würde es dir Leid tun.« Langsam hob er die Hand und fasste ihr Handgelenk. »Wir beide würden es bedauern. Ich habe dir nur gesagt, dass ich dich begehre. Das ist die Wahrheit. Sind dir Lügen lieber?«
»Du kannst Cordelia nehmen, wenn sie das möchte.«
»Ich will Cordelia nicht, ob sie möchte oder nicht.« Er nahm ihr das Messer aus der Hand und hauchte einen Kuss auf ihre Handfläche. »Ich will dich, Deirdre, und du sollst mich auch wollen.« Er gab ihr den Dolch mit dem Heft voran zurück. »Kannst du mit dem Schwert ebenso gut umgehen wie mit dem Dolch?«
»Allerdings.«
»Du bist eine Frau voller Überraschungen, schöne Deirdre.« Er setzte sich wieder in Bewegung. »Ich verstehe ja, dass du dich mit dem Bogen übst, aber wozu brauchst du Schwert oder Dolch?«
»Wer nicht lernt, sich zu verteidigen, ist faul und nachlässig. Die Übung selbst ist gut für Körper und Geist. Von meinen Leuten wird erwartet, dass sie lernen, mit der Waffe umzugehen, da will ich keine Ausnahme sein.«
»Das sehe ich ein.«
Als er zum zweiten Mal stehen blieb, verengten sich ihre Augen warnend.
»Ich werde deine Steigbügel verkürzen«, erklärte er, »damit du richtig reiten kannst. Was ist mit euren Pferden passiert?«
»Die wurden von denen mitgenommen, die uns im ersten
Jahr verließen.« Um die Situation zu entspannen, beugte sie sich vor und tätschelte Cathmor erneut den Hals. »Wir hatten auch Rinder und Schafe. Wenn sie nicht in der Kälte umkamen, wanderten sie in den Kochtopf. In der Umgebung gab es Höfe und Häuser, aber ihre Bewohner flüchteten sich auf die Burg, wo es noch genug zu essen gab, oder gingen auf der Suche nach dem Frühling fort. Warum willst du mich besitzen?«
»Weil du schön bist.«
Stirnrunzelnd blickte sie auf ihn herab. »Sind Männer wirklich so einfach?«
Als er lachend den Kopf schüttelte, spürte sie den
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