Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
sein Herzschlag stockte, als seine Füße ausglitten. Dann die Angst, das Entsetzen, unmittelbar gefolgt von entsetzlichem Schmerz.
Als der Knochen brach, stieß sie einen leisen Schrei aus und warf den Kopf zurück. Etwas ihn ihr wurde zertrümmert wie dünner Ton unter einem steinernen Hammer. Der Schmerz war unbeschreiblich.
Ihre Augen hatten sich geöffnet. Sie schimmerten tiefgrün, aber ihr unnatürlicher Glanz gefiel Kylar überhaupt nicht. Ihr Atem ging schnell und mühsam, Schweiß trat ihr auf die Stirn. Der Junge schrie mit schwacher Stimme und wand sich in Kylars Griff.
Beide stöhnten vor Schmerz, als Deirdre eine Hand unter den Nacken des Jungen gleiten ließ und die andere auf ihr eigenes Herz legte. Beide erbebten und wurden totenblass.
Kylar wollte ihren Namen rufen, sie auffangen, als sie zu schwanken begann. Doch dann spürte er die Hitze, die unbarmherzig von ihr in den Jungen strömte, bis die Arme, die er hielt, glühten wie Feuer.
Der Junge öffnete die Augen und starrte ins Leere.
»Nimm, junger Phelan.« Ihre Stimme klang belegt und hallte zwischen den steinernen Wänden. »Nimm, was du brauchst. Das Feuer der Heilung.« Sie beugte sich vor und legte ihre Lippen sanft auf die seinen. »Lebe. Bleibe bei uns. Deine Mutter braucht dich.«
Vor den Augen von Kylar, der wie vom Donner gerührt zusah, kehrte die Farbe in das Gesicht des Jungen zurück. Er hätte schwören können, dass er spürte, wie sich der Tod in die Schatten zurückzog.
»Herrin«, murmelte der Junge wie im Traum. »Ich bin gestürzt.«
»Ja, ich weiß. Schlaf jetzt.« Sie fuhr mit der Hand über seine Augen, die er seufzend schloss. »Werde gesund.« Dann wandte sie sich an Kylar. »Wenn du willst, lass seine Mutter herein. Und Cordelia.«
»Deirdre …«
»Bitte.« Die Müdigkeit drohte sie zu überwältigen, und
sie wollte fort, in ihre Gemächer, bevor sie ihr nachgab. »Lass sie herein, damit ich ihnen sagen kann, was zu tun ist.«
Kylar erhob sich, aber Deirdre blieb neben dem Jungen knien. Die Stimmen ihrer Leute dröhnten in ihrem Kopf wie dumpfes Meeresrauschen. Während Ailish neben ihrem Sohn zusammenbrach, ihn an sich zog und die zitternde Hand ihrer Herrin mit Küssen bedeckte, gelang es Deirdre, klare, umsichtige Anweisungen für die Pflege des Kindes zu erteilen.
»Genug!« Entsetzt darüber, wie blass sie geworden war, hob Kylar sie vom Boden auf. »Kümmert euch um den Jungen!«
»Ich bin noch nicht fertig«, brachte Deirdre heraus.
»Doch, das bist du.« Herausfordernd blickte er in die Runde, aber niemand widersprach ihm. »Wo ist dein Schlafgemach?«
»Hier entlang, Prinz.« Orna führte ihn durch einen Gang zu einer weiteren Treppe. »Ich weiß, was zu tun ist.«
»Dann kümmere dich um sie.« Während er Deirdre die Treppe hinauftrug, warf er einen Blick auf ihr Gesicht. Nun hatte sie doch das Bewusstsein verloren! Ihre Haut war durchscheinend wie Glas, und sie hielt die Augen geschlossen. Ihre Hände waren mit dem Blut des Kindes besudelt. »Was hat es sie gekostet, den Jungen dem Tod zu entreißen?«
»Das vermag ich nicht zu sagen, Herr.« Sie öffnete eine Tür und eilte zu dem Bett dahinter. »Ich kümmere mich um sie.«
»Ich bleibe.«
Orna presste die Lippen zusammen, als er Deirdre auf das Bett legte. »Ich muss sie entkleiden und waschen.«
Mit mühsam unterdrückter Ungeduld wandte er sich ab und ging zum Fenster. »Dann tu das. Hat sie das auch für mich getan?«
»Ich kann es nicht sagen.« Orna begegnete offen seinem Blick, als er sich erneut umdrehte. »Sie hat mit mir nicht darüber gesprochen. Sie spricht mit niemand darüber, Prinz Kylar. Dreht Euch um, bis ich meiner Herrin ihr Nachtgewand angelegt habe.«
»Weib, ihre Tugend ist bei mir nicht in Gefahr.« Aber er wandte sich ab und starrte aus dem Fenster.
Er hatte von Menschen gehört, die durch ihre Geisteskräfte zu heilen vermochten, aber bis zu diesem Abend hatte er nicht wirklich daran geglaubt. Und erst recht nicht darüber nachgedacht, welchen Preis ein solcher Heiler dafür bezahlen musste.
»Sie muss jetzt schlafen«, erklärte Orna nach einer Weile.
»Ich werde sie nicht stören.« Er ging zum Bett und blickte auf sie herab. Immer noch waren ihre Wangen schneeweiß, aber ihr Atem schien ruhiger zu gehen. »Aber ich lasse sie nicht allein.«
»Meine Herrin ist stark und tapfer wie zehn Krieger.«
»Wenn ich zehn Männer hätte wie sie, würde jede Schlacht überflüssig.«
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