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Königliche Republik (German Edition)

Königliche Republik (German Edition)

Titel: Königliche Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemarie Nikolaus
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auch; die zwei alten Markthändlerinnen
beispielsweise, mit denen sie sich oft schon um den Preis für
die Eier gestritten hatte. „Mit all denen spricht der Herzog
persönlich?“ Wie konnte er dafür Zeit finden?
    „Aber
ja. Er will wissen, welche Probleme die Menschen haben und wie er
helfen kann.“ Albert deutete in die andere Richtung, den langen
Korridor hinunter. „Aber Ihr werdet nicht warten müssen,
bis er alle angehört hat. Folgt mir bitte.“
    Albert
führte sie im ersten Stock in einen Raum mit einem breiten
Kamin, in dem ein mächtiges Feuer seine Wärme verbreitete.
Im Halbkreis davor standen drei wuchtige Stühle mit gepolsterten
Lehnen; auf einem niedrigen Tisch daneben Obst und Teegeschirr.
    Er
nahm sich einen Apfel und rieb ihn an seinem Ärmel ab. „Ich
überlasse Euch der Gesellschaft des Marquis de Montmorency.“
    Mirella
streckte die kalten Hände dem Feuer entgegen. „Ist das
der, der alles weiß?“
    Hinter
ihr erklang ein leises Lachen. Sie fuhr herum. Der Marquis de
Montmorency war durch eine andere Tür hereingekommen und schloss
diese soeben. Wie peinlich, dass er ihre vorwitzige Bemerkung gehört
hatte.
    „Ihr
habt eine interessante Meinung von mir, Signorina. Aber Ihr irrt
Euch.“ Er wechselte ins Italienische, um Matteo zu begrüßen,
und bewies gleich darauf, dass sie doch recht hatte. „Er ist
also der Schneider. Der Herzog ist begierig auf Seine Entwürfe.
– Und wir Soldaten auch.“
    Kurz
darauf hallte ein schneller Schritt auf dem Marmor des Flurs. Die
Wache öffnete die Tür. Im Eintreten löste de Guise die
Schärpe um seine Taille, die das Schwert hielt. Der Marquis nahm
beides entgegen und legte es auf eine Kommode.
    De
Guise rollte die Schultern. „Keine Förmlichkeiten bitte.
Alexandre, leiste der Signorina Gesellschaft, während wir
unseren Geschäften nachgehen.“ Er lächelte. „Bevor
ich mich entscheide, lasse ich dich die Entwürfe sehen.“
Er bat die Männer mit einer Handbewegung, ihm zu folgen, und
ging zu der Tür, durch die zuvor Alexandre hereingekommen war.
    Enzo
ging an der Seite des Herzogs, der ihn um Haupteslänge
überragte. Matteo stolperte vor Aufregung schier über seine
eigenen Füße, als er ihnen folgte. Kaum durch die Tür,
zog er schon die Entwürfe aus seiner Tasche und ließ
tatsächlich einen Teil fallen.
    Mirella
schmunzelte über den Alten. „Er ist einer der besten
Schneider von Neapel. Aber dies wird vermutlich der größte
Auftrag seines Lebens.“
    „Also
hat er keine Manufaktur. Er wird viele Leute brauchen, um die Arbeit
zu schaffen.“
    Mirella
suchte nach einer Entgegnung, die nicht zu dämlich klänge.
Am besten eine Frage. „Woher kommen die Soldaten des Herzogs?“
    „Wir
werben sie an. Der Comte der Modène hat mehrere tausend Mann
auszurüsten.“
    „Die
Neapolitaner kämpfen mit allem, was sie haben. Man braucht sie
nicht anzuwerben.“
    Alexandre
nickte. „Sie kämpfen für ihre Freiheit. Aber Sold
brauchen sie trotzdem.“
    „Und
Ihr?“ Das war schon wieder vorwitzig. Aber nun hatte sie es
angefangen; nun konnte sie den Satz auch zu Ende bringen. „Warum
seid Ihr bereit, für Neapel Euer Leben zu wagen?“
    Alexandres
graue Augen wurden dunkler. „Die Neapolitaner sind ein tapferes
Volk. Ihr habt verdient, diesen Kampf zu gewinnen.“
    Das
beantwortete ihre Frage mitnichten. Aber sie zu wiederholen, scheute
sie sich nun doch. Hatte sie an etwas gerührt, was sie besser
nicht angesprochen hätte? Jemand müsste ihn trösten
können; er war so viel jünger als Dario.
    Befangen
starrte sie ins Feuer. „Man sollte bald nachlegen lassen. Die
Nächte können bitterkalt werden zu dieser Zeit.“
    „Sicher
nicht so kalt wie bei uns. Schneit es hier jemals?“
    „Kaum.
Manchmal.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wo ist das, bei
Euch?“ Nun hatte sie endlich ein harmloses Thema gefunden.
    „Eigentlich
der Languedoc. Aber ich bin in der Champagne aufgewachsen. Kennt Ihr
Euch aus in der Geografie von Mitteleuropa?“
    Unwillkürlich
reckte sie das Kinn. „Natürlich. Ich kann lesen und
schreiben und bin in einer Klosterschule erzogen worden.“
    Noch
während sie sprach, zog er die Augenbrauen hoch. „Es war
nicht meine Absicht, Euch zu beleidigen.“
    „Aber
nicht doch.“ Sie geriet in Eifer. „Wie könntet Ihr
wissen, was in den Klöstern Neapels gelehrt wird!“ Als ihr
auffiel, dass sie ihn gerade vor sich selber verteidigte, wurde sie
sofort wieder verlegen. Wieso brachte er sie so aus der Fassung?

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