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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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wirklich? Was macht Ihr Sohnemann?«
    »Das geht Sie einen Dreck an.«
    »Schlechte Laune, oder was?«
    »Ist Ihnen langweilig oder warum rufen Sie mich an?«
    »Was soll die Aufregung? Sie werden doch nicht mehr abgehört. Oder versuchen Ihre Kollegen immer noch, Sie dranzukriegen?«
    »Erinnern Sie sich noch an unsere Abmachung? Was habe ich Ihnen damals gesagt?«
    »Nicht anrufen.«
    »Und was haben Sie getan? Zweimal, unmittelbar nach Ihrem Freispruch!«
    »Ich wollte mich nur bedanken.«
    »Sie können sich nicht ausmalen, was mir das eingebrockt hat.«
    »Ich habe das Telefon einer Kneipe benutzt und keinen Namen genannt.«
    »Die Kneipe stand keine hundert Meter von Ihrem Haus entfernt und der Wirt hat Sie beschrieben. Für wie blöd halten Sie meine Kollegen?«
    »Ich dachte, Sie hätten Ihre Leute im Griff. Darin bestand doch unsere Vereinbarung.«
    »Es gibt keine Vereinbarung mehr. Was sollen diese Liebesgrüße aus dem toskanischen Exil auf meinem Anrufbeantworter?«
    »Einer meiner früheren Mitarbeiter wurde ermordet, ein netter Junge, und ich dachte, es würde Sie interessieren, wer das getan hat. Aber wenn ich mich geirrt habe, tut es mir leid und ich will Sie nicht länger behelligen.«
    »Was wissen Sie über den Mord?«
    »Also doch interessiert?«
    »Reden Sie schon.«
    »Der Mann heißt Denis Grusew.«
    »Ach.«
    »Grusew drängt sich in den Markt. Ich habe versucht, ihn auszubooten, indem ich einen seiner Kokaintransporte habe auffliegen lassen, die er laufen hatte. Dreißig Kilo Schnee, den Ihre Kavallerie abgefangen hat. Dafür hat er sich offenbar gerächt.«
    »Unsere Leute dachten, die Lieferung sei für Sie bestimmt gewesen.«
    »Nein, Grusew hat bereits mehr als einen Fuß im Geschäft.«
    »Und Robert Marthau …«
    »Ich wusste, dass Robby für Ihre Kollegen arbeitete, und ließ ihn den Tipp an sie weitergeben.«
    »Und?«
    »Reicht Ihnen das nicht?«
    »Was bedeutet die transnistrische Grippe? «
    Der ehemalige Koksbaron ließ ein kurzes Lachen hören. »Schöne Bezeichnung. Könnte von mir stammen.«
    »Geben Sie mir konkrete Hinweise, dass Grusew in den Mord verwickelt ist.«
    »Seit er meine Eltern entführt hat, lautet meine Devise: Der Klügere gibt nach und schweigt. Grusews Hinterleute verfügen über Verbindungen nach Italien. Ich habe Ihnen den Namen genannt. Den Rest müssen Sie erledigen.«
    »Wissen Sie, was ich glaube, Böhr?«
    »Nein.«
    »Der Klügere gibt nicht nach. Er sitzt in seiner toskanischen Fattoria und sinnt darüber nach, wie er Grusew und seine Hinterleute erledigen kann, damit ihm die Rückkehr in seine alten Geschäfte möglich wird. Sie haben den Kampf noch nicht aufgegeben.«
    »Ich bin nun einmal heimatverwurzelt. Das können Sie mir nicht übel nehmen.«
    »Glauben Sie, Sie könnten mich noch einmal instrumentalisieren? Mannomann, Böhr. Außerdem kann ich ohne Beweise nichts tun.«
    »Doch, sehr wohl.«
    »Was denn?«
    »Töten Sie Grusew.«
    Stille im Äther. Scholz lauschte auf ein Echo dieses ungeheuren Satzes, doch da kam nichts.
    Böhr sagte: »Sie werden es für unsere Freundschaft tun, Hauptkommissar Scholz.«
    »Freundschaft?«
    »Ja. Oder soll ich Ihren Kollegen flüstern, dass Sie Datenträger mit abgehörten Telefonaten beseitigt haben, damit die Kokainsucht Ihres eigenen Sohnes nicht aktenkundig wird?«
    Scholz knallte den Hörer auf die Gabel und holte tief Luft. Der Koksbaron hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank – größenwahnsinnig und unberechenbar wie eh und je.
    Scholz lief ins Bad und wusch sich die Telefonnummer von der Handfläche. Er schrubbte mit heißem Wasser und reichlich Seife, bis auch der letzte Rest der Kugelschreibertinte verschwunden war.
    Seine Haut war rot und wund, als hätte er glühende Kohlen angefasst.
65.
    Mission Impossible – der Klingelton riss Reuter aus dem Schlaf. Rasch knipste er das Licht an und tastete nach seinem Handy. Ein Blick auf das Display: zehn Minuten nach Mitternacht, höchstens eine halbe Stunde geschlafen.
    Er nahm das Gespräch an. »Was gibt’s?«
    »Spreche ich mit Jan Reuter von der MK Feuerwerk? «
    »Ja.«
    »Kilian, MEK. Die Zielperson hat das Haus verlassen und bewegt sich in ihrem Fahrzeug in nördlicher Richtung auf der Merowinger Straße im Stadtteil …«
    »Ich weiß, wo das ist. Ruf mich in zwei Minuten wieder an.«
    Rein in die Klamotten. Autoschlüssel, Schulterholster und Waffe. Das Sakko. Das Univiertel lag ganz in der Nähe.
    Als das Handy zum zweiten Mal klingelte,

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