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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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von denen.«
    »Der Ihnen Prügel angedroht hat?«
    »Nein, eine ihrer Koksquellen.«
    Scholz war hellhörig geworden. Er fragte: »Und der Schläger, können Sie den beschreiben?«
    »Das war ein großer, stämmiger Mann, älter, Ende dreißig, mit einer komischen Nase.«
    »Komisch?«
    »Irgendwie schief.«
    »Sie sagten, er stellte ihrer Freundin nach?«
    »Er wollte ihr den Spaß verbieten. Das Koks, die Disko, sogar den Umgang mit mir.«
    »Klingt ganz vernünftig.«
    »Ha, ha. Der Kerl tickte nicht ganz richtig.«
    Scholz ließ sich Größe und Haarfarbe nennen und tippte die Daten in den Laptop. Der Hinweis passte in sein Bild vom Täter. Ein Möchtegern-Beschützer. Ein heimlicher Verehrer, den das Mädchen abgewiesen hatte. Seine Vernarrtheit war in Hass umgeschlagen – ein Perverser mit Gewaltpotenzial.
    Marietta fragte: »Wo waren Sie vorgestern gegen zweiundzwanzig Uhr?«
    »Am Freitag? Etwa noch ein Mord?«, fragte Mielke und tat verwundert.
    »Hören Sie keine Nachrichten?«
    »Lokale News interessieren mich nicht mehr.«
    »Jemand hat Robert Marthau umgebracht. Ihren Nebenbuhler. Ein Schuss in den Hohlraum, von dem Sie gerade sprachen.«
    Der Junge hob die Hände. »Hey, ich war das nicht! Freitags spiele ich Fußball. Danach gehen wir immer auf ein Bier zum Griechen. Ole war auch dabei, fragen Sie ihn.«
    »Wie lange?«
    »Mindestens bis um elf.«
    »Weitere Namen außer Ole?«
    Mielke zählte sie auf.
    Scholz schrieb mit, dann erkundigte er sich: »Kennen Sie eine Internetseite namens premiumparty.de?«
    »Worum geht’s da?«
    »Sogenannte Gangbang-Veranstaltungen.«
    »Hatte Henni was damit zu tun?«
    »Sie nicht?«
    »Ich höre davon zum ersten Mal. Sie erwähnte mal so etwas, aber das war reine Fantasie. Ich hab’s auf ihr Trauma geschoben. Sie wissen schon.«
    Marietta fragte: »Warum ziehen Sie eigentlich nach München?«
    »Karriere«, ließ Marvin sich vernehmen. Der Kerl im Ringelpulli kam herein und angelte sich eine Flasche aus der Pilskiste, auf der sein Kumpel hockte.
    »Ein zweites Studium«, korrigierte Mielke. »Filmhochschule. Sie können mir gratulieren. Letzte Woche habe ich den Bescheid bekommen, jetzt geht alles ganz schnell. Dank Andermatt krieg ich hier sowieso keinen Fuß mehr auf den Boden.«
    Scholz ließ sich Sven Mielkes neue Adresse geben, dann schloss er den Drucker an, um das Protokoll unterschreiben lassen zu können.
    Marvin fragte: »Soll das Gerümpel nebenan auch nach unten?«
    »Gerümpel? Das ist mein Lieblingssessel!«
    Der Drucker surrte. Mielke griff unter sich, öffnete ebenfalls eine Flasche und stieß mit Umzugshelfer Marvin an. Zu den Ermittlern gewandt sagte er mürrisch: »Wegen Ihnen schaffe ich das heute tatsächlich nicht mehr nach München.«
    Scholz gab ihm ein Kärtchen mit seiner Mobilfunknummer und überreichte das Protokoll zur Unterschrift.
    »Mal sehen, was für einen Stil Sie draufhaben«, sagte der Filmemacher in spe und las.
    »Den Waldstil«, antwortete Scholz und zwinkerte Marietta zu. »Wie Sie hineinrufen, so schallt es heraus.«
51.
    Reuter stellte seit einer Stunde das Zimmer seines Kollegen auf den Kopf. Er durchwühlte Schubladen, nahm das Sofa auseinander, kontrollierte die Bücher und Zeitschriftenstapel im Regal. Er durchblätterte ein Fotoalbum und fand nichts, das ihm auf die Sprünge half.
    Das abgefangene Fax – warum hatte Koch versucht, den Zusammenhang zwischen Grusew und den Ukrainern zu verbergen?
    Die eingeschleusten Kunsträuber hatten also für Grusew gearbeitet, nicht für Koksbaron Böhr, den Reuter ursprünglich verdächtigt hatte. Und als die beiden Ukrainer wegen der Tat vor Gericht standen, fuhr Robby Marthau das Gemälde von A nach B.
    Robby – Reuter fiel die Aussage des Türsteherkumpels Sascha ein: Drei Millionen, sagte er. Einstein war echt stolz darauf.
    Einstein.
    Der Spottname für ihre Vertrauensperson war ein humoriger Einfall Kochs gewesen. Sie hatten die Bezeichnung nur unter vier Augen verwendet. In keinem Protokoll tauchte sie auf. Eigentlich konnte niemand sonst etwas mit der Bezeichnung anfangen. Aber Sascha kannte sie.
    Marion betrat den Raum. Sie hatte Tee aufgebrüht. Die Kanne dampfte. »Hast du etwas gefunden, Jan?«
    »Kennst du einen Sascha Maisel? Hat Michael diesen Namen mal erwähnt?«
    Marion schüttelte den Kopf.
    Reuter sah sich im Bürokabuff um. Vielleicht gab es weitere Unterlagen, die Michael beiseite geschafft hatte. Reuter besaß noch zu wenige Puzzleteile, um sich einen

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