Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
dass ich wüsste. Übrigens – mein tiefes Beileid noch einmal zum tragischen Tod deines Bruders und deiner Mutter.« Sie reichte ihr die Hand zur Begrüßung. »Zwei schreckliche Nachrichten auf einmal. Wir konnten leider nicht zur Beerdigung kommen. Das Gut, die Kinder …, du weißt schon …« Sie musterte sie kritisch von oben bis unten. »Ist sonst alles in Ordnung – zu Hause, meine ich?«
»Danke, dass du mit uns fühlst«, antwortete Magdalena artig, ohne auf die Frage einzugehen. »Es war sehr schwer. Aber Großmama, Theo und Gertraud geht es gut. Sie wird übrigens bald heiraten! Gottfried von Treskow ist der Auserwählte.«
Sie stockte unter dem Blick Johannas. »Ich hoffe, mein Besuch passt euch?«
»Nun ja … aber wenn du schon einmal hier bist, dann komm doch erst mal rein. Du bist natürlich willkommen. Wie lange willst du denn bleiben?«
»Ich weiß noch nicht – das hängt von verschiedenen Dingen ab.«
»Von verschiedenen Dingen?« Johanna warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
»Ja, ich dachte, ich kann euch vielleicht zwischendurch etwas helfen – mit den Kindern, meine ich. Oder im Haushalt, was gerade anfällt!«, plapperte Magdalena scheinbar unbekümmert weiter, während sie hinter der Hausherrin, die ihren leichten Unmut über den plötzlichen Besuch so gut wie möglich verbarg, ins Haus ging.
»Ich sag gleich Ludwig Bescheid, damit er dich begrüßen kann!« Johanna läutete aufgeregt dem Diener und schien in leichter Verwirrung nicht zu wissen, was sie als Erstes machen sollte. »Franz!«, rief sie mit durchdringender Stimme, als auf ihr Läuten niemand erschien. Zugleich versuchte sie, eines der beiden Mädchen, das laut zu kreischen begonnen hatte, davon abzuhalten, seine Schwester an den Zöpfen zu ziehen. Magdalena bückte sich nach dem heruntergerissenen und zerdrückten Blumenkranz, während sich Johanna entnervt die Ohren zuhielt und auf einen Stuhl fallen ließ. »Ich werde einfach nicht mehr mit den Kindern fertig – sie sind so lebhaft!«, stöhnte sie, während ihr fleischiger Hals bis zum Dekolleté eine rote Farbe annahm.
Mit aufgekrempelten Ärmeln, braun gebrannt, näherte sich jetzt der hochgewachsene, grauhaarige Gutsherr. Er war über zwanzig Jahre älter als seine Frau und bereits siebzig, jedoch bis auf sein von Wind und Wetter gegerbtes, markantes Gesicht mit vielen Falten schlank und elastisch geblieben, sodass der Altersunterschied kaum ins Gewicht fiel. Verblüfft starrte auch er jetztMagdalena an. Dann umarmte er sie herzlich und küsste sie auf beide Wangen. »Das ist ja eine Überraschung, Mädel! Wie groß du geworden bist! Und wie geht es meiner guten Louise?« Er hielt betrübt inne. »Johanna hat sich sicher schon entschuldigt, dass wir nicht zur Beerdigung deiner Mutter und deines Bruders nach Königsberg kommen konnten. Die weite Reise – es ist unmöglich, das Gut in der schlechten Zeit allein zu lassen! Das verstehst du doch, oder?«
»Natürlich!« nickte Magdalena. »Ich soll dir viele Grüße von Louise bestellen. Sie meinte, ich brauchte einmal Luftveränderung – nach all den Schicksalsschlägen. Außerdem sollte ich zum Arbeitsdienst – und davor drücke ich mich lieber. Ich hab mir Studienmaterial mitgebracht. Hier kann ich ja auch lernen!«. Sie zögerte einen Moment, »und besser, ihr redet nicht drüber, dass ich da bin, sonst muss ich vielleicht doch noch ran!«
In Ludwigs Blick trat eine prüfende, fast misstrauische Nuance. »Nein …, natürlich nicht. Wie du willst. Es braucht ja keiner zu wissen, dass du da bist! Du hast doch nichts angestellt, Mädchen?«
»Nicht … nicht direkt! Lass uns ein andermal reden. Ich bin furchtbar müde.«
Während Magdalena wenig später in der großen Küche einen wohlgefüllten Teller Bohnensuppe löffelte und die Köchin ihr dazu noch eine dicke Scheibe vom Laib des duftenden, gerade gebackenen Brotes herunterschnitt und einen ordentlichen Batzen goldgelbe frische Butter darauflegte, war Johanna in das Arbeitszimmer ihres Mannes getreten. Ihre ohnehin wenig zufriedene Miene hatte durch ihre herabgezogenen Mundwinkel eine mürrische Nuance mehr bekommen. »Was sagst du dazu, Ludwig? Nicht, dass ich irgendetwas gegen deine Großnichte hätte – aber einfach so, aus heiterem Himmel …«, sie brach ab und schüttelte den Kopf, »ich meine, so ohne Ankündigung herzukommen!«
»Hmmh«, Ludwig legte bedächtig den Stift aus der Hand, mit dem er gerade die Ausgaben für
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