Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
Sie mir das mal – und halten Sie seinen Arm ganz fest!«, kommandierte er. Doch als er sich näherte, machte Paul eine unvorhergesehene Bewegung, und dem Arzt schnellte die Spritze aus der Hand und fiel in hohem Bogen zu Boden.
»Verflixt noch mal, Sie sollten ihn doch festhalten, Doktor Braun!«, schimpfte er. »So wird das ja nie was!«
Die Ärztin lief blutrot an, drückte den Arm auf das Laken und stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen, während der Oberarzt einen neuen Versuch machte. »Sehen Sie«, sagte er schließlich belehrend und schloss die Infusion an, »so muss es sein. Es ist doch ganz einfach!«
Dr. Braun wandte ihm bei so viel Überheblichkeit den Rücken und musste an sich halten, kein falsches Wort zu erwidern. Mit etwas Zeit hätte sie es ganz genauso geschafft, aber hier hatte immer noch der Chef der Station das Sagen und wenn es tausendmal falsch war. Sie beugte sich über den Kranken, um ein zweites Pflaster, das die Nadel am Platz hielt, zu befestigen und spürte, wie sich der Oberarzt eng gegen sie presste und seine Hand sie an der Hüfte berührte. Sie fuhr herum und sah in sein grinsendes Gesicht. »Nun zieren Sie sich doch mal nicht so, meine Beste!« Wutentbrannt stieß sie ihn zurück. »Was erlauben Sie sich!«
»Sie werden Ihre Zickigkeit noch bereuen!«, zischte ihr Dr. Müller noch zu, bevor er sie stehen ließ und die Tür des Krankenzimmers hinter sich zuwarf.
»Entschuldigen Sie!«, sagte Paul mit trockenen Lippen und versuchte, sich aufzurichten. »Ich war eben noch nicht ganz bei mir. Ich habe diesen Reflex, mich zu wehren. Das lässt sich noch nicht ganz abstellen …« Er brach ab und strich sich über die Stirn. »Ich wollte Ihnen keine Schwierigkeiten machen, aber ich hatte große Lust, diesem eingebildeten Schnösel einen Denkzettel zu verpassen!«
Die Ärztin lächelte tapfer, obwohl Tränen in ihre Augen gestiegen waren. »Niemand mag den Oberarzt, er ist immer so arrogant! Ganz besonders zu Frauen. Aber er ist hier übermächtig – wenn ich mich wehre, verliere ich meine Anstellung! Ich habe übrigens Ihre Schwester benachrichtigt. Sie wird Sie morgen besuchen kommen!« Sie nahm ein Glas Wasser vom Nachttisch. »Hier, trinken Sie, das ist ganz wichtig. Ihr Körper ist ja völlig ausgetrocknet. Hat man im Lazarett nicht darauf geachtet?«
Paul lehnte sich erschöpft gegen sein Kissen. »Doch … aber unter den entsprechenden Umständen war das nicht so einfach!
Vielen Dank auf jeden Fall! Ich fühle mich zwar ziemlich schwach, aber dennoch besser!«, murmelte er. »Morgen kommt meine Schwester, sagten Sie? Aber ich muss unbedingt telefonieren – heute noch, es ist lebenswichtig!« Er sah die Ärztin beschwörend an. »Ich muss!«
»Unmöglich – seien Sie vernünftig! Der Apparat ist im Flur – und Sie dürfen noch nicht aufstehen. Ihre Werte sind noch zu schlecht. Morgen vielleicht – dann sehen wir weiter! » Sie legte beruhigend die Hand auf seinen Arm, und Paul nickte.
»Sie werden mir helfen?«
»Sicher, wenn ich kann!« Die Ärztin lächelte ihm zu und nestelte eine lockige Strähne, die ihr über die Wange gefallen war, fest. »Ich sehe später noch einmal nach Ihnen!«
Als sich die Tür hinter ihr schloss, versuchte Paul, seine Beine aus dem Bett zu schwingen. Alles drehte sich um ihn, aber er visierte den Rollstuhl in der Ecke des Zimmers an und wartete, bis sich der Schwindel ein wenig gelegt hatte. Die Infusion behinderte ihn, und er zog die Nadel kurzerhand heraus. Dann stand er so wacklig auf seinen Beinen wie noch nie in seinem Leben. Wieder wartete er eine Weile und tastete sich dann an der Wand entlang einige Schritte zum Rollstuhl. Er musste tief Luft holen, aber es ging besser, als er dachte, und er atmete auf, als er endlich saß. Nachdem er sich von der Anstrengung erholt hatte, griff er nach der Türklinke, öffnete die Tür und rollte sich geräuschlos in den Gang. Er war leer, genauso, wie das nahe gelegene Schwesternzimmer. Zum Glück war es Mittagszeit und das Personal gerade beim Essen. Auf dem Tisch stand schweigend der schwarze Telefonapparat. Sein Herz begann, wie wild zu klopfen, und er fürchtete, die Aufregung nicht durchzustehen. Seine Lippen bewegten sich lautlos. Magdalena – ich muss dich sprechen, ich muss deine Stimme hören. Es war wie ein Gebet. Er schob sich näher, streckte die Hand aus, griff nach dem Hörer und wählte mit zitternden Fingern die Nummer der von Waldens. Amanderen Ende läutete
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