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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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überall!« Sie neigte sich über ihn, drückte ihn fest an sich, als wollte sie ihm mit ihrer Wärme Kraft geben. Als sei sie im selben Moment erschrocken über sich selbst, erhob sie sich, blieb aufrecht vor ihm stehen, als wolle sie etwas sagen, brächte es aber nicht über die Lippen. Sie ging langsam zum Bett, schüttelte die Kissen auf und schlug die Decke zurück. Als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, stieg sie rasch aus ihrem plumpen Kattunrock, zog ihre Bluse über den Kopf und legte sich auf sein Bett. Ihr schwarzes glattes Haar fiel gelöst wie ein Schleier um ihre hellen Schultern, und sie sah ihn, den hübschen Kopf auf dem aufgestützten Ellenbogen, verlockend an. Paul war so verblüfft, dass er nicht wusste, was er sagen oder wie er reagieren sollte. Sie waren allein im Haus, under starrte auf ihren nackten, biegsamen Körper, die Geste, mit der sie sich jetzt zurücklehnte und die Arme nach ihm ausbreitete. »Komm«, flüsterte sie mit ihrer ein wenig heiseren Stimme, »komm zu mir – wärm dich!«
    Paul warf den Wolfspelz ab. Die Anstrengung schien verflogen, und ihm war plötzlich ganz heiß geworden. »Nein!«. Er schüttelte bestimmt den Kopf. »Nein«, wiederholte er noch einmal, »ich kann nicht. Das kann ich nicht machen. Du bist verheiratet …«Er nahm ihre Hand und versuchte, sie aus dem Bett zu ziehen. Tanja wehrte sich lachend und wand sich wie ein kleines Kätzchen unter seinem Griff. Dann warf sie ihre vollen nackten Arme um seinen Hals wie eine Fessel. »Niemand wird wissen … «
    Mit einem harten Griff löste Paul ihre Arme und stieß sie von sich. »Geh jetzt«, herrschte er sie an. »Was ich getan habe, war selbstverständlich. Du brauchst dich nicht auf diese Weise bei mir zu bedanken!«
    Tanja wich mit gesenktem Kopf zurück, zog sich hastig an und huschte enttäuscht und mit leichten Schritten aus dem Zimmer.
    Paul atmete auf. Tanjas Berührungen, ihre Schönheit und die offene, temperamentvolle Art waren ihm ins Blut gegangen. Er warf ihr nichts vor. Was sollte man machen – ließen nicht die russische Einsamkeit, der Krieg und die ständige Nähe des Todes alle Grenzen des Anstandes verschwimmen, jegliche Zurückhaltung zum Genuss des bisschen Lebens, das man noch hatte, lächerlich erscheinen? Er nahm das Bild Magdalenas zur Hand, das er immer bei sich trug, und versuchte, sich in ihr Lächeln und den Ausdruck ihrer sanften Augen zu vertiefen. Langsam beruhigte er sich. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und nahm ein neues Papier.
    ›Meine Liebste‹, begann er, ›auch wenn ich beinahe daran verzweifle, dass meine Briefe dich aus unerfindlichen Gründen nicht erreichen, so kann ich doch nicht aufhören, weiter mit dir zu reden, Dich an meinem Leben teilnehmen zu lassen und Dich um Rat zu fragen …‹. Hier wusste er plötzlich nicht mehr weiter. Irgendetwas störte, mischte sich in seine Gedanken, in seine Sehnsucht nach Magdalena, und er wusste leider auch ganz genau, was es war. Er legte den Brief in die Schreibtischschublade und ging erregt im Zimmer auf und ab. Eine kribbelnde Unruhe hatte ihn erfasst. Warum bekam er Tanja jetzt bloß nicht mehr aus dem Kopf? Wahrscheinlich hatte ihn das Intermezzo am Fluss mit der Rettung Koljas und seinen Folgen zu sehr durcheinandergebracht.
    Morgen sollte jedenfalls sein Kamerad Karl Hellwig ihn in der Schreibstube ablösen, und dann war wieder er an der Reihe, in Feuerstellung zu gehen. Er wusste, dass es so gefährlich wie nie sein würde, und zum ersten Mal zweifelte er daran, dass dieses kleine Häuflein deutscher Soldaten mit seiner mangelhaften Ausrüstung, quasi alleingelassen hier in der russischen Einöde, noch eine Chance gegen die Rote Armee hatte! Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als weiterzukämpfen, seine Pflicht zu erfüllen. Aug in Aug mit dem Feind würden seine unsinnigen Grübeleien bald vergehen.
    Am Abend wurde die Tür seines Häuschens unsanft aufgerissen. Es war nicht Hellwig, den er erwartete, sondern sein Vorgesetzter, Hauptfeldwebel Robert Schmidt. Er war blass und bedrückt und salutierte mit dem Hitlergruß. »Schlechte Nachrichten. Ich muss dir eine bedauerliche Meldung machen. Hellwig ist heute einer feindlichen Kugel zum Opfer gefallen. Der Feind überraschte uns aus einer Position heraus, wo wir ihn nicht erwartet haben. Karl war sehr tapfer, und wir werden sein Andenken in Ehren halten.« Er schluckte.
    »Wie hat es ihn denn erwischt? Er war doch immer

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