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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Kellertreppe? Sie erhielt Stöße, Tritte, irgendjemand zog sie an den Haaren, um an ihr vorbeizukommen. Ihre Augen brannten vom Rauch und sie konnte kaum noch atmen. Jetzt mussten sie im Hausflur sein, der halb eingestürzt war. Sie erreichten die Tür, dieselbe, durch die sie hereingekommen waren. Zwei Männer versuchten sie aufzustemmen, Panik breitete sich unter den Nachdrängenden aus. Irgendwo brannte es, und der beißende Geruch reizte ihre Kehle so stark, sodass sie keine Luft mehr bekam. Vielleicht war es ein Gas, das sie jetzt alle töten würde. Sie dachte an Paul. Es war aus, sie würde sterben, undall ihre Probleme waren damit gelöst. Beinahe lautlos sank sie zwischen den stöhnenden und um sich schlagenden Menschen ohnmächtig zu Boden.
    Erst eine neue Explosion, ein Feuerblitz, brachte sie wieder zu sich. Nicht weit von ihr schlugen züngelnde Flammen mit starker Hitze empor. Sie begriff erst gar nicht, was geschehen war. Die Tür war offen, der Eingang frei, wenn man von einem Haufen Steine absah, der sie zur Hälfte blockiert hatte. Die anderen waren fort, und sie glaubte sich allein. Als sie sich vom Boden abstützte, griff sie in etwas Weiches, fasste den leblosen Arm eines Menschen neben ihr, die Augen weit offen, den Mund im Schrei geöffnet. Schuhe, Kleidung und Taschen waren ein paar Meter fortgeschleudert worden. Zwei weitere Gestalten lagen in zerfetzten Kleidern dicht nebeneinander, die Gesichter schwarz vor Ruß, leblos und blutig von Steinen oder Holzstücken, die sie getroffen hatten. Sie wollte schreien, aber es entrang sich ihr nur ein unartikuliertes raues Krächzen und unaufhörliches Husten. Die Flammen draußen wurden höher, und sie begriff, dass sie so schnell wie möglich hier fortmusste. Mühsam kletterte sie über das Geröll ins Freie. Hinter ihr griffen die aufschießenden Flammen auf das halb zerstörte Haus über, an dem in diesem Augenblick ein ganzes Stockwerk, das sich in den oberen Etagen noch gehalten hatte, in sich zusammenbrach. Sie sah sich nicht mehr um, rannte nur, nach Luft ringend und ohne zu wissen wohin; lief durch den brennenden Stadtteil, in dem der Angriff verheerende Folgen angerichtet hatte, stolperte über herausgerissene Straßenbahnschienen, Gräben und Steinwüsten, da, wo vorher irgendein Gebäude gestanden hatte. Es war, als habe sich der Himmel durch schwarze Qualmwolken verdunkelt, die durch die Straßenschluchten zogen. Dann begann es zu regnen, ein leichter Nieselregen tropfte herab, unter dem die heißen Steine zu dampfen begannen.
    Als Magdalena das Inferno hinter sich gelassen hatte und außerGefahr war, sank sie völlig erschöpft auf eine Bordsteinkante. Ihre Ohren dröhnten, und sie sah immer noch die Abfolge der Bilder des Chaos’ vor sich, das sie gerade erlebt hatte. Sie hatte keine Tränen mehr, aber sie spürte seltsamerweise ein Gefühl, das sie in diesem Moment, zwischen Leben und Tod, am wenigsten erwartet hatte. Es war Erleichterung, einzig und allein ein simples Glück, diesen Terror überlebt zu haben. Ich lebe noch, dachte sie erstaunt, ich bin stark, ich habe es überstanden, es geschafft – jetzt kann mir nichts mehr passieren. Ein Schutzengel war an meiner Seite. Und ich werde mein Kind bekommen!
    Irgendjemand berührte ihre Schulter. »Kann ich Ihnen helfen, junge Frau?« Magdalena sah auf, mit geröteten Augen, verwirrt, das Gesicht rußverschmiert, die Bluse zerrissen.
    »Kommen Sie! Hier können Sie doch nicht sitzen bleiben.« Der Luftwaffenhelfer zog sie mit sich. »Soll ich Sie nach Hause bringen? Wir haben zwar Entwarnung, aber wie es aussieht, könnte es noch einmal einen Angriff geben. Die haben es jetzt alle auf Berlin abgesehen! » Sie sah ihn an, er war jung und hatte ein freundliches Lächeln.
    »Ja, das wäre sehr nett von Ihnen. Ich kann kaum noch gehen«, krächzte sie mühsam und deutete auf ihre Füße. »Einen Schuh habe ich verloren und beim zweiten ist der Absatz gebrochen!«
    Erst jetzt bemerkte sie die blutenden Schürfwunden an Armen und Beinen, die sie sich beim Klettern über die Steine geholt hatte. »Nicht weiter schlimm!«, sagte sie, als sie den fragenden Blick des Soldaten sah, »Ganz oberflächlich, ich hab es bisher nicht mal bemerkt!«
    »Das ist oft so – man spürt die Verletzungen nicht sofort. Stützen Sie sich lieber auf meinen Arm! Was ist denn passiert?« Der Soldat zog sie hoch und sie humpelte an seiner Seite über das Pflaster.
    »Ich bin mit ein paar anderen Leuten in einen

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