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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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kurzer Zeit. Magdalena stockte der Atem. Dann sprang sie auf. Sie dachte sofort an Anton – bestimmt hatte er sie in der ganzen Stadt suchen lassen, nachdem er gemerkt hatte, dass sie verschwunden war! Alle drei sahen sich fragend und wie erstarrt an.
    »Wir machen nicht auf!«, entschied Frau Lindental und räumte mit leise zitternden Händen die Tassen in die Spüle. »Ich erwarte keinen Besuch.«
    »Aber ich«, Magdalena war erregt aufgesprungen, »es könnte meinetwegen sein. Man will mich verhaften – ich habe mit anderen Kommilitonen verbotene Flugblätter verteilt – ganz genauso wie der Studentenbund der ›Weißen Rose‹, von denen inden Zeitungen so viel die Rede war! Ich hätte nie gedacht, dass es so gefährlich ist...« Sie suchte den Blick Willis, der ganz blass geworden war. Erneut klingelte es, schrill und anhaltend. Dann war Stille.
    »Vielleicht ist es ja nur ein Hausierer.« Er lief auf den Balkon. Beim vorsichtigen Hinuntersehen konnte er zwei Uniformierte erkennen, die die Haustür bewachten.
    »Komm, du musst dich verstecken!«, sagte er ruhig. »Schnell. Ich halte sie auf.«
    »Wo?«, hilflos sah sie sich in der Wohnung um, in der es kaum eine Möglichkeit gab, sich unsichtbar zu machen. »Es ist zu spät!«
    Er zog sie mit sich nach draußen. »Bist du schwindelfrei?«
    »Nein!« Magdalena wandte den Blick von der Tiefe ab. Ihr wurde allein schon vom Hinuntersehen übel.
    »Du musst auf den Nachbarbalkon steigen. Siehst du drüben die offene Zimmertür? Es ist nur ein Meter Distanz.« Er riss ein Brett aus dem Schrank, nahm ein Kopftuch von Frau Lindental heraus. »Hier hinüber – und dann trittst du drüben ganz ruhig aus der Wohnungstür, als wenn nichts wäre. Ich warte auf dich, wir gehen hinunter, wie ein ganz normales Paar, während sie oben die Wohnung durchsuchen.« Er warf ihr das Kopftuch zu.
    Magdalena schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht!«
    »Du musst es tun! Du wirst es schaffen! Denk dran, ich warte auf dich! Wer wohnt dort drüben?«, fragte er im gleichen Atemzug Frau Lindental, die zu ihnen getreten war. »Ein alter Herr. Ich glaube, er ist nicht mehr so richtig im Kopf!«
    »Umso besser«, erwiderte Willi. »Schnell, wir haben nur wenig Zeit.« Er riss die Tür auf und lief ein Stockwerk höher, um nicht gesehen zu werden. Von unten hörte er schon dumpfe Schritte die Treppe heraufpolten.
    Inzwischen hatte Frau Lindental in fieberhafter Eile MagdalenasSachen zusammengerafft und in einen Bettkasten gestopft. Magdalena stand auf dem Balkon vor dem Brett und versuchte, nicht nach unten zu sehen. Du musst hinüber, sagte sie sich, dann bist du gerettet! Ihr schwerer Bauch behinderte sie ein wenig, aber beim zweiten Versuch gelang es ihr, sich hinaufzuziehen. Im Hintergrund schrillte nun ununterbrochen die Türglocke, und harte Fäuste donnerten gegen die Tür. Vor Herzklopfen und Schwindel glaubte sie ohnmächtig zu werden, als sie begann, Stück für Stück, Zentimeter für Zentimeter über das Brett zu kriechen.
    »Aufmachen, Polizei! Tempo, Tempo, oder wir schlagen die Tür ein!«, hörte sie von drinnen raue Männerstimmen rufen.
    »Ja, ja, komm ja schon. Ich kann nicht so schnell«, ließ sich Frau Lindental mit quengeliger Stimme hören, »muss mich schließlich erst mal anziehen.«
    Jetzt hatte Magdalena den Nachbarbalkon erreicht und zog aufatmend das Brett nach. Es war leichter gewesen, als sie dachte. Vorsichtig drückte sie gegen die nur angelehnte Tür. Die Vorhänge waren zugezogen, das Zimmer lag im Halbdunkel und schien leer zu sein. Auf Zehenspitzen tastete sie sich vorwärts, doch gerade als sie die Klinke drücken wollte, fuhr sie beim matten Ton einer Stimme zu Tode erschrocken zurück.
    »Wer da?«
    Sie wandte sich langsam rückwärts, blieb dann aber wie angenagelt stehen. Auf der Bettkante sitzend, die bloßen Füßen auf dem Boden, starrte ihr mit aufgerissenen Augen ein grauhaariger alter Mann entgegen. »Bist du es Klara?«, fragte er unsicher und fuhr sich mit der Hand über Stirn und Augen. »Bist du schon zurück?« Er wandte den Kopf in alle Richtungen, dann tastete er nach dem Stock, der neben ihm stand und sie erkannte, dass er blind war. Ohne zu antworten, öffnete sie hastig die Tür und tastete sich im halbdunklen Flur vorwärts. Es war keine Zeit für Erklärungen und sie musste so schnell wie möglich verschwinden.Bevor sie ins Treppenhaus trat, legte sie das Kopftuch um und spähte vorsichtig in den Korridor hinaus. Die Tür zu

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