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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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traditionellen Haferbrei.
    Aber dann zeigte sich doch, dass die Anwesenheit Tanjas in der Männergemeinschaft einige Unruhe auslöste. Spitze Hilfeschreie, die eines Nachts aus dem LKW, den sie zu ihrem Nachtlager gemacht hatte, tönten, schreckten die Männer auf. Paul sprang auf, lief hinaus und packte die Gestalt am Kragen, die sich gerade aus dem Staub machen wollte. »Du Dreckskerl!«, schrie er den langen Proviantmeister an, der Tanja schon immer begehrlich nachgesehen hatte, und verpasste ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht. »Lass die Frau in Ruhe, sonst kriegst du es mit mir zu tun!«
    »Das wirst du mir büßen!«. Der Angegriffene spuckte hasserfüllt vor ihm aus und hielt sich die Backe. »Deine russische Hure kannst du ruhig behalten! Jetzt tut sie so, als ob nichts gewesen wäre. Dabei hat sie mir schon die ganze Zeit schöne Augen gemacht, das Miststück!«
    Paul wollte noch einmal ausholen, doch Robert hielt seine Hand fest. »Komm, heb dir deine Kräfte für was anderes auf und verschwende sie nicht an diese schmutzige Küchenschabe!«, sagte er mit einem drohenden Blick.
    Tanja stand zitternd auf dem Trittbrett des LKWs und raffte das zerrissene Hemd um die Schultern. »Ich nichts machen, gar nichts …«
    Paul trat auf sie zu: »Leg dich wieder hin, Tanja, und beruhige dich! Wer dir etwas tut, der bekommt es mit mir zu tun«, er warf dem Mann noch einen wilden Blick zu. »Lass dich nicht mehr hier sehen, du Schwein, ich rate es dir gut!«
    »Nächstes Mal nehme ich mein Messer mit – das kriegst du dann in die Rippen, wenn du mir zu nahe kommst, verdammter Hurensohn!«, drohte der Lange schwitzend, ballte die Faust und verschwand.
    Am nächsten Morgen ließ der Kommandant Paul und Robert rufen. »Ich habe etwas Ähnliches befürchtet«, begann er mit ernster Miene, »aber jetzt ist es tatsächlich eingetreten. Es gibt Unruhe, wenn eine Frau im Lager ist. Und das können wir uns in unserer Situation überhaupt nicht leisten. Ich habe mich entschieden, sie nicht bis Poltawa mitzunehmen. Sie bleibt im nächsten Dorf, das wir erreichen!« Als Paul den Mund öffnen wollte, sagte er mit einem harten Unterton. »Das ist ein Befehl. Und Sie werden ihn ihr ausrichten, Hofmann!«
    Tanja wagte diesmal keinen Widerspruch. Sie schien wie zerschmettert. Traurig und niedergeschlagen sah sie Paul an, der die Kiefer zusammenpresste. »Komm wiedär!«, sagte sie ihm zum Abschied in dem winzigen, gottverlassenen Weiler, wo man sie beim Dorfschulzen absetzte, »ich warte auf dich, äwig!« Mit diesen Worten nahm sie ein kleines Kreuzchen aus billigem Metall von ihrem Hals und legte es Paul in die Hand. »Christus mit dir!«
    Paul sah zu Boden. Irgendetwas brannte in seinen Augen. Dann drehte er sich um, ging zu seiner Truppe zurück und trat im Kübelwagen ein wenig zu heftig auf das Gaspedal.
    Der Schnee war endgültig geschmolzen und wieder hatte sich die Landschaft in ein lehmiges Schmutzloch verwandelt. Erde klebte an Rädern, Kettengestängen, Stiefeln und an allem, was irgendwie mit dem Boden in Berührung kam. Bis jetzt waren sie einigermaßen durchgekommen, die Fahrzeuge hielten sich besser als erwartet, wenn man von einem Pkw absah, der sich neben der Rollbahn überschlagen hatte. Durch Funksprüche wurden die Soldaten weitergeleitet, bis zu einem Ort namens Atürka, wo sie sich vorläufig in einem verlassenen Fabrikgebäude installieren sollten.
    Doch als sie in Atürka ankamen, war der Ort bereits von Rumänen und Ungarn besetzt. Antonescu, der rumänische Ministerpräsident, hatte sich vorbehalten, dass man seiner Armeeführung ohne Verbindungsoffizier keinen Befehl erteilen durfte; aber dieser war nicht auszumachen, weil alles drunter und drüber ging. Viele Versprengte irrten umher, unter denen sich auch deutsche Infanteristen befanden.
    Um sie zu sammeln, erteilte Kommandant von Seidel nach der Beschlagnahmung der leeren Fabrik Paul den Auftrag, am Ortsausgang mit einer Wache von fünf Mann dafür zu sorgen, dass flüchtende Deserteure aufgehalten wurden. Er regte sich wortreich darüber auf, dass erbärmliche Drückeberger die anderen in einer solchen Situation im Stich ließen und sich einfach aus dem Staub machten. Etliche, die unter fadenscheinigen Vorwänden vorbei wollten, waren bereits wieder in den Ort zurückgeschickt worden.
    Da kam plötzlich mit aufheulendem Motorengeräusch ein PKW mit Vollgas angebraust. Der deutsche Leutnant, der auf dem Trittbrett stand, rief ihm schon von Weitem

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