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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Exekutionskommando abhoben.
    Der Kommandant ging von einem zum anderen, kontrollierte Munition und Reserven und versuchte, jedem gut zuzureden. »Wir dürfen jetzt nichts überstürzen, Leute – behaltet vor allem die Nerven!«
    In der Nacht kam dann endlich der erlösende Funkspruch:
    »Ausbrechen aus der Stadt, egal wie! Wir schicken euch drei neue Tigerpanzer entgegen, die den Weg freihalten!«
    Von Seidel war ein wenig blass um die Nase, als er unter die Männer trat.
    »Leute! Wir haben nur noch zwei Sturmgeschütze! Sammelt alle Fahrzeuge, macht die Zugmaschinen startklar! Wir warten, bis es Nacht wird, genau bis ein Uhr. Dann wagen wir den Ausbruch. Die Straße nach Westen führt zu einem breiten Fluss, einer Furt, hinter der sich ein Terrain befindet, das von unserer Infanterie noch gehalten wird. Dort wartet die versprochene Verstärkung auf uns. Wir müssen schnell sein, einfach durchbrechen. Es wird nicht leicht sein, rüberzukommen, denn dieser Abschnitt liegt unter feindlichem Beschuss. Aber wenn es uns gelingt, haben wir es geschafft.« Er machte eine nachdenkliche, kurze Pause. »Tut euer Bestes, gebt ordentlich Gas. Wir dürfen nicht stecken bleiben, sonst haben wir den Salat.«
    »Da kommen wir nie mit heilen Knochen durch«, erhob sich eine Stimme.
    »Wer war das?« Niemand meldete sich, und von Seidel fuhr fort: »Wenn wir über dem Fluss sind, gehen wir wieder in Stellung und bauen die Geschütze auf, damit für die Infanterie der Weg frei ist, um sich zurückzuziehen. Ist das klar?«
    Undeutliches Gemurmel erhob sich.
    »Hofmann und Dandl, in den letzten Wagen. Und jetzt viel Glück, seht zu, dass ihr durchkommt.«
    Es gab kein Nachdenken über das Für und Wider, nur eine emsige Betriebsamkeit mit einem letzten Warten auf das Signal und das erhoffte Kommando: »Los!«
    Die Nacht war ungewöhnlich dunkel, und der Tross mit den Fahrzeugen setzte sich um punkt eins in Bewegung, rollte in rasantem Tempo durch den Ort und auf den Fluss zu. Er führte zwar wenig Wasser, aber da Paul die Besonderheiten des Geländes bereits kannte, befürchtete er, dass der Boden an der Furt so sumpfig sein könnte, dass man dort hängen blieb. Franz Dandl saß geduckt neben ihm, das Gewehr im Anschlag. Die ersten Meter ging alles glatt, der Gegner hatte den nächtlichen Ausbruch nicht gleich bemerkt, und die vorderen Wagen waren bereits gut durchgekommen. Doch nach der ersten Überraschung begannen die Russen, aus allen Rohren zu schießen. Vor Paul war jetzt unglücklicherweise ein Wagen mitten im Flussbett stecken geblieben. Er bog mit den anderen nach links ab und raste einen aufgeschütteten Feldweg entlang, um zumindest aus der Schusslinie zu sein. Von allen Seiten spürte er es um seine Ohren knallen, als er holpernd und im schlingernden Wagen hin und her geworfen, mehrfach in Gefahr geriet, im Graben oder im Fluss zu landen. Die russischen Panzer spuckten Feuersalven, aber sie wagten sich aus Respekt vor den gefürchteten Sturmgeschützen nicht allzu nahe heran. Überall lagen getroffene Kameraden, aber es gab kein Halten, nur ein blindes aufs Gaspedaldrücken und drauflosfahren, ohne jetzt ganz genau zu wissen, wohin. Der Feldweg war plötzlich zu Ende, und Paul gab Vollgas und preschte quer über eine Wiese in ein Waldstück hinein. Zwischen den Bäumen musste er scharf bremsen. Hier waren sie vorerst aus dem gröbsten Kreuzfeuer, etwas abseits von den todbringenden Panzern und Granaten, die eben noch aus nächster Nähe an ihnen vorbeigezischt waren!
    »Grad noch mal geschafft!«, seufzte Paul erleichtert. »Aber wie kommen wir jetzt auf die andere Seite und finden unsere Infanteristen? Keine Ahnung, wo wir hier sind. Schau mal auf der Karte nach, Franz!« Der Angesprochene reagierte nicht. »He, Franz!« Als er seinen Beifahrer an der Schulter rütteln wollte, kippte dieser halb zur Seite. Der Stahlhelm war heruntergerutscht, und man sah Einschüsse am Hals und in Stirnnähe. Das Blut rann ihm über die offenen, im Schreck erstarrten Augen über die Brust. Er versuchte, ihn zu halten.
    »Komm, mach keinen Quatsch, Franz, wir sind doch gleich da …«, schrie er ihn an, als müsse er ihn aufrütteln. Doch seine Stimme erstarb. Ein seltsam unheimliches Gefühl bemächtigte sich seiner, und er spürte, wie seine Nerven zu flattern begannen. Jetzt bloß nicht durchdrehen, redete er sich selbst ein, indem er versuchte, seinen Atem zu kontrollieren und so kühl wie möglich zu bleiben. Jetzt musste er allein

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