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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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zu: »Rumänische erste Armee, sofort durchlassen!«
    »Halt! Stehen bleiben!« Paul sprang beiseite, hob die Waffe, schoss aber nicht. »Verdammt noch mal, du feiger Hund!«, knirschte er zwischen den Zähnen. »Lässt seine Kameraden imStich und nimmt noch einen Wagen mit!« Aber da war nichts zu machen, und sie mussten ihn wohl oder übel passieren lassen.
    Der Proviant wurde knapper und knapper und die Versorgungslage allmählich kritisch. Wann kam endlich Hilfe, die versprochene Verstärkung mit frischen Soldaten, mit Lebensmitteln?
    In der folgenden Nacht waren ein paar Männer, darunter Robert und der Bayer Franz Dandl, unter der Führung Pauls zu einem Spähtrupp eingeteilt worden. Geschickt getarnt mit Zweigen und Büschen saßen sie eher trübsinnig in einem sumpfigen Erdloch am Ortseingang und hielten abwechselnd Wache. Plötzlich, kurz vor der Morgendämmerung, um drei Uhr, sah Paul dicht vor sich auf der Straße die Schatten einer langen, feindlichen Kolonne. Es waren Bespannfahrzeuge und etliche Motorisierte, die wohl die eindeutige Absicht hatten, die Deutschen im Ort noch in der Dunkelheit zu überraschen und ihnen den Weg abzuschneiden.
    Er alarmierte die Kameraden, und sie beeilten sich, so schnell wie möglich zur Fabrik zu kommen.
    »Alarm! Russische Kolonne bewegt sich im Halbkreis auf uns zu, in der Absicht, uns einzuschließen.«
    Die Männer sprangen ohne Licht zu machen von den Pritschen und gingen an die Geschütze. Noch bevor die völlig überraschten Russen draußen reagieren konnten, wurde das Feuer eröffnet, und die ruhige Morgenstunde verwandelte sich in ein tödliches Desaster. Die Pferde bäumten sich auf vor dem tödlichen Gewitter, das aus dem Nichts über sie hereinprasselte, und gingen durch, die umgekippten Wagen hinter sich herschleifend. Die Russen stoben wild auseinander, ergriffen schließlich die Flucht und ließen dabei alles stehen und liegen, was sie mit sich geführt hatten.
    Auf der Straße verstreut lagen bei Sonnenaufgang neben denzu Bruch gegangen Resten der Wagen Branntweinfässchen und vor allem jede Menge Lebensmittel, scharfe Würste und Speck, lang entbehrter Proviant, auf den sich die ausgehungerten, an magere Kost gewöhnten Deutschen stürzten. Die Männer schleppten alles in den Hof des Gebäudes, zündeten ein Feuer an und veranstalteten ein Festmahl, bei dem sie sich nach langer Zeit einmal wieder so richtig satt aßen.
    Der Proviantmeister, der endlich die alltägliche Erbsensuppe mit einer ordentlichen Scheibe Geräuchertem versehen konnte, drohte Paul jedes Mal, wenn er in seine Nähe kam, einen Napf heißer Suppe über den Kopf zu gießen. Er hatte einen dumpfen Hass auf ihn entwickelt, den der Streit und die Rivalität um Tanjas Gunst ausgelöst hatte.
    »Das gewöhn ich dem ab!«, kündigte Paul an, vom scharfen Branntwein aus den erbeuteten Fässchen enthemmt. »Dem zeig ich es jetzt!« Er stürmte mit geballter Faust auf ihn zu, doch die anderen warfen sich auf ihn und rissen ihn zurück.
    »Spinnst du?«, fuhr ihn Robert an. »Wegen einer Frau so ein Theater zu machen! Als wenn wir nicht genug andere Sorgen hätten!«
    Paul senkte ernüchtert den Kopf und ließ den Arm fallen. Der Kamerad sollte recht behalten. Die versprochene Verstärkung kam nicht zu ihnen durch, die Russen blockten sie ab, und die Lage wurde allmählich richtig brenzlig. Als Nächstes fuhren vor dem Dorf erneut eine gute Anzahl russischer Panzer auf, die die Straße nach Westen abriegelten und den Eindruck erweckten, als seien sie zu allem entschlossen. Sie umkreisten bedrohlich den Ort, schienen aber noch unschlüssig, was sie genau unternehmen sollten. Im Lager machte sich Unruhe ob der verfahrenen Situation breit.
    »Jetzt sind sie wohl endgültig sauer auf uns!« Schmidt kratzte sich am Kopf. »Sie kommen zwar nicht so leicht ins Dorf hinein – aber wir auch nicht zu unseren Leuten hinaus! Eigentlichsitzen wir in der Falle. Die warten jetzt auf uns, wie die Katze vor dem Mauseloch!«
    »Irgendwie entwischen wir ihnen schon noch, verlass dich drauf!« Paul war wie immer optimistisch. »Der Funker hat unsere Position durchgegeben, und Hitler hat versprochen, uns Tigerpanzer zu schicken. Die werden uns schon noch raushauen.«
    »Das hat man in Stalingrad auch gehört. Und was war dann, hmm?«
    »Mach hier mal keine miese Stimmung. Du wirst es schon noch sehen!« Er blickte nervös über die Ebene, vor der sich die dunklen Silhouetten der wartenden Panzer wie ein

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