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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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verstehst.« Sie lächelte Gottfried schmelzend entgegen, der nach einem kurzen Gruß oberflächlich über sie hinwegsah und nur der Schwester innig die Hand küsste. GertraudsMundwinkel zogen sich nach unten: Wenn er ihr doch auch einmal einen solchen Blick senden würde! Aber wie immer hatte er nur Augen für Magdalena, die ihn wie einen lästigen Eindringling behandelte. Wie hypnotisiert starrte sie über die Kerzen des Leuchters hinweg den jungen Mann an, der stocksteif an seinem Platz saß und die Krawatte am Kragen seines weißen Hemdes zurechtrückte, als sei sie ihm zu eng. Gottfried galt ihr als der Held aller Helden – seit er kürzlich zum Leutnant befördert worden war und man ihm trotz seiner Jugend das Ritterkreuz verliehen hatte.
    Die Großmutter beugte sich zu dem Gast hinüber. »Ich freue mich, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind, lieber von Treskow! An unserer Tafel ist immer ein Platz für Sie frei! Wie lange bleiben Sie noch in Königsberg?«
    Gottfried lächelte geschmeichelt. »Oh, nur noch ein paar Tage. Ich kann es eigentlich gar nicht erwarten, wieder an die Front zurückzukommen.«
    »Dann erzählen Sie uns doch einmal ausführlich, wie es zum Ritterkreuz, dieser hohen Auszeichnung eigentlich kam!«
    Das wollte sich Gottfried nicht zweimal sagen lassen, und er erzählte stolz, was der Wehrmachtsbericht des »Großdeutschen Rundfunks« schon vor einigen Wochen zu Propagandazwecken verbreitet hatte. Als Mitglied des »Adlergeschwaders« war es ihm nämlich mit seiner JU 88 in einer einzigartigen Glückssträhne gelungen, dem modernsten britischen Flugzeugträger, der »Ark Royal« im Sturzflug einen Nahtreffer an die Bordwand und noch einen weiteren auf das Vorschiff zu versetzen.
    Zwar kannte inzwischen schon jeder die Geschichte der »Ark Royal«, aber interessanter war es doch, alles aus dem Mund des jugendlichen Helden zu hören.
    Gertraud lauschte mit halb offenem Mund und heißen roten Wangen. Sie verschlang Gottfried förmlich mit den Augen, und Magdalena hatte fast ein wenig Mitleid mit ihr. Wenigstensschien auch die Mutter eine Weile aus ihrer stummen Lethargie erwacht, mit der sie seit Lutz‘ Tod jeden Tag versunken am Tisch saß und appetitlos im Essen stocherte.
    Gottfried beendete seinen packenden Bericht, ließ sich den Schweinebraten mit Klößen schmecken und sah mit gerötetem Gesicht erwartungsvoll über den Rand seines Weinglases zu Magdalena hinüber, die ihm mit gezwungener Höflichkeit zulächelte.
    »Es ist jedes Mal ein Vergnügen für mich, mit Ihnen zu plaudern, gnädige Frau!«, wandte er sich jetzt an Großmutter Louise, nachdem Frau von Walden auf einige seiner Bemerkungen nicht geantwortet und nach etlichen, rasch heruntergestürzten Gläsern Wein und einem unauffälligen Griff in das kleine Tablettendöschen vor ihr wieder in abwesende Teilnahmslosigkeit gefallen war, mit der sie blicklos auf die Tischdecke starrte. »Ihre Ansichten stimmen so ganz mit den meinen überein.«
    »Ihre Eltern müssen sehr stolz auf Sie sein!« Wohlwollend nickte Louise ihm zu, sah aber gleichzeitig nach dem Zifferblatt der Standuhr und winkte dem die Teller abräumenden Diener Johann, den Radioapparat aufzudrehen. Aufgeregt trommelte sie mit den Fingern auf die weiße Tischdecke. Alle schwiegen nun erwartungsvoll vor dem Kommenden, gebannt der forschen Stimme des Nachrichtensprechers lauschend, der mit den Meldungen eines britischen Luftangriffes auf Essen und Köln und des Großangriffes der sowjetischen Krim-Front gegen die 11. deutsche Armee begann. Anlässlich des Heldengedenktages kam nach einer Weile schließlich Hitler selbst zu Wort. Seine aufpeitschende Stimme klang, vom Quäken und Knarzen des Radioapparates unterbrochen, durch den Äther: ›Die bolschewistischen Horden an der Krim, die unsere deutschen Soldaten in diesem Winter nicht zu besiegen vermochten, werden von uns im kommenden Sommer bis zur Vernichtung geschlagen sein!‹Aufbrausender Jubel des Publikums verschluckte den Rest.
    Magdalena fühlte ihr Herz so laut klopfen, dass sie beinahe keine Luft mehr bekam. Paul, ihr Paul kämpfte an der Krim! Wenn ihm dort nur kein Leid geschah! Die weiteren Meldungen, wie die Forderung von Reichsjustizminsters Freisler, der bei Zuchthausstrafen über zehn Jahren die Todesstrafe verhängen wollte, rauschten an ihrem Ohr vorbei, fanden aber den Beifall von Gottfried. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, in der der junge Mann in flammender Zustimmung dem

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