Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
nie eine Frau wie dich getroffen«, er überlegte, wie er es am besten formulieren konnte, »und mit solcher Leidenschaft geliebt! Aber du musst verstehen, dass ich meinen Gefühlen nicht nachgeben konnte …«
Sie zögerte einen Moment, es ging wie ein Licht über ihr Gesicht, und sie flüsterte hastig. »Das war es also – ich wusste es! Aber es ist ja noch nicht zu spät. Ich bin bereit, deinen Fehler zu vergessen – lass uns noch einmal von vorn beginnen. Fjodorist tot – ich weiß es. Er ist bei dem Angriff auf den Bunker ums Leben gekommen. Komm mit mir – wir fliehen zusammen ins Gebirge, so wie wir es geplant hatten! Niemand wird uns dort suchen. Der Krieg ist bald zu Ende. Du musst nicht mehr kämpfen. Wir fangen ein neues Leben an, nur wir beide … « Ihre Augen sahen über ihn hinweg zum Fenster des Lazaretts, hinter dem der volle Mond die Nacht erhellte. »Ich liebe dich! Ich kann ohne dich nicht mehr leben!« Ihre Stimme erstickte, sie nahm seine Hand und küsste sie beinahe andächtig. »Sag, dass auch du mich liebst – das alles nur ein Irrtum war. Dass du mich nie mehr verlassen wirst... «
Sie ist wahnsinnig!, schoss es Paul durch den Kopf. Diese Frau hat völlig den Verstand verloren! Und sie kann mich damit in Teufels Küche bringen!
»Es ist unmöglich für mich zu fliehen«, antwortete er heiser, »so etwas kann ich nicht machen. Desertation – dafür wird man bei uns an die Wand gestellt! Verschwinde, solange es noch Zeit ist. Sonst zeige ich dich an!«
»Wenn du das tust, werde ich behaupten, dass du mit der russischen Seite konspirierst... und das Gegenteil musst du erst mal beweisen!«, fauchte Anouschka. »Ich habe an alles gedacht. In deinem Spind liegen die russische Uniform und die Papiere eines Oberst. Man wird dir nicht glauben – dich gerade deswegen an die Wand stellen! Überleg es dir, aber nicht zu lange.« Sie beugte sich zu ihm und er spürte ihre weichen, sinnlichen Lippen auf seinem Mund, und es schien ihm, als schmelze jeder Widerstand in einem berauschenden Schwindelgefühl, mit dem er ihren Kuss erwidern musste, ob er wollte oder nicht.
»Ich weiß, du liebst mich!«, triumphierte sie. »Komm – die Tür ist offen!« Über ihn gebeugt, hatte sie ihre Hand unter sein Hemd geschoben, um ihn zu liebkosen. Sie sah die Verwirrung in seinen Augen, und ihre Stimme war nur noch ein verführerisches Gurren: »Wir nehmen eines der Motorräder aus dem Fuhrparkund einen Kanister Benzin. Mehr brauchen wir vorerst nicht. Alles andere kannst du mir überlassen! Komm!«
»Gut! Ich gehe mit dir!«, willigte Paul schließlich zum Schein ein und erhob sich so leise wie möglich von der knarrenden Pritsche. Es gab keine andere Möglichkeit – er musste zumindest so tun, als ginge er auf ihren Vorschlag ein, bevor sie irgendeinen Unsinn erzählte und sich Geschichten zusammenphantasierte, die nicht so schnell zu widerlegen waren!
Auf Zehenspitzen verließen sie den Saal des Lazaretts. Die Nacht draußen war schwül und von einer Mischung aus Qualm und süßlichem Leichengeruch, der aus den Höhlen an der Küste herüberwehte, durchsetzt.
Ihre Lider flatterten, als sie ein paar Nadeln aus ihrem Haar nestelte und die schwarze Flut ihrer Haare über Schultern und Rücken fiel. Kokett setzte sie das weiße Häubchen darüber. Dann öffnete sie mit gekonntem Griff die oberen Knöpfe ihrer weißen Bluse bis zum Busenansatz. Sie war schön, viel zu schön, als dass ein Mann ihr widerstehen konnte, und es fiel ihr nicht schwer, die Wachen in ein kleines Geplänkel zu verwickeln und sie eine Weile ihren Dienst vergessen zu lassen. Leise tat Paul inzwischen so, als ob er zum Fuhrpark schlich, während er krampfhaft überlegte, auf welche Weise er die leidenschaftliche Wildkatze, die ihn nicht aus ihren Fängen lassen wollte, am besten loswurde.
Aber wem sollte er sich anvertrauen? Was sagen? Dass eine Frau, eine Spionin zwischen zwei Fronten ihn aus dem Lazarett entführt hatte? Weil sie ihn liebte? Man würde ihn auslachen, ihm nicht glauben, das war so gut wie sicher.
Wenn er Hans doch wenigstens einmal von dieser Geschichte erzählt hätte! Er zischte einem Wachtposten zu: »Weck den Stabsarzt, Dr. Müller! Gib Alarm! Ich erklär’s dir später!«
Dieser sah ihn so verständnislos an, dass er sich fragte, ob er überhaupt begriffen hatte, was er von ihm wollte. Er schob eineder Maschinen heraus, eine BMW und versuchte, sie zu starten. In diesem Moment hörte er das
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