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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Falckenbergs Herz entfernt war, weil der aus dem Pistolenrohr herausgeschleuderte Schmutz nur in unmittelbarer Nähe desselben aufgefangen werden kann.«
    »Also doch Selbstmord!«, triumphierte Jordan.
    »Dies allerdings nicht, meine Herren«, entgegnete Eller. »Die Pistole wurde einem bereits Toten auf die Brust gesetzt.«
    »Einem Toten?«, fragte Langustier, während Jordan leise fluchte. Es hätte ja alles so einfach sein können.
    »In der Tat. Denn das Sichtbare ist meist nicht das Entscheidende. Das Herz dieses Mannes, den ich übrigens noch vor wenigen Tagen als Gast begrüßen konnte wie Sie beide jetzt«, Jordan schluckte, »hatte bereits aufgehört zu schlagen, als die Pistolenkugel ihn ereilte.«
    Eller wendete den Leichnam wie einen Braten und wies auf die Nackenpartie, wo sich eine äußerst schwache und daher nur dem Fachmann auf Anhieb erkennbare Rötung erahnen ließ.
    »Der Exitus wurde bedingt durch eine Diversion des Canalis Vertebralis, der das Mark enthält, genau zwei Wirbel unterhalb des Epistropheus. Ein kräftiger, gezielter Schlag hat ihm das Genickgebrochen. Es können auch zwei gewesen sein. Ich fand keine Halme oder Sandpartikel in Mund und Nase, was darauf hindeutet, dass sich der Mann im Sturz noch umwendete, beziehungsweise, was wahrscheinlicher ist, im Augenblick des Schlages gekauert oder gebückt verharrte. Als er getroffen wurde, stützte er sich wahrscheinlich mit der Hand ab, fiel auf die Seite und kam auf dem Rücken zu liegen.«
    Langustier, dem die Praxis des Tötens durch Genickschlag aus reicher Küchenerfahrung nichts neues war – Kaninchen und Fische ließen sich auf diese Weise bequem ins Jenseits befördern – war keineswegs verwundert, dass dieser Kunstgriff auch beim Menschen mit Erfolg zur Anwendung gebracht werden konnte. Sogar den Vertreterinnen des anderen Geschlechts mochte dies zuzutrauen sein. Eller bedeckte Falckenbergs Leichnam wieder.
    »Er hat Glück, noch vor November das Zeitliche gesegnet zu haben, denn so entgeht er der öffentlichen Zergliederung im Anatomischen Theater.«
    Da Langustier nicht wusste, wovon die Rede ging, erläuterte Eller ihm kurz:
    »Das Theatrum Anatomicum ist eine unter dem Vater des jetzigen Königs eingerichtete, löbliche Institution, mit deren Hilfe wir den Lernbegierigen an den Überresten wirklicher Menschen die anatomischen Wunder demonstrieren können, wofür ein eigener neuer Hörsaal«, er zeigte in Richtung Decke, »eingerichtet wurde. Sämtliche zwischen dem ersten November und dem ersten Mai in den Spitälern, dem Irren- und Armenhause, oder bei Gewaltverbrechen Verblichenen werden uns hierfür zu eigen angewiesen. Den Sinn der zeitlichen Begrenzung werden Sie sich, wenn Sie in der Vorratshaltung von Viktualien nicht unerfahren sind, leicht beantworten können.«
    »Bei der Entkleidung des Toten fand ich übrigens diesen Zettel in einer der Hemdmanschetten, der Sie sicher interessieren dürfte.« Langustier nahm das Papier und überflog es rasch, bevor er es anJordan weiterreichte. Dieser hatte Ellers Bericht vom Türrahmen aus mitangehört, aber keine Anstalten gemacht, das schreckliche Gelass zu betreten. Jetzt war es, fand er, höchste Zeit, nach Charlottenburg zurückzukehren. Der Zettel, auf dem eine ominöse Einladung stand, deutete für ihn wie für Langustier darauf hin, dass Falckenberg mit Absicht zur Bergischen Eiche bestellt worden war. Selbstmord und Duell schieden somit gleichermaßen aus den Überlegungen aus.
    »Ich könnte Ihnen noch den interessanten Fall dieser männlichen Kindsleiche demonstrieren, die mir vorgestern aus dem Militärwaisenhaus überstellt wurde …?«
    Eller machte eine einladende Geste in Richtung auf den zweiten Tisch, doch Langustier wollte nun wie Jordan den Bereich dieser Gruft bald verlassen.
    »Ein anderes Mal gern.« Er dämpfte die Stimme. »Ich komme noch einmal in den nächsten Tagen bei Ihnen vorbei, um mir Ihr Kabinett etwas genauer anzusehen.«
    »Mit Vergnügen, Monsieur, wenn es Ihnen nicht den Geschmack verdirbt?«
    Während Langustier angestrengt darüber nachdachte, wie die neuen Erkenntnisse in eine vernünftige Ordnung zu bringen wären, schlossen sich die Flügel des Scheunentores hinter der Kutsche. Vor allem beschäftigte ihn die Frage, im Gefolge welcher Staatsaffäre Jordan zuletzt bei Eller gewesen sein könnte. Aber auch den Grund für Falckenbergs Besuch bei diesem hochgelehrten Mann gedachte er baldmöglichst herauszubringen.
    Die erschöpfte

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