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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Blechschüsseln dampften noch die Innereien, von Fliegenhorden umschwärmt, auf dem Rasen vor dem Fenster. Die Jagdhunde mit ihren feinen Nasen würden sich binnen kurzem dieser appetitlichen Brocken annehmen.
    Schlegel und Läufe der Kaninchen hatte Langustier abgetrennt, die Pfoten mit einem kleinen Handbeil abgehackt und die Rücken der Tiere entbeint. Entlang der Wirbelsäule hatte er die Rückenstränge auf beiden Seiten vom Knochen geschält und die so gewonnenen Filets mit einem Plättiereisen zu Schnitzeln flachgeklopft. Die ausgelösten Markknochen waren zerhackt und in einer Kasserole mit grob zerkleinertem Sellerie, gewürfelten Mohrrüben, Schwarzwurzeln, Teltower Rübchen und Zwiebeln kurz angeröstet worden. Zerdrückter Knoblauch und die Nadeln einiger Zweige Rosmarin waren hinzugekommen, schließlich die Keulen und Läufe der Hoppler. Nach kurzem Anbraten derselben hatten Fleischbrühe und Rotwein das Ganze dampfend abgelöscht, bevor eszum stillen Garen auf die Öfen verfrachtet worden war. Kleine Kaninchen brauchten vielleicht eine dreiviertel Stunde, aber für diese ausgewachsenen Rammler hier wären eineinhalb Stunden eher noch zu wenig. Gegen Mittag, kurz bevor sich der Tross des Hofarchitekten, der nun für kurze Zeit die Regierung in Charlottenburg übernommen hatte, im ovalen Saal zu Tisch setzen würde, kämen die Schnitzel an die Reihe, die aber nur kurz angebraten und mit frischen Steinpilzen, vorgekochten Auberginenscheiben und Schalotten in Mehlbutter geschwenkt werden müssten. Bis dahin wäre er, schätzte Langustier, dann wohl ebenfalls mit dieser kuriosen roten Suppe zu Rande gekommen, für deren Bereitung ihn der Russe jetzt munter Weißkohlköpfe spalten ließ.
    Bei diesen kräftezehrenden Vorbereitungen kam es Langustier sehr gelegen, vor dem Fenster ein bisschen Abwechslung zu haben. Seit den nebligen Morgenstunden, als man kaum hundert Meter weit schauen konnte, trieb dort draußen eine ruhelose Herrschergestalt ein Regiment von dienstbaren Geistern an. Gebüsche wurden abgesägt, wimpelgeschmückte Holzpflöcke in den Boden gerammt, Schnüre gespannt. Pausenlos jagten Zahlen und Maße durch die Luft und wurden auf einem großen Papierbogen aufgefangen. Der stattliche Mann, der an einem mobilen Holzpult über den Plan gebeugt, seine Mannschaft dirigierte wie ein architektonisches Kammerorchester, machte einen gehetzten Eindruck. Er wollte vor innerer Hitze schier vergehen. Noch lange bevor die Sonne für Erwärmung gesorgt hatte, waren Jacke und Weste schon von ihm geflogen und die weißen, rüschenbesetzten Hemdsärmel aufgekrempelt worden.
    Hans Georg Wenzeslaus Freiherr von Knobelsdorff schnaufte kurz, die goldgelben Ahornbäume im Bildhintergrund fixierend, und ging im Geiste die Liste seiner dringlichsten Aufträge durch, deren gefälligste Erledigung sein oberster Dienstherr mit Macht von ihm verlangte. In privater Konferenz hatten sie nur die wichtigsten Punkte kurz durcheilt, als da wären: der Ausbau vonSchloss Monbijou, der Bau des königlichen Opernhauses in Berlin, die Planung des damit begonnenen »Forum Fridericianum«, die Umgestaltung des Tiergartens, der Neubau der Landstraße Berlin-Charlottenburg, der Wiederaufbau des im April völlig niedergebrannten Dörfchens Rheinsberg … ach ja und nun: die Erweiterung von Schloss Charlottenburg um einen ganzen Flügel. Aber das fiel eigentlich kaum weiter ins Gewicht. Wie sollte er das alles schaffen? War das zu bewältigen? Es schien zum Verzweifeln, doch selbst dafür gebrach es ihm an Zeit.
    Eine halbe Woche blieb ihm für die hiesigen Gründungsarbeiten, die Instruktion der Bauleute und Poliere, das Vorzeichnen der Pläne. Anschließend musste er den Gehilfen das Feld überlassen und, so leid es ihm tat, auf Befehl des Königs nach Dresden und Paris reisen, um die neuesten Entwicklungen im Theaterbau sowie den fortschrittlichen französischen Geschmack in der Baukunst noch rasch in sich aufzunehmen.
    Sonderbarerweise bekam er bei diesen letzten Gedanken wieder Hunger, nachdem er nun seit Monaten an Appetitlosigkeit gelitten hatte. Von irgendwoher kam hier ein betörender Duft. Er schnupperte, sah sich um und erblickte hinter einem heranjagenden Rudel Spürhunde, das sich auf den Inhalt zweier Blechschüsseln mit Gekröse warf, eine massige, weißumhüllte, irgendwie seltsam mit den Armen rudernde oder flügelschlagende Gestalt am jetzt offenen Küchenfenster. Diese menschliche Windmühle musste der neue französische

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